Die Zusagen von Dänemark und den Niederlanden zur Lieferung von F-16-Kampfjets sind nach Ansicht eines Experten besonders wichtig zur Motivation der Ukrainer. «Präsident Wolodymyr Selenskyj braucht Erfolge auf dem Schlachtfeld», sagte der Politologe Maximilian Terhalle der Deutschen Presse-Agentur.
«Die Kampfjets sind ein wesentliches Element, das ihm hilft, die Motivation der Bevölkerung und der Truppen aufrechtzuerhalten und zu befördern.» Dies gelte umso mehr, weil die Gegenoffensive «in der allgemeinen Wahrnehmung noch nicht da ist, wo sie sein sollte».
Lieferzeit für Jets
Ein «Gamechanger» seien die F-16 aber nicht. «Ich will das Überraschungselement nicht verkennen, aber die Jets werden erst in einigen Monaten geliefert», sagte der Gastprofessor für Strategie an der London School of Economics. «Gewiss werden die F-16 den russischen Kampfhubschraubern erheblich zusetzen können und den Luftraum für die vordringenden Bodentruppen sicherer machen», sagte Terhalle.
«Aber die russische Luftwaffe wird ihre bisherige Überlegenheit nicht freiwillig aufgeben. Je nachdem, wie schnell die F-16 eingesetzt werden, werden die ukrainischen Bodentruppen mehr oder weniger aufgerieben sein.» Möglich sei, dass die Ukraine vorerst verstärkt auf Artillerie und Streumunition setzen würde, um Zeit bis zum Einsatz der Kampfflugzeuge zu bekommen.
Kritik an Kanzler Scholz
Terhalle forderte zudem mehr Tempo der Bundesregierung bei der Entscheidung über eine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. Diese Zusage werde erst kommen, wenn noch mehr Druck aus der Nato komme, sagte der Experte. Die «vielgenannte Besonnenheit» von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) orientiere sich allein «am Gemütszustand eines Teils der sozialdemokratischen Wählerschaft».
Scholz sei «in seiner Sicht viel zu stark isoliert in innenpolitischen Gedankenkalkülen». Terhalle betonte: «Deutschland hat sich auch nach 18 Monaten Krieg keine strategische Initiativkraft angeeignet.»
Linken-Politiker will F-16-Abgabe stoppen
Der Linken-Politiker Sören Pellmann drängt indes die Bundesregierung, die Lieferung von F-16-Kampfflugzeugen durch die Niederlande und Dänemark an die Ukraine zu verhindern. Diese «überschreitet eine weitere rote Linie», kritisierte der Leipziger Bundestagsabgeordnete.
«Die Bundesregierung muss alles unternehmen, um mit politischem Druck die Lieferung zu stoppen. Es kann nicht sein, dass einzelne Nato-Staaten für sich diese Entscheidung treffen und damit die Lage für alle eskalieren.»