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Fachpraxis für Sexarbeit: Kriminalisierung von Klienten bei Verbot

Prostitution
Eine Prostituierte steht vor der roten Beleuchtung unter einem Bett in einem Studio.

Die Thüringer Beratungsstelle steht der aktuellen Diskussion um den rechtlichen Status von Sexarbeit in Deutschland kritisch gegenüber. „Die Kriminalisierung eines Klienten bedeutet im Wesentlichen, dass man nicht mehr arbeiten kann“, sagte Delia Dancia von der Beratungsstelle „Allerd!ngs“. „Es ist wie ein Verbot. Es wird die Sexarbeit nicht abschaffen, es wird die Sexarbeit nur im Dunkeln halten.“ Im September hatte die CSU-Politikerin Dorothee Bär zuvor vorgeschlagen, den Kauf von Prostitution in Deutschland zu verbieten, um die Situation deutscher Prostituierter zu verbessern.

Seit der Einführung des Prostitutionsgesetzes im Jahr 2002 ist Prostitution in Deutschland kein unethisches, sondern normales Geschäft mehr. Nach Ansicht von Dancia sind jedoch viele Anpassungen erforderlich, um eine Gleichbehandlung mit anderen Berufen zu erreichen. Probleme bereiten beispielsweise sogenannte Sperrgebiete, in denen Sexarbeit nur eingeschränkt oder gar nicht möglich ist. Der Anbieter bringt den Kunden dann möglicherweise an einen unsicheren Ort.

Dancia betonte außerdem, dass Sexarbeit sehr vielfältig sei. „Davon betroffen sind Straßenarbeit, Wohnungsvermittlung, Bordelle, Pornodarsteller, Erotikmassagen, Begleitdienste und Sexassistenten.“ Letztere seien Menschen, die pornografische und sexuelle Dienstleistungen etwa für Menschen mit Behinderungen erbringen. Auch solche Sexualassistenten waren am Mittwoch zu einem Expertentreffen in der Beratungsstelle eingeladen.

Regulär gemeldete Prostituierte gibt es in Thüringen zumindest nach Angaben des Statistischen Landesamtes relativ wenig: 84 Ende 2022. Drei Viertel davon kommen aus europäischen Ländern. Beispielsweise gab es 24 rumänische Prostituierte und 14 bulgarische Prostituierte. Allerdings geht „Allerd!ngs“ von einer höheren Zahl aus – einfach weil Sexarbeiterinnen auch in anderen Bundesländern gemeldet sind, aber in Thüringen arbeiten können.

„Allerd!ngs“ ist eine professionelle Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen in Thüringen. Seit Mitte November 2021 berät sie Anbieter erotischer und sexueller Dienstleistungen, unter anderem zu psychosozialen und sozialrechtlichen Fragestellungen sowie zum Prostituiertenschutzgesetz.

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