Ständige Beschwerden aus dem Kindergarten oder der Schule, schiefe Blicke der anderen Mütter oder das innere Unbehagen, wenn das eigene Kind wieder einmal aufdreht und sich daneben benimmt. Einige Mütter können in solchen Situationen ganz gelassen bleiben, andere zerbrechen sich den Kopf, welches Verhalten sich noch im Rahmen hält und was bereits die Grenzen überschreitet.
Verhalten als Erfahrung
Das Wichtigste in solchen Situationen ist, das eigene Kind zu kennen und sein Verhalten zu verstehen. Kinder benehmen sich nicht angeboren schlecht. Das Verhalten ist ein Ergebnis von Lern- und Erfahrungsprozessen. Das Kind lernt im Laufe der Zeit auf bestimmte Situationen zu reagieren. Manchmal leider auch unangemessen – oder was bei anderen als unangemessen betrachtet werden kann. Daher passiert es oft, dass Mütter mit ihren Sprösslingen nachsichtiger sind, während anderen Menschen in gewissen Situationen beinahe Dampf aus den Ohren quillt.
Hatte sich das Kind auch mal daneben benommen, ist es noch kein Grund zur Panik. Kinder müssen manchmal auch ihre Grenzen austesten. Dennoch sollten Kinder schon von Klein auf lernen und erfahren, dass es Grenzen gibt und auch verstehen, dass es bei Überschreitung dieser Grenzen auch Konsequenzen folgen können.
Was tun bei einem schwierigen Verhalten?
Leider kann es auch dazu kommen, dass das Kind ein schwieriges Verhalten entwickelt. Das kann sich entweder in allen Lebenssituationen äußern oder auch nur in bestimmten Lagen zum Ausdruck kommen. Was man auf keinen Fall tun sollte – das Verhalten ignorieren. Schon gar nicht aus eigener Bequemlichkeit. Oft kann schwieriges Verhalten von Kindern auch andere stören oder sogar anderen schaden. Dazu zählen zum Beispiel körperliche Übergriffe oder Beleidigungen.
Es gibt viele Tipps, wie man Kindern die Grenzen aufzeigt und mit ihnen arbeitet. Doch wenn die Eltern an dem Versuch scheitern, gibt es immer eine Möglichkeit sich Hilfe und Unterstützung zu holen.
Wo holt man sich Hilfe?
Oft äußern sich die Auffälligkeiten im Kindergarten oder in der Schule. Da können Erzieher, Lehrer oder Sozialarbeiter unterstützend zur Seite stehen. Es gibt die Möglichkeit eines gemeinsamen Gesprächs zur Lösungsfindung, wenn das Kind zum Beispiel den Kindergartenalltag oder den schulischen Ablauf stört. Man möchte ja kein Kind gleich abschreiben, daher sind auch Lehrkräfte und Erzieher daran interessiert, die Kinder abzuholen.
In vielen Städten und Gemeinden gibt es auch Einrichtungen, die gezielt mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, um sie an die Gemeinschaft zu adaptieren oder ihre Verhaltensmuster zu korrigieren. Einrichtungen wie Diakonie und Caritas bieten zudem Beratungsgespräche an, bei denen Eltern sich Hilfe und Rat holen können.
Besteht auf ein Verdacht auf ADS/ADHS oder sind deutliche Verhaltensauffälligkeiten zu beobachten, sollte ein Facharzt aufgesucht werden. Ein erstes klärendes Gespräch kann in der Regel auch ein Kinderarzt anbieten. Testungen zu ADS/ADHS werden in vielen Praxen oder auch Kliniken durchgeführt. Dabei kann der behandelnde Arzt eine Überweisung vornehmen oder man informiert sich eigenständig über die Angebote vor Ort.
Bei Verhaltensauffälligkeiten kommt für viele Kinder eine Verhaltenstherapie in Frage. Dabei arbeitet ein Therapeut mit dem betroffenen Kind und erarbeitet mit ihm Verhaltensweisen. Da das Verhalten wie bereits erwähnt eine angelernte Sache ist, kann es auch wieder „entlernt“ und durch andere Verhaltensmuster ersetzt werden.
Bei schwerwiegenden psychischen Problemen sollte ein Facharzt konsultiert werden. Er ordnet dann die entsprechende Therapie an.
Verhaltensauffälligkeiten und Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen sollten bei einem Kind nie ignoriert werden. Viele Eltern schämen sich oft dafür und scheuen sich deswegen, eine professionelle Unterstützung zu holen. Doch wenn ein Kind sich „daneben“ benimmt, bedeutet es keinesfalls, dass es ein Versagen der Eltern ist. Ein Fehlverhalten kann mehrere Ursachen haben und sogar vom Umfeld beeinflusst werden. Wichtig ist, das rechtzeitig zu erkennen und zu handeln. Wird das ignoriert, lernt das Kind nicht, auf bestimmte Aktionen und in bestimmten Situationen richtig zu reagieren. Das kann ihm später zum Verhängnis werden.