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FACT CHECK: Die Chancen auf weiße Weihnachten werden immer geringer

So stellen sich viele Menschen das ideale Weihnachtsfest vor: drinnen leuchtende Bäume und draußen türmt sich der Schnee. Wird das mit dem Klimawandel unwahrscheinlicher? Nach Ansicht von Experten sieht es so aus. Faktencheck.

Für viele ist eine weiße Weihnacht ein Ideal. Foto..aussiedlerbote.de
Für viele ist eine weiße Weihnacht ein Ideal. Foto..aussiedlerbote.de

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Noch ist nicht absehbar, ob es in der diesjährigen Weihnachtszeit einen frühen Kälteeinbruch mit Schneefall geben wird. Für viele ist eine weiße Weihnacht ein Idealbild. Der Schnee strahlt Ruhe aus und die Natur scheint in den Winterschlaf zu verfallen - ein Bild, das zu Weihnachten passt, das ja eigentlich besinnlich sein soll. Doch aufgrund eines bestimmten Wetterphänomens war die weiße Weihnacht in Deutschland schon vor dem Klimawandel eine Ausnahme.

Behauptung: Es wird hierzulande nie wieder eine weiße Weihnacht geben.

Bewertung: unwahrscheinlich - aber die Chancen werden tatsächlich geringer.

Tatsache: Vor allem ältere Menschen romantisieren oft die Vergangenheit. Es wird oft behauptet, dass es an Weihnachten immer schneit. Stimmt das?

Es gibt keine offizielle Definition für "weiße Weihnachten", aber der Deutsche Wetterdienst (DWD) spricht von "weißen Weihnachten", wenn am Morgen des 24., 25. oder 26. Dezember mindestens ein Zentimeter Schnee an einer Wetterstation gemessen wird.

Was sind die Elemente einer Weißen Weihnacht?

Laut DWD ist eine weiße Weihnacht in den meisten Teilen Deutschlands selten, zumindest wenn man nicht in den höheren Mittelgebirgen oder am Alpenrand wohnt. "Es müssen viele Faktoren berücksichtigt werden", sagt DWD-Klimaexperte Karsten Friedrich über Schnee in der Weihnachtszeit. Es muss kalt und nass genug sein.

Das Problem dabei: Kalte Luft aus dem Norden oder Nordosten ist meist trocken und bringt keinen Niederschlag. Milde Luft aus dem Westen bringt oft Feuchtigkeit, aber selten Schnee. Die Mischung in der Allwetterküche muss stimmen. Das ist Anfang Dezember der Fall.

Wie sieht es mit regionalen Unterschieden aus?

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Schnee an Weihnachten ist, hängt auch davon ab, wo in Deutschland man wohnt. Generell gilt: Je höher man wohnt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass zu Weihnachten Schnee vor der Haustür liegt. Doch in manchen Jahren, wie zuletzt 2022, gibt es nicht einmal in den Alpen genügend weiße Weihnachten, erinnert Friedrich.

Wetterexperten raten: Wer am ersten Weihnachtsfeiertag keinen Schnee sehen will, sollte an die See fahren. Da Nord- und Ostsee auch im Dezember noch sommerlich warm sind, ist es an den Küsten meist milder.

Hatte Großvater recht - waren die Weihnachten in der Vergangenheit weißer?

Die Wahrscheinlichkeit einer weißen Weihnacht im deutschen Flachland war noch nie besonders hoch, aber zu Großvaters Zeiten war sie sicher höher als heute. Das hat eine Auswertung der Klimaarchive des Nationalen Wetterdienstes (NMS) ergeben: Ein Vergleich der Referenzzeiträume 1961-1990 und 1991-2020 zeigt, dass die Chancen auf Schnee in allen drei Weihnachtsperioden um mehr als den Gesamtanteil von 50 Prozent gesunken sind.

Ein Beispiel aus dem einst schneeverwöhnten Süddeutschland verdeutlicht dies: In der bayerischen Landeshauptstadt München gab es von 1961 bis 1990 etwa alle drei Jahre eine weiße Weihnacht, von 1991 bis 2020 jedoch nur noch alle sieben Jahre. Jahr.

Wann gab es in Deutschland das letzte Mal eine weiße Weihnacht?

Das letzte Mal, dass hierzulande eine weiße Weihnacht gefeiert wurde, war im Jahr 2010. Am Morgen des 24. Dezembers vor 13 Jahren schneite es noch lückenhaft, aber "bis Heiligabend sorgte Neuschnee dafür, dass ganz Deutschland mit Schnee bedeckt war", so der DWD. Solche mehr oder weniger flächendeckenden weißen Weihnachten sind selten.

Seit den 2010er Jahren gab es sie insgesamt nur viermal - 1962, 1969 und 1981. "Bis zu einer Woche vor Weihnachten" lässt sich nur mit einer gewissen Zuverlässigkeit vorhersagen, ob das Fest in diesem Jahr weiß sein wird. DWD-Experte Friedrich.

Ist Weihnachten einfach zur falschen Zeit?

Fast jedes Jahr ist es so: Kurz vor den Festtagen beginnt das sogenannte Weihnachtstauwetter, das der DWD in seinem Lexikon ausführlich beschreibt. Aus Westen weht milde Atlantikluft heran, die manchmal auch Regen mit sich bringt. Der Schnee, der zuvor gefallen war, ist verschwunden. Das "berüchtigte Weihnachtstauwetter" gehört laut DWD zu den so genannten Singularitäten, also normalen Wetterereignissen, die je nach Region eine 70-prozentige Chance haben, einzutreten.

Das heißt: Weihnachten kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. "Die Wahrscheinlichkeit für Schnee ist im Hochwinter am größten", sagt Friedrich und meint damit den Januar.

Wie geht es weiter in der Zeit des Klimawandels?

Valeri Goldberg, Klimaforscher an der Technischen Universität Dresden, bezeichnet den Zeitraum seit 2010 als "die längste Periode aufeinanderfolgender grüner Weihnachtsfeiertage, seit meteorologische Aufzeichnungen geführt werden". Dies bezieht sich auf die sächsische Landeshauptstadt zwischen 1884 und 2021.

Hier zeigen sich die Auswirkungen der globalen Erwärmung. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Erwärmung der Atmosphäre und der Ozeane und einer Abnahme der Häufigkeit weißer Weihnachten, schreibt Goldberg, in Mitteleuropa. Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Winter schneit, nimmt ab - vor allem im Tiefland. Deshalb müssen kalte und feuchte Luftmassen erst aus den Polarregionen nach Mitteleuropa gelangen.

Klimaprojektionen zeigen, dass sich die Winter in Mitteleuropa bis zum Ende des 21. Jahrhunderts um durchschnittlich 3 bis 4 Grad und bis zu 5,5 Grad erwärmen werden. Klimaforscher Goldberg prognostiziert, dass davon auszugehen ist, dass eine weiße Weihnacht "ein sehr seltenes Ereignis" werden wird.

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Quelle: www.stern.de

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