Elektroautos werden meist dann gekauft, wenn der Staat das Geld hat
Die Bundesregierung möchte, dass mehr Menschen Elektrofahrzeuge fahren. Um den Bürgern den Umstieg von Diesel und Benzin zu erleichtern, investiert der Staat massiv in die Lösung des Problems. Die Daten zeigen jedoch, dass diese Strategie möglicherweise nicht die beste ist.
Der Staat versucht seit Jahren, die Bürger durch Subventionen, Steueranreize und Parkprivilegien für Elektrofahrzeuge zu begeistern – mit vielversprechendem Erfolg. Das Ziel Deutschlands, bis 2030 mindestens 15 Millionen Pkw mit reinen Elektrofahrzeugen auszustatten, bleibt jedenfalls außer Reichweite. Politik und Wirtschaft schieben sich gegenseitig die Schuld für Versäumnisse zu und diskutieren darüber, wer für Lösungen sorgen soll. Das einzige Problem, über das sie sich einig sind, ist, dass Deutschland, ein Automobilmotor, zu langsam war, um von Verbrennungsmotoren auf Elektromotoren umzusteigen.
Von den mehr als 49 Millionen zugelassenen Fahrzeugen fährt die überwiegende Mehrheit – fast 90 Prozent – mit Diesel oder Benzin, wie aus aktuellen Bestandsdaten der Federal Motor Carrier Administration vom Oktober 2023 hervorgeht. Nur etwa 4,5 Millionen Menschen nutzen alternative Antriebe. Allerdings sind in dieser Zahl auch Hybridautos sowie mit Erdgas und Wasserstoff betriebene Autos enthalten. Derzeit gibt es in Deutschland knapp über 1,3 Millionen reine Elektrofahrzeuge, was einem Anteil von knapp 2,7 % an der Pkw-Flotte entspricht.
Der Anteil von Elektrofahrzeugen ist in den letzten Jahren gestiegen – seit Oktober 2020 hat er sich versechsfacht. Allerdings sind die Fortschritte noch zu langsam. Beim derzeitigen Tempo dürfte das Ziel von 15 Millionen Elektrofahrzeugen frühestens im Jahr 2082 erreicht werden.
Nachfrage kann nur durch Subventionen stimuliert werden
Die EV-Kampagne muss tatsächlich verstärkt werden. Doch derzeit scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Wenn die großzügigen Förderprogramme Ende 2022 auslaufen, wird das Interesse deutscher Autofahrer an Elektrofahrzeugen stagnieren, wie der Vorjahresvergleich zeigt.
Die monatlichen Neuzulassungszahlen machen den Zusammenhang besonders deutlich: Die Elektromobilitätsbranche erhält einen kleinen Aufschwung, sobald staatliche Fördermittel zur Verfügung stehen. Die Zahl der Neuzulassungen ging jedoch bald darauf deutlich zurück und erreichte erst allmählich wieder das vorherige Niveau. Durchschnittlich wurden in den vergangenen zwölf Monaten jeden Monat rund 49.000 Elektroautos neu zugelassen. Um dies bis 2030 zu erreichen, sind dreimal so viele Mittel nötig.
Nur die Aussicht auf wirtschaftliche Vorteile kann die Nachfrage von Zeit zu Zeit stark ankurbeln. So erreichte beispielsweise im Dezember 2022 der Anteil neu zugelassener Elektrofahrzeuge einen Rekordwert. Dahinter stecken eindeutig schwerwiegende Folgen und ein letzter Schrecken: Der Staat bietet bis Ende 2022 Zuschüsse von bis zu 6.000 Euro für den privaten Kauf von Elektroautos an. Ab Januar beträgt die Höchstgrenze nur noch 4.500 €. Die Förderung der Plug-in-Technologie entfällt komplett. Bis Ende 2022 flossen mehr als 8 Milliarden Euro in die Förderung.
Subventionen müssen geprüft werden
Der zweite Höhepunkt bei den Neuzulassungen wird im August 2023 erreicht. Auch hier könnte die Aussicht auf staatliche finanzielle Unterstützung eine entscheidende Rolle gespielt haben. Schließlich stellte das Bundesverkehrsministerium im September Fördermittel in Höhe von bis zu 500 Millionen Euro bereit, um den Bau privater Solarladestationen zu fördern. Es stehen Zuschüsse in Höhe von bis zu 10.200 Euro zur Verfügung, die jedoch auf Eigentümer von Eigenheimen und Elektroautos beschränkt sind.
Die Frage nach der Gerechtigkeit dieser Maßnahmen ist in der politischen Diskussion sicherlich nicht ausgeschlossen. Aber auch die Wirksamkeit der Subventionen muss überprüft werden. Wenn es um Elektrofahrzeuge geht, lässt sich eines sagen: Staatliche Förderprogramme machen einen Unterschied – aber nur kurzfristig. Insgesamt blieben die Ergebnisse deutlich hinter dem zurück, was zur Erreichung der genannten Ziele erforderlich war. Um die Transformation des Verkehrswesens voranzutreiben, werden zweifellos andere Hebel als nur finanzielle Mittel erforderlich sein.
Quelle: www.ntv.de