Die FDP-Opposition sieht große Potenziale für Nordrhein-Westfalen in der Erforschung und Entwicklung der Kernfusion. «Das erste Fusions-Demonstrationskraftwerk in Deutschland soll in Nordrhein-Westfalen errichtet werden», fordert die FDP in einem Antrag, den Landtagsfraktionschef Henning Höne am Montag in Düsseldorf vorstellte. Die Landesregierung soll sich demnach dafür einsetzen, dass Jülich als Exzellenz-Forschungsnetzwerk für die anwendungsorientierte Kernfusionsforschung ausgebaut wird.
Bei der Kernfusion werden Atomkerne nicht gespalten, sondern wie auf der Sonne miteinander verschmolzen. Theoretisch kann in einem Fusionskraftwerk klimafreundlich Energie ohne Atommüll wie in einem Atomkraftwerk und ohne Gefahr einer Reaktorkatastrophe erzeugt werden – praktisch ist das aber noch sehr schwierig. Das Bundesministerium für Forschung bezeichnet Fusionsenergie in einem Positionspapier als «sauber», weil der Strom CO2-neutral erzeugt werde. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte kürzlich die Bedeutung neuer Technologien wie Kernfusion hervorgehoben.
Die FDP sieht in den großen zusammenhängenden Flächen des Rheinischen Reviers beste Standortvorteile für ein Demonstrationskraftwerk in NRW. Aus den insgesamt 14,8 Milliarden Euro an Strukturfördermitteln für die Region zur Abfederung des Kohle-Ausstiegs sollte nach Ansicht der Freidemokraten mindestens eine Milliarde für ein solches Kraftwerk bereitgestellt werden.
Höne warf der schwarz-grünen Landesregierung vor, selbst keine Orientierung zu bieten, wie NRW in 15 Jahren aussehen könnte. «Die Landesregierung hat den Schlafwagen gebucht», kritisierte der Liberale. Es werde «weiter munter repräsentiert statt regiert».
Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) habe sich «ohne Not rein geschmissen in die Debatte rund um die Kanzlerkandidatur der Union», bemängelte dessen vormaliger Regierungspartner. Das gehe zulasten Nordrhein-Westfalens und der Aufmerksamkeit für das Land und seine riesigen Herausforderungen. Auch die grüne Wirtschaftsministerin fülle das Vakuum nicht aus: «Bei Mona Neubaur hat sich der Sprechzettel seit dem Landtagswahlkampf nicht verändert», ätzte Höne. «Wir vermissen jegliche Initiative zur Stärkung des Industrie-Standorts und der Arbeitsplätze.»