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Extremer Zugtest: Der neue ICE L im Klimatunnel

ICE L im Klimatunnel
Eine Frostschicht bedeckt die Front einer ICE-L-Lokomotive im Klima-Wind-Kanal in Wien.

Im heißen Sommer bedeckte der bitterkalte Wind die Züge der Deutschen Bahn mit einer Schicht weißen Reifs. In diesem Fall haben die Extremereignisse auf der Wiener Testanlage nichts mit dem Klimawandel zu tun. Diese sind Teil der Tests, die die neuen ICE-L-Züge durchlaufen müssen, bevor sie Ende nächsten Jahres in Betrieb gehen. Trotz der ICE-Bezeichnung werden die Niederflurfahrzeuge des spanischen Herstellers Talgo nicht für Hochgeschwindigkeitsverbindungen eingesetzt, sondern als Ersatz für ältere Intercity-1-Züge – die teilweise auch mit Diesel fahren.

Für Nicht-ICE-L-Frontelektrifizierungsstrecken verbrauchen sogenannte Dual-Power-Lokomotiven sowohl Kraftstoff als auch Strom. Im Prinzip ist der ICE L rein konzipiert für Elektrolokomotiven für unterschiedliche Spannungen auf deutschen und niederländischen Bahnen. Daher sollte der neue Zug zunächst zwischen Berlin und Amsterdam verkehren. „Ein Lokwechsel an der Grenze ist nicht mehr nötig. Das spart viel Zeit. sagt Stella Köster, verantwortlich für die Beschaffung und Einführung des ICE L der Deutschen Bahn.

Ab Mitte 2026 werden auch die Inseln Sylt und Oberstdorf in Bayern bedient. Mittelfristig sind die 79 bestellten Züge geplant soll ganz Deutschland verbinden. Der ICE L kann eine Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h erreichen. „Der Zug wird künftig auf vielen Strecken in Deutschland mit Geschwindigkeiten unter 300 km/h eingesetzt“, sagt Köster , beschrieb er den Unterschied zum schnelleren ICE-Modell.

„Da steht ICE, und es gibt ICE-Komfort im Auto“

Laut Projektleiter der Grund, warum das neue Der Zug hieß ICE und hat hauptsächlich mit Innenarchitektur zu tun. „Wenn ICE draufsteht, hat es auch ICE-Komfort“, sagt Köster. Das Alleinstellungsmerkmal des ICE L in der ICE-Flotte ist der stufenlose Einstieg. Konstruktionsbedingt sind diese Wagen nur etwa halb so lang wie aktuelle DB-Wagen. „Es verändert das Raumgefühl“, sagt Koster über die privatere, ruhigere Umgebung. Auch Rollstuhlfahrer können die stufenlose Bahn zum Bordbistro nutzen.

Das sieht auch der Fahrgastverband Pro Bahn positiv. „Dieser Zug eignet sich besonders gut für den Reiseverkehr, wenn man viel Gepäck mitnimmt“, sagt Karl-Peter Naumann von dpa. Für den vorgesehenen Zweck wurde ein gutes Modell angeschafft. Einziger Kritikpunkt ist, dass die Deutsche Bahn nur die verlängerte Version des ICE L bestellt hat. Pro Bahn befürchtet, dass es künftig keine Direktverbindungen in Erholungsgebieten mehr geben wird, in denen sich die Züge bisher auf Fahrten trennten oder zusammenschlossen.

Erprobung unter extremen Bedingungen

In Wien steht derzeit ein ICE L im weltweit größten Klima-Windkanal. Im National Rolling Stock Test Center können Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h und Temperaturen von minus 45 Grad bis plus 60 Grad herrschen – inklusive Regen, Eis, Schnee und UV-Strahlung. Das System verbraucht viel Energie. Katharina Wagner von Rail Tec Arsenal, dem Betreiber des Kanals, sagte, der Stromverbrauch entspreche dem einer Kleinstadt. An der Unternehmensführung sind auch die Hersteller Siemens und Alstom beteiligt.

ICE L hat sich für das bewährte Talgo-Modell entschieden, das bisher unter anderem in Spanien und Saudi-Arabien zum Einsatz kommt. Dennoch müssen alle Komponenten wie Türmechanismen, Scheibenwischer und Klimaanlagen vor ihrem Einsatz bei der Deutschen Bahn unter extremen Bedingungen getestet werden. „Es wird heißer, deshalb sollten Klimaanlagen zuverlässig funktionieren“, sagte Koster. Auch Bahntests in Polen und Deutschland sowie Schulungen für DB-Mitarbeiter stehen vor der Inbetriebnahme der Züge auf dem Programm.

ICE-Flotten-Update

ICE L ist durchgehend im Programm Fernverkehrsflotte verjüngt. Siemens beliefert die DB bereits mit den neuen ICE4 und ICE3 neo. Mit der Neuanschaffung will die Deutsche Bahn das Durchschnittsalter ihrer ICE-Flotte bis 2030 von derzeit 18 Jahren auf 12 Jahre senken. Im Konzern besteht große Hoffnung, dass die junge Flotte auch dazu beiträgt, Störungen zu reduzieren und so die Pünktlichkeit zu verbessern. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen voraussichtlich mehr als 450 ICE-Züge des Staatsunternehmens unterwegs sein – weit mehr als derzeit.

Die Entwicklung des neuen Schnellzuges ist abgeschlossen und es wurde angekündigt, dass er eine Höchstgeschwindigkeit von 280 bis 300 Stundenkilometern erreichen und dabei einen horizontalen Zugang auf Bahnsteigebene, also ohne Stufen, ermöglichen wird. Nach Angaben der DB existiert eine solche Technologie bisher nicht. Nach Angaben der DB ist die erste Phase des Projekts abgeschlossen und die Ausschreibung für Entwicklung, Bau und Genehmigung wird derzeit vorbereitet. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2031 geplant.

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