Schweres Erdbeben in Marokko: Mehr als 2 000 Tote
Nach dem verheerenden Erdbeben, das Marokko erschütterte, verbrachten die Bewohner der betroffenen Regionen eine zweite Nacht in Angst und Trauer um die Opfer. Regierungsberichte deuten nun darauf hin, dass die Zahl der Todesopfer auf 2012 gestiegen ist. Über 2059 weitere Personen wurden verletzt, wobei mehr als die Hälfte von ihnen in kritischem Zustand ist, wie marokkanische Medien unter Berufung auf das Innenministerium am Sonntagabend berichteten. Dieses späte Freitagnacht-Erdbeben ist das schlimmste in mehreren Jahrzehnten für das nordafrikanische Land. Schweres Erdbeben in Marokko: König Mohammed VI. hat eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
Trotz zahlreicher globaler Hilfsangebote hat die Regierung des Landes noch nicht offiziell um Unterstützung gebeten. Dieser vorläufige Schritt ist erforderlich, bevor ausländische Rettungsteams entsandt werden können. Dennoch sind das Technische Hilfswerk (THW) und andere humanitäre Organisationen in Deutschland und verschiedenen Ländern bereit für einen möglichen Einsatz in der Katastrophenregion. “Auf unserer Seite laufen alle Vorbereitungen”, bestätigte ein Sprecher des THW am Samstagabend gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Unsere Gedanken sind bei den Opfern des Erdbebens in #Marokko & den Angehörigen. Die schrecklichen Bilder, die uns aus Marokko erreicht haben, zeigen das gewaltige Ausmaß durch das Erdbeben, dem hunderte Menschen zum Opfer fielen.
— Karl Nehammer (@karlnehammer) September 9, 2023
Schweres Erdbeben in Marokko: EU drückte ihr Beileid aus
Auch die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union reichten in einem Brief an den König ihre Hilfe an und drückten ihr Beileid aus. Die Nachricht lautete: “Als enge Freunde und Partner Marokkos stehen wir bereit, Ihnen in jeder von Ihnen als nützlich erachteten Weise zu helfen.”
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind mehr als 300.000 Menschen in Marrakesch und den umliegenden Gebieten von dieser Katastrophe betroffen. Lokale Rettungsteams, unterstützt von Soldaten, setzen die Suche nach Überlebenden inmitten der Trümmer fort. Ein Überlebender in der Stadt Imintanoute teilte eine herzzerreißende Geschichte mit: “Meine Frau, meine Kinder und ich versuchten, das Haus zu verlassen, aber meine kleine Tochter und mein hundertjähriger Vater blieben zurück. Ich versuchte vergeblich, zurückzukehren und sie zu retten; leider sind mein Vater und meine Tochter dort gestorben”, berichtete der Überlebende der Nachrichtenwebsite Hespress.
Die deutsche Regierung untersucht, ob sich Deutsche unter den Opfern in den Katastrophengebieten befinden. Bis Samstagnachmittag liegen keine Informationen dazu vor, so das deutsche Außenministerium. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter steigen wird, wenn Rettungsteams entlegene Gebiete erreichen. Das volle Ausmaß dieser Naturkatastrophe bleibt vorerst noch im Dunkeln.
Gebäude zerstört
Das Epizentrum lag etwa 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge und umfasst Siedlungen entlang steiler und kurvenreicher Serpentinenstraßen. Experten weisen darauf hin, dass aufgrund der seltenen Erdbeben in Nordafrika die Gebäude nicht ausreichend robust sind, um solch starken Erschütterungen standzuhalten. Dieses Erdbeben der Stärke 6,8 löste in der Nacht zum Freitag Panik aus.
In Gebieten von den Atlasbergen bis zur Altstadt von Marrakesch wurden einige Gebäude zerstört, und berühmte Kulturdenkmäler wurden beschädigt. Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung am Nationalen Institut für Geophysik, bestätigte, dass die Auswirkungen des Erdbebens in einem Radius von 400 Kilometern zu spüren waren. Es dauerte mehrere Sekunden. Laut dem US Geological Survey (USGS) ereignete sich das Erdbeben in einer Tiefe von 18,5 Kilometern, was Experten zufolge besonders gefährlich ist.
Nach dem Erdbeben spendeten Marokkos Fußballnationalspieler und ihre Trainer Blut als Geste des guten Willens. Auf dem Instagram-Kanal der nordafrikanischen Auswahl wurden am Samstag kurz verschiedene Profis gezeigt, wie ihnen mit einer Kanüle im Arm Blut abgenommen wurde.
Marokkos geografische Lage platziert es auf der Afrikanischen Platte, einer der größten Kontinentalplatten der Welt. Während des Erdbebens in Marokko bewegten sich Platten der Afrikanischen und Eurasischen Platte abrupt gegeneinander, wie der Seismologe Torsten Dahm vom Geoforschungszentrum Potsdam erklärte. Die Kollision selbst ist ein kontinuierlicher und langsamer Prozess, der zur Verformung der Platten und zur Anhäufung von Spannung führt. Diese Spannung kann, wie in diesem Fall beobachtet, plötzlich freigesetzt werden.