Bis zum Kulturhauptstadtjahr 2025 will Chemnitz das Elternhaus des Malers Karl Schmidt-Rottluff nach jahrelangem Leerstand sanieren und als Museum wiederbeleben. In dem 1913 und 1914 errichteten Gebäude werde nicht nur eine Präsentation zu Leben und Werk des Expressionisten und «Brücke»-Mitbegründers eingerichtet, sagte Kulturbürgermeisterin Dagmar Ruscheinsky am Montag. Es soll auch als Begnungs- und Veranstaltungsraum dienen, etwa für Workshops und künstlerische Projekte.
Insgesamt sind rund 2,2 Millionen Euro an Investitionen veranschlagt. Dazu fließen rund 350.000 Euro Fördermittel aus dem Sonderprogramm Denkmalpflege und dem Mauerfonds. Chemnitz habe so viel Kunst und Kultur zu bieten wie kaum eine andere vergleichbare Industriestadt, sagte Regionalentwicklungsminister Thomas Schmidt (CDU). Mit dem Vorhaben könne künftig stärker an den berühmten Sohn der Stadt erinnert und zugleich ein wertvolles Denkmal erhalten werden.
Karl Schmidt wurde 1884 in Rottluff – einem heutigen Ortsteil von Chemnitz – geboren, wo seine Eltern eine Mühle betrieben. Später fügte er seinem Nachnamen den Geburtsort hinzu. Schmidt-Rottluff wurde einer der wichtigsten Vertreter des Expressionismus in der Bildenden Kunst und gründete zusammen mit Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Fritz Bleyl die Künstlergruppe «Die Brücke». Von den Nationalsozialisten wurden seine Werke als «entartete Kunst» diffamiert, nach dem Zweiten Weltkrieg war er Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. 1976 starb er in Berlin.
Auf dem Areal von Wohnhaus und Mühle in Chemnitz, das als Ensemble Karl Schmidt-Rottluff eine Interventionsfläche der Kulturhauptstadt Europas 2025 werden soll, hat der Künstler seine Kindheit und Jugend verbracht. Als das jetzige Wohnhaus gebaut wurde, lebte er aber schon in Berlin. Den Angaben nach hat er hier aber immer wieder seine Familie besucht und von 1943 bis 1946 gelebt, nachdem sein Berliner Atelier bei einem Bombenangriff zerstört worden war. In die Mühle wurde in den vergangenen Jahren ebenfalls investiert, um sie auf Vordermann zu bringen. Ein Verein hat sie gepachtet, um sie als Begegnungs-, Veranstaltungs- und Bildungsstätte zugänglich zu machen.