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Ein Ziel, zwei Wege – die Debatte um ausländisches Pflegepersonal

Landtag Baden-Württemberg
Das Gebäude des Landtags von Baden-Württemberg.

Um weiteren Fachkräftemangel in der Medizin- und Pflegebranche abzumildern, soll der Einstieg für ausländische Arbeitskräfte erleichtert werden. Qualifikationen sollen schneller anerkannt und bürokratische Hürden abgebaut werden. Die Landesregierung und die Oppositionsparteien sind sich über die Ziele einig, verfolgen aber unterschiedliche Wege, diese zu erreichen. Ein Gesetzentwurf der Sozialdemokraten wird am Mittwoch (10.55 Uhr) im Landtag höchstwahrscheinlich nicht angenommen werden, da die Parteien Grün und Schwarz einen nahezu vollständigen Plan haben.

Problem:

Da die Zahl der hilfsbedürftigen Menschen in Baden-Württemberg steigt und der Bedarf an Pflegekräften in den kommenden Jahren steigt, wird sich der Pflegeengpass verschärfen. Um diese Menschen unter Einhaltung der geltenden Regeln zu betreuen, benötigt Baden-Württemberg bis zum Jahr 2040 rund 24.000 zusätzliche hauptamtliche Pflegekräfte. Das sind laut einer Studie der Initiative for Sustainable and Intergenerational Care Reform etwa 35 % mehr als die derzeit 69.000 Vollzeitbeschäftigten des Landes (Stand 2021).

Aufgrund der Vielzahl ausländischer Studiengänge und Universitätsabschlüsse dauert es oft Monate, bis die Behörden wissen, welche Pflegekräfte sie in welchem ​​Umfang anerkennen können und welche nicht. Es gibt keine Arbeitsteilung zwischen den Bundesländern. Darüber hinaus mangelt es der Behörde an personellem und digitalem Bedarf. Vor der Ausländerbehörde Stuttgart bildete sich eine lange Schlange und es war überfüllt. Der Fachkräftemangel verhindert nicht nur, dass Fachkräfte in Pflegeheimen arbeiten können. Die SPD warnt: „Ein erheblicher Teil der Fachkräfte wird sich nicht um die Anerkennung ihrer Qualifikationen bemühen und nicht in andere Länder auswandern, in denen die Anerkennung einfacher zu erreichen ist.“

Der Rat der SPD:

Wenn es nach den Sozialdemokraten geht, wird die durchschnittliche Bearbeitungszeit für Anträge von 12 bis 18 Monaten auf 5 Monate verkürzt. Sie haben dafür sogar Garantien in ihren Gesetzentwurf aufgenommen. Liegen alle Voraussetzungen vor und fällt innerhalb von fünf Monaten keine Entscheidung der zuständigen Behörde, wird der Abschluss automatisch anerkannt. Um die Belastung der zuständigen Behörden zu verringern, sollte es außerdem eine bessere und für viele Menschen verpflichtende Beratung vor dem eigentlichen Identifizierungsprozess geben; sowohl die Digitalisierung als auch die Übersetzung sollten verbessert werden.

Identifizierungsverfahren Florian Wahl, gesundheitspolitischer Experte der SPD, sagte, in Baden-Württemberg seien diese Aufgaben noch zu umständlich und dauern teilweise Jahre. Daher sollte bei Bewerbern aus Nicht-EU-Ländern mit höheren Anerkennungsquoten keine Einzelfallprüfung mehr erfolgen. Stattdessen forderten die Sozialdemokraten einheitliche Verfahren. Auch Pflegekräfte, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, gelten für die Dauer von 18 Monaten als Hilfskräfte. Dann können Sie sie verwenden.

Gedanken der Landesregierung:

Die Regierung möchte auch den Zuzug von Gesundheits- und Pflegepersonal aus dem Ausland erleichtern. Das Justiz- und Sozialministerium erarbeitet derzeit das Konzept einer neuen „Zentralstelle für Fachkräftemigration“. Andere Bundesländer wie Hessen und Bayern haben ähnliche spezielle Anlaufstellen eingerichtet, um ausländische Pflegekräfte anzulocken. Die neue Einrichtung im Südwesten wird mit der Bundesagentur für Arbeit, der Berufsakkreditierungsstelle des Regionalrates und den „Welcome Centres“ des Landes zusammenarbeiten. Nach derzeitiger Planung soll die Durchführung vollständig digital und telefonisch erfolgen.

Das Thema wird auch im Roundtable behandelt, der im Sommer erstmals stattfand und demnächst erneut stattfinden wird. Neben der Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg (BWKG), der Unabhängigen Wohlfahrtspflegeallianz, der Landesärztekammer, dem Landespflegerat und dem Kreis- und Gemeindetag saßen auch die Bundesagentur für Arbeit und der Regierungspräsidium des Regierungspräsidiums Stuttgart am Tisch.

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