Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise: Immer wieder musste die staatliche Förderbank KfW mit milliardenschweren Rettungspaketen einspringen. Vor 75 Jahren gegründet, erfreut sich das Institut großer Nachfrage – und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Der amtierende Vorstandsvorsitzende Stefan Wintels prognostizierte „Entscheidungen des Jahrzehnts“ mit Lehren für „die zukünftigen Lebensbedingungen unserer Kinder und Enkel“. Zum Auftakt des Jubiläums lädt die KfW an diesem Dienstag (18.30 Uhr) zu einem Empfang in Frankfurt ein, zu dem auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) erwartet wird.
Obwohl die Frankfurter KfW keine Filialen und keine Kundeneinlagen hat, spielt sie dennoch eine wichtige Rolle in der Wirtschaft. Die Bankengruppe mit mehr als 7.600 Mitarbeitern (Stand 2021) vergibt zinsgünstige Kredite an mittelständische Unternehmen, Häuslebauer und Studenten. Entwicklungs- und Schwellenländer werden von KfW und DEG unterstützt. Die Tochtergesellschaft KfW Capital hat 2018 den Betrieb aufgenommen, um Start-ups das nötige Kapital für ihre Expansion zur Verfügung zu stellen.
Krisenfeuerwehren auch in Coronazeiten
Immer wieder instrumentalisiert die Politik das Förderinstitut, das zu 80 Prozent im Besitz des Bundes und zu 20 Prozent in den Händen der Länder ist: Nach der Wiedervereinigung hat die Bank den „Orientalischen Bau“ mit angestoßen. Immer wieder hat der Bund große Anteile an ehemaligen Landesunternehmen wie Post und Telekom bei der KfW hinterlegt. Mitten in der Corona-Krise unterstützt die KfW gemeinsam mit Banken und Sparkassen Unternehmen, die durch die Pandemie angeschlagen sind, bei der Kreditvergabe. Damals unterstützte sie mehr als 155.000 kleine und mittelständische Unternehmen. Wie der Bund können sich Förderbanken zu relativ günstigen Konditionen am Kapitalmarkt finanzieren. Das kann die KfW auch außerhalb von Haushaltsdisziplin und Schuldengrenzen.
Mit Inkrafttreten des KfW-Gesetzes am 18. November 1948 nahm die damalige Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ihre Arbeit auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg beauftragten die USA und Großbritannien das Institut mit Mitteln aus dem Marshall-Plan, um das zerstörte Deutschland wieder aufzubauen. Mit zinsgünstigen Krediten an die Industrie legte die KfW den Grundstein für das deutsche Wirtschaftswunder.
„Aus dem schmalbrüstigen Nachkriegskind ist ein starkes Institut geworden“, sagte Gert Vogt, damals Vorstandssprecher der KfW, anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Instituts. An Aufgaben wird es dem Institut auch in Zukunft nicht mangeln. Die Ampel-Allianz hat der KfW eine wichtige Rolle als „Investitions- und Innovationsagentur“ für die Aufgaben der Zukunft gegeben: Energiewende, Klimawandel, Digitalisierung und Innovationsförderung.
vergiss nicht, Geld zu verdienen
Geld verdienen ist eine Mission der KfW, auch wenn es nicht ihre Hauptaufgabe ist. „Unser Ziel ist es, jährlich etwa 1 Milliarde Euro zu verdienen“, sagte KfW-Chef Winters kürzlich. Der Investmentbanker und langjährige Citigroup-Manager startete im Herbst 2021 bei der Förderbank.
Die Jahre verliefen jedoch für die Entwicklungsbank nicht reibungslos. Die Beteiligung an der Mittelstandsbank IKB belastet KfW und Steuerzahler mit rund 10 Mrd. EUR. Die IKB nutzte US-Hypotheken, um am Markt zu spekulieren. Im September 2008 hatte die Förderbank erneut schlechte Nachrichten: An dem Tag, an dem die US-Investmentbank Insolvenz anmeldete, überwies sie 320 Millionen Euro an Lehman Brothers, und die KfW wurde als „Deutschlands dümmste Bank“ belächelt. Dann schimpfte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD): „So ein blöder Transfer – da hat sogar meine 89-jährige Mutter Angst.“
Wenige Monate nach seinem Amtsantritt erlebte Winters auch den geschäftlichen Druck an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft. Der plötzliche Stopp des Förderprogramms für energieeffiziente Gebäude im Januar 2022 hat für Ärger gesorgt. „Ich versichere Ihnen, dass es nicht wieder zu einem Einfrieren von Anwendungen kommen wird“, versicherte Wintels später.
Das anachronistisch anmutende Wort „Institut“ ist seit mehr als 20 Jahren aus dem Namen einer Förderbank verschwunden. Aus der Wiederaufbaukreditgesellschaft wurde um die Jahrhundertwende die KfW Bankengruppe. Stolz weist das früher als konservativ geltende Institut darauf hin, dass der Vorstand (demnächst wieder sechs) zur Hälfte aus Frauen besteht.