Die französische Regierung will durch eine umstrittene Reform das Rentenalter schrittweise um zwei Jahre auf 64 Jahre anheben. Wie Premierministerin Élisabeth Borne in Paris sagte, soll die Altersgrenze jedes Jahr um drei Monate steigen und 2030 64 Jahre erreichen.
Ausnahmen soll es für Menschen mit gesundheitlichen Problemen und frühem Berufseinstieg geben. Sie bezeichnete die Pläne der Zentralregierung unter Staatschef Emmanuel Macron als einen von Ausgleich, Gerechtigkeit und sozialem Fortschritt.
Das aktuelle Rentenalter in Frankreich liegt bei 62 Jahren. Wer in diesem Alter noch nicht lange genug eingezahlt hat, um Anspruch auf eine volle Rente zu haben, kann manchmal länger arbeiten. Mit 67 Jahren gilt unabhängig von der Einzahlungsdauer der volle Rentenanspruch – das will der Staat beibehalten, aber die Zahl der Jahre, die man vorauszahlen muss, soll schneller steigen als bisher geplant.
In Frankreich gibt es ein privates Rentensystem, das für bestimmte Berufsgruppen privilegiert ist. Borne kündigte an, die meisten von ihnen abschaffen zu wollen. Andererseits will die Regierung die Mindestrente auf rund 1.200 Euro monatlich erhöhen.
Macron und die Regierung müssen an zwei Fronten kämpfen
Die Regierung hat ihr Vorgehen damit begründet, dass Frankreichs Rentensystem langfristig nicht tragfähig sei. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire sagte, das derzeitige System werde bis 2030 ein Defizit von 13,5 Milliarden Euro aufweisen.
Präsident Macron wollte bereits in seiner ersten Amtszeit das Rentensystem reformieren. Monatelang wurde gegen sein Vorzeigeprojekt demonstriert. Die Reformen wurden im Parlament verabschiedet, aber durch die Coronavirus-Pandemie verzögert.
Um sicherzustellen, dass Reformen kein zweites Mal scheitern, müssen Macron und die Regierung zusammenarbeiten. Sie haben seit den Parlamentswahlen im Juni keine absolute Mehrheit mehr in der Nationalversammlung und wollen Unterstützung von den Konservativen. Unterdessen könnten erneut Massenproteste drohen.