- Ekki, Lügen und Videos - ein "Wilsberg"-Kriminaldrama über Fake News
Bilder können lügen. Diese schmerzhafte Erfahrung muss Wilsbergs bester Freund Ekki (Oliver Korittke) am Anfang dieser Episode der ZDF-Krimiserie "Wilsberg" (Samstag, 20:15 Uhr) machen. Diesmal dreht sich alles um Cybermobbing, Internethass und Fake News. Der Titel der 2020-Folge lautet "Alles Lüge".
Kaum hat Ekki mit dem Antiquar und Privatdetektiv (Leonard Lansink) auf dem Wochenmarkt in Münster über ein Kaviar- und Champagnerfest gewitzelt, wird er plötzlich von einem Mann attackiert, der sich von der Steuerfahndung in den Ruin getrieben fühlt. Es kommt zu einer Rangelei - mit Smartphones der Passanten, die den Moment festhalten wollen. Ein Video, das den Eindruck erweckt, dass Ekki, der sich nur verteidigt, ein gewalttätiger Rowdy ist, verbreitet sich rasant im Internet.
Ein Arzt mit Helfer-Syndrom
Der Vorfall katapultiert Privatdetektiv Wilsberg in einen Fall voller Verleumdungen und Kampagnen. Gut gemeinte Menschen werden zu Opfern. Das Böse lauert im Internet, wo ein Portal Verschwörungstheorien und grobe Erfindungen als angebliche Wahrheiten verkauft. Nach der Lüge spielt Eifersucht in dieser eher einfach gestrickten Kriminalgeschichte eine wichtige Rolle.
Das Portal lügt auch über Dr. Britta Lüders (Brigitte Zeh) - eine Ärztin mit Helfer-Syndrom, die Obdachlose bei sich wohnen lässt und Junkies bei der Entwöhnung unterstützt. Einer ihrer ehemaligen Patienten scheint sich gegen sie gewandt zu haben. Er hat eine Kampagne gegen die Ärztin im Netz gestartet, mit erfundenen und boshaften Geschichten, die ein Eigenleben zu entwickeln scheinen. Wilsberg braucht nicht lange, um zu entscheiden, der attraktiven und sympathischen Ärztin zu helfen. Doch als er den Mann konfrontieren will, findet er ihn tot an seinem Schreibtisch liegend.
Wer zieht die Fäden?
Wilsberg, auf der Suche nach dem Mörder und der Wahrheit, trifft dann auf eine Reihe von Verdächtigen: Da ist der grantige Obdachlose Paul Schlachter, der es nicht ertragen kann, wenn jemand schlecht über die Ärztin spricht, die er bewundert. Auch der schmierige Initiator des Pseudo-Enthüllungsportals, Beiderbeke (Andreas Pietschmann), kommt ins Spiel. Und haben seine beiden Mitarbeiter - einer einfältig, der andere verschlagen - etwas zu verbergen? Und wer zieht hinter den Kulissen die Fäden?
Das Thema Internethass hat Potenzial. Doch das "Wilsberg"-Team bleibt an der Oberfläche und skizziert die Mechanismen schematisch. So ist es doch eher unglaubwürdig, dass die Charaktere immer wieder von einer Horde Passanten mit bereitwilligen Smartphones umgeben sind, die dann die Bilder an "Beiderbeke News" weiterleiten.
Der Zuschauer kann sich auf den Unterhaltungswert der beliebten Krimifiguren verlassen: Wie gewohnt macht sich Polizeibeamter Overbeck (Roland Jankowsky) zum Narren - dieses Mal vor der gesamten Welt Wide Web. In einer Mischung aus enttäuschtem Cop und wütendem Bürger wird er zum Influencer "Ovinator" und treibt es mit Likes und Klicks.
Gastauftritt von Oliver Welke
Am Ende wird er sogar zum reformierten Fernsehstar: Der gebürtige Bielefelder Oliver Welke lädt den Münsteraner Detektiv zu seiner "heute-show" ein - mit überraschend echter Erscheinung. Doch bevor das passiert, müssen Wilsberg und seine Freunde einen Mörder enttarnen.
Ich sage es nicht gerne, aber die schnelle Verbreitung des irreführenden Videos über Ekki hat seinem Ruf schweren Schaden zugefügt. Trotz der noblen Arbeit der Ärztin ist sie zum Ziel von Online-Hass geworden, und sie ist nicht die Einzige, die damit zu kämpfen hat.