Lange Beine, löffelförmiger Schnabel und mehr als 400 Zähne, einige davon hakenförmig – Wissenschaftler haben in einem Steinbruch in Oberfranken eine ungewöhnliche neue Art von Flugsauriern entdeckt. Das deutsch-englische Forschungsteam hat dem neuen Flugsaurier den wissenschaftlichen Namen Balaenognathus maeuseri – was übersetzt Walkiefer bedeutet – gegeben, teilte das Naturhistorische Museum in Bamberg am Dienstag mit. Dort ist ein fast vollständiges Skelett eines Flugsauriers zu sehen. Der Name spielt darauf an, dass die Saurier wahrscheinlich wie Bartenwale Nahrung aus dem Wasser filterten.
Ein Team unter Leitung der University of Portsmouth stellte fest, dass die Form der Zähne besonders auffällig war. „Einige der Zähne hatten am Ende einen Haken, der noch nie zuvor bei einem Flugsaurier gesehen worden war“, sagte Hauptautor David Martial. Das Tier benutzte wahrscheinlich einen Haken, um kleine Krebse zu fangen. Die Forschung wird in der Zeitschrift PalZ der Paläontologischen Gesellschaft veröffentlicht.
Vor etwa 154 Millionen Jahren lebten Flugsaurier in einer damals flachen Lagunenlandschaft in der Region. Die Zähne deuten Experten zufolge auf eine ungewöhnliche Ernährung des Flugsauriers hin: Balaenognathus maeuseri nutzte seinen löffelförmigen Schnabel vermutlich zum Aufsaugen von Wasser. Dann drückt er mit seinen Zähnen die überschüssige Flüssigkeit heraus und lässt die Garnelen und Ruderfußkrebse in seinem Mund.
Auf das gut erhaltene Skelett stießen Forscher zufällig, als sie im Herbst 2011 einen großen Kalksteinblock mit Krokodilknochen aus einem Steinbruch bei Wattendorf im Landkreis Bamberg freilegten. „Das Tier muss fast unmittelbar nach dem Tod im Sediment begraben worden sein“, vermutet Mathil. Alle Gelenke, einschließlich der Bänder, sind noch verbunden.
Der neue Flugsaurier wurde zu Ehren von Matthias Mauser, ehemaliger Direktor des Naturhistorischen Museums in Bamberg, auf den Namen maeuseri getauft. Er war auch Mitautor der Studie, starb jedoch im August 2021, während er die Publikation schrieb. Das Naturkundemuseum führt seit 2004 wissenschaftliche Ausgrabungen im Steinbruch bei Wattendorf durch. Im Jahr 2000 wurden dort Fossilien aus der Zeit des oberen Jura entdeckt. Viele der Funde sind laut Museumsdirektor Oliver Wings im Naturhistorischen Museum ausgestellt, darunter der weltweit größte Quastenflosser aus dem oberen Jura.