Es würde helfen, wenn Asylbewerber in Niedersachsen schneller als bisher von den Landesunterkünften auf die Städte verteilt würden, so der Flüchtlingsrat. Geschäftsführer Kay Weber sagte, es würde auch die Integration erleichtern, da die Wartezeiten in den „Zwischenlagern“ des Landes für die Betroffenen ein Stillstand seien. „Flüchtlinge wollen ankommen und nicht mittendrin bleiben.“
Die Asylbewerberaufnahme in Niedersachsen sei in den letzten Jahren „pragmatisch und problemorientiert“ organisiert worden, erklärte Weber. Und der Flüchtlingsrat sei es auch zuversichtlich, dass dies weiterhin ein Erfolg wird. Allerdings führen die zunehmenden Ankünfte und der Wegfall der Hannover Messe, die derzeit über rund 3.000 Übernachtungsplätze verfügt, dazu, dass Unterkünfte, insbesondere für traumatisierte, kranke oder schwerbehinderte Flüchtlinge, „an dem einen oder anderen Ort nicht verfügbar sind“. .”
Innenministerin Daniela Behrens gab kürzlich bekannt, dass derzeit alle rund 9.500 Empfangsschalter des Landes besetzt sind. Für die Unterbringung von Asylbewerbern müssen daher in den kommenden Wochen und Monaten möglicherweise Hallen und Zelte genutzt werden. Die Lebensbedingungen der Menschen, die nach Deutschland kommen, würden dadurch beeinträchtigt, sagte der SPD-Politiker.
Der Flüchtlingsrat befürchtet nun, dass angesichts der Intensivierung der öffentlichen Debatte die Asylrechte gefährdet werden und sich die Lebensbedingungen der Flüchtlinge dauerhaft verschlechtern könnten. Das Komitee hielt dies für ungerechtfertigt: Die Asylzahlen seien immer noch weit von 2015 entfernt, Asylbewerber machten nur 10 bis 20 Prozent aller Einwanderer aus.
Im Jahr 2015 beantragten rund 102.000 Menschen in Niedersachsen Asyl. Nach Angaben des Innenministeriums seien in diesem Jahr bis zum 20. September rund 19.150 Asylsuchende ins Land eingereist. Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind in den aktuellen Zahlen nicht enthalten, da sie keinen Asylantrag stellen müssen. Zuletzt kamen jedoch fast keine Ukrainer mehr nach Niedersachsen.
„Dass deutsche Politiker händeringend nach neuen Arbeitskräften im Ausland suchen, ohne das Potenzial von Flüchtlingen systematisch auszuschöpfen, erscheint uns sehr absurd und kontraproduktiv. Um einen Engpass auf dem Arbeitsmarkt zu vermeiden, sind es jetzt Hunderttausende Menschen.“ „Asylsuchende werden zu einem großen Problem erklärt“, kritisierte Weber. Davon hat insbesondere die Alternative für Deutschland profitiert.
Am Montag werden Innenminister Behrens und lokale Verbände ein Treffen abhalten, um hochrangige Gespräche über die Aufnahme von Flüchtlingen zu führen. Das Land geht davon aus, dass Kreise und Städte ab dem 1. Oktober wieder mehr Flüchtlinge aufnehmen werden. In der Residenz der staatlichen Aufnahmebehörde wurde ein Notfall-Check-in eingerichtet. Dadurch werden mehr Menschen in Zimmern und Sälen untergebracht, wobei auch Schulungsräume als Unterkunft genutzt werden.
Behrens forderte jüngst EU und Bundesregierung dazu auf, sich stärker mit den Fluchtgründen auseinanderzusetzen und Schritte zu unternehmen, um Abkommen mit Herkunftsländern zu schließen, in denen es weniger Asylbewerber gibt. Die CDU als Oppositionspartei im Landtag schließt die Einführung von Grenzkontrollen gegenüber Deutschland nicht aus.