Ihrer Ansicht nach hat die Präsidentin des Europäischen Parlaments, Roberta Metsola, nichts falsch gemacht, indem sie die Berichterstattung über Luxushotelaufenthalte und andere Reisen in Frankreich verzögert hat, die von Dritten bezahlt wurden. „Es war kein Fehler und kein Parlamentssprecher vor mir hat diesen Schritt getan“, sagte Metsola dem „Handelsblatt“ (Samstag). Metsola veröffentlichte letzte Woche inmitten des EU-Korruptionsskandals Informationen über Geschenke und Reisen, die von Dritten bezahlt wurden – viele davon aus dem letzten Jahr.
Gemäß parlamentarischer Verordnung müssen Abgeordnete für Reisen und Geschenke von Dritten im letzten Bericht Ende nächsten Monats bezahlen und im öffentlichen Register veröffentlichen. Laut Metsola hat der Sprecher des Parlaments dies jedoch bisher nicht getan. Metsola sagte, sie wolle „Gewohnheiten und Traditionen brechen und öffentlich machen“. Sie will Verantwortung übernehmen und Vorbild sein. Der ehemalige Sprecher David Sassoli hat während seiner Amtszeit keine Reisen oder Geschenke öffentlich gemeldet.
Die Begleitung wird ebenfalls geheim gehalten
Unter anderem geht es um eine Reise mit Metsola zu einem Treffen mit einer Weinverbindung in Frankreich, wo die Verbindung ihr und ihrem Mann eine Familie zahlt Fünf-Sterne-Hotelgebühren. Nach parlamentarischen Regeln hätte sie die Reise Ende November vergangenen Jahres melden sollen. Metsola gab zunächst nicht an, dass ihr Mann auch auf der Reise war. Eine Sprecherin von Metsola sagte, sie sei eingeladen worden, um über die Erhaltung der berühmten Küche der Region zu sprechen. Sie handelt im Namen des Europäischen Parlaments.
Metsola enthüllte außerdem 125 Geschenke zu spät. Die meisten Geschenke hat die Politikerin der Liste zufolge der Parlamentsdirektion zur Aufbewahrung übergeben oder in ihrem Büro aufbewahrt. Letztere sind zB Bilder, Vasen und Bücher. Ein Sprecher von Metsola betonte, dass der Präsident im Namen der Institution Geschenke annehme, sie aber nicht behalte.
Ob Metsola nun mit Konsequenzen gedroht wird, war zunächst unklar. Bei Verstößen könnten theoretisch Sanktionen verhängt werden. Der Sprecher ist eigentlich für die Durchsetzung der Regeln verantwortlich.
Im jüngsten EU-Korruptionsskandal klagte die Justiz die ehemalige stellvertretende Parlamentssprecherin Eva Kelly der Beteiligung an kriminellen Vereinigungen, Geldwäsche und Korruption an. Hier geht es um den angeblichen Einfluss Katars und Marokkos auf politische Entscheidungen im Europäischen Parlament.