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„Eine Ohrfeige für jeden Bahnkunden“: Das sagen die Medien zu umstrittenen Bahnprämien

Die Nachricht über die Auszahlung von Prämien in Höhe von mehreren Millionen Dollar an Vorstandsmitglieder der Eisenbahn löste großes Unverständnis aus. Auch in den Meinungsspalten der Zeitung kam die Entscheidung nicht gut an.

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Am Montag gab es zumindest eine gute Nachricht: Zwischen Berlin und Paris verkehren wieder Nachtzüge..aussiedlerbote.de

Presseschau - „Eine Ohrfeige für jeden Bahnkunden“: Das sagen die Medien zu umstrittenen Bahnprämien

Die Deutsche Bahn (DB) will im Jahr 2022 trotz verfehlter Ziele, insbesondere bei Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit, millionenschwere Prämien an Vorstände auszahlen. Wie die Norddeutsche Zeitung, die Westdeutsche Zeitung und die Süddeutsche Zeitung berichten, sollten bei der Berechnung der Boni auch andere übertroffene Ziele stärker berücksichtigt werden, etwa der Anteil von Frauen in Führungspositionen. Neben einem Grundgehalt von rund 4 Millionen Euro sind für 2022 Prämien in Höhe von insgesamt 5 Millionen Euro für neun Vorstandsmitglieder geplant.

Kritik kam von Politikern. Grünen-Chefin Ricarda Long hält die Bonuszahlungen für unangemessen und ungerecht. „Die Eisenbahnprämien mögen zwar rechtlich gültig sein, aber ich denke, sie haben absolut nichts mit Gerechtigkeit zu tun“, sagte Lang. SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil empfahl den Vorständen, auf Zahlungen in Millionenhöhe zu verzichten. „Auch wenn im Vertrag alles klar geregelt ist und die Standards mittlerweile erfüllt sind, müssen sich die Bahnchefs fragen, ob das das richtige Signal ist“, sagte Klingber in der Sendung „RTL Direkt“.

Auch Meinungskolumnen in deutschen Tages- und Wochenzeitungen machten keinen Hehl aus ihrem Unverständnis über die Bahn-Entscheidung. Überblick.

Das sagen die Medien zu umstrittenen Bahnprämien

Freie Presse (Chemnitz): „Diese Prämien sind wie ein Schlag ins Gesicht für jeden Bahn-Kunden. Wer jetzt sogenannte geldgierige Manager beschuldigt, trifft die falsche Person. Die Bahn ist mittendrin.“ In einer Krise braucht es kompetente Mitarbeiter, vor allem an der Spitze, und das ist der Preis. Es ist der Aufsichtsrat, der über Gehälter und Boni festlegt. In ihm sitzen Vertreter der Gewerkschaften und des Bundes. Ob die „individuellen Ziele“ erreicht werden „Wenn dieser Agentur bisher die Situation wichtiger ist als der eigentliche Auftrag, dann sollte man sich über einen solchen Bonus nicht wundern.“

„Märkische Oderzeitung“ (Frankfurt am Oder): Der Fernverkehr hat eine Pünktlichkeit von 52 %, bietet den Kunden bessere Preise und ist voller Baustellen. Das Top-Management soll dafür Prämien von fast fünf Millionen Euro erhalten? Dafür soll das System verantwortlich gemacht werden. Der Bonusmodus bietet eine Art Entschädigung. Verfehlte Ziele können durch Zielüberschreitungen ausgeglichen werden. Was das bedeutet: Im Jahr 2022 haben Vorstände mehr Frauen in Führungspositionen eingesetzt und eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit als erwartet erreicht. Gleichzeitig war jedoch klar, dass die Ziele Kundenzufriedenheit und Pünktlichkeit nicht erreicht wurden. Sinnvoller wäre es, Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit in den Mittelpunkt der Bonuszahlungen für alle Vorstandsmitglieder zu stellen.

Mitteldeutsche Zeitung (Halle): Es wird davon ausgegangen, dass Bahnchef Richard Lutz im Jahr 2022 zusätzlich 1,3 Millionen Euro erhält. Neu ist, dass unpünktliche Züge und mangelhafte Kundenzufriedenheit keine Auswirkungen hatten: Lutz erhielt den Großteil der Prämie rückwirkend, weil der Konzern Ziele zur CO2-Reduktion, zur Mitarbeiterzufriedenheit und zum Anteil weiblicher Führungskräfte erreicht oder übertroffen hatte. Eckdaten. Lokführergewerkschaftschef Claus Weselsky sieht sich bestätigt: Jahrelang kritisierte er Bonus-Unsinn – und seine Rechenkünste lieferten ihm in Tarifstreitigkeiten neue Rhetorik-Munition.

SPIEGEL: Es wäre übertrieben, die Auflösung der Eisenbahnkommission zu fordern, wie es Deutschlands aufbrausender Gewerkschafter Klaus Weselski tat. Doch wenn CEO Lutz und seine Kollegen wirklich Boni zahlen wollen, sollte sich Republic zumindest genau überlegen, ob sie teure Eisenbahnen wirklich an selbstgerechte Manager abgeben wollen. Vielleicht wäre es nicht die bessere Wahl, diese Tragikomödie zu beenden.

„Staatseigene Unternehmen sollten andere Standards anwenden“

"Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung": Ihr Job ist gescheitert, Sie haben aber trotzdem mehr Geld bekommen? Willkommen im Schlaraffenland, willkommen bei der Deutschen Bahn. Damit sind nicht die Lokführer gemeint, die eine Gehaltserhöhung von 500 Euro fordern, sondern ihre Chefs im Vorstand. Im Jahr 2022 sollen sie nun Prämien im Wert von 5 Millionen Euro erhalten. Übrigens wird jeder zweite Zug aufgrund der Fahrpreiserhöhung am 10. Dezember Verspätung haben.

Süddeutsche Zeitung: (...) [Um die Ehre der Bahn zu retten, sei darauf hingewiesen, dass es bereits Menschen gibt, die vor keinem Ärger zurückschrecken. Berthold Huber, der seit fast anderthalb Jahren Netzdirektor war, sagte der Bundesregierung deutlich über den Zustand der Bahn: „Es ist zu voll, es ist zu alt, es ist zu kaputt.“ Es muss mehr Management wie dieses geben. Von. Solche Leute sind nicht billig, aber sie werden dringend benötigt. Insbesondere sollten staatliche Unternehmen nicht schlechter geführt werden als private Unternehmen. Wenn Bahn-Chefs weiterhin weniger verdienen als die Geringverdiener, darf man sich als Vorstand von BMW, Mercedes und Volkswagen nicht über die Konsequenzen wundern.

"Südkurier" (Konstanz): Eins muss man der Bahn lassen: Die Kreativität, mit der das Unternehmen seine Fehler beschönigt und vertuscht, war außergewöhnlich. Trotz unzufriedener Kunden und weiterer Verzögerungen ist der Vorstand davon überzeugt, dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist, da der Anteil von Frauen in Führungspositionen gestiegen ist und die Klimaziele gerade erst erreicht wurden. Vorstandsprämien werden durch akrobatische Rechenübungen ohne Eigenverantwortung begründet. (…) Für staatliche Unternehmen, die immer wieder Steuergelder in Milliardenhöhe erhalten, sollten andere Maßstäbe gelten.

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Quelle: www.stern.de

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