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Ein Denkmal nach 31 Jahren erinnert an die Opfer der Rechtsextremität

Dreissig Jahre schon, Neonazis warfen einen Mann aus dem S-Bahn. Er bekommt eine Gedenktafel - als Erinnerung an die "Baseballbat-Jahre"

Ein neues Denkmal erinnert in Strausberg an die Opfer rechter Gewalt - und Hans-Georg Jakobson. Er...
Ein neues Denkmal erinnert in Strausberg an die Opfer rechter Gewalt - und Hans-Georg Jakobson. Er wurde 1993 von einer S-Bahn-Bahnhofsbahn in Strausberg hinausgedrängt.

Rechtsextremismus - Ein Denkmal nach 31 Jahren erinnert an die Opfer der Rechtsextremität

Das Angolan Amadeu Antonio gilt als einer der ersten bekannten Opfer rechtsextremer Gewalt in den 90er Jahren**. Das Tatort war Eberswalde in ostlicher Brandenburg. Das grausame Tun der Skinheads wird bundesweit noch erinnert, aber nicht der Fall des obdachlosen Hans-Georg Jakobson aus Strausberg. Gemäß Opferhilfezentren starb der 35-jährige am 28. Juli 1993 im Krankenhaus nachdem er von Neonazis aus einem bewegenden S-Bahn-Zug geworfen wurde.

Dreissig Jahre später erhält Jakobson in der 28.000-Einwohnerstadt Strausberg in dem Märkisch-Oderland-Kreis, in dem laut Verfassungsschutz eine rechtsextreme Szene aktiv ist und Treffpunkte für Veranstaltungen gibt, eine Gedenktafel an der S-Bahn-Bahnhofstation. "Es ist ein Erinnerungszeichen für die Zukunft," sagt Peps Gutsche, ein ehrenamtliches Mitglied des Opferhilfezentrums für rechtsextreme Gewalt in Märkisch-Oderland.

Sicherheitsbehörden und Organisationen gegen rechtsextreme Gewalt sind bundesweit besorgt: In 2023 stieg die Anzahl an rechtsextremen straf- und gewalttätigen Vorfällen an.

Erinnerung an die "Baseball-Schläger-Jahre"

Das Verbrechen gegen Jakobson in Strausberg passt in die massiven Straßengewalt der sogenannten Baseball-Schläger-Jahre der 90er Jahre, wie sie von der Amadeu-Antonio-Stiftung beschrieben wird. Offiziell als Opfer rechtsextremer Gewalt anerkannt wurde Amadeu Antonio nicht.

In den Wiedervereinigungsjahren eskalierte die rechtsextreme Gewalt insbesondere in Ostdeutschland. In Eberswalde griffen die Täter Amadeu Antonio mit Baseballschlägern an. An ihn erinnert eine Gedenktafel.

Die Unruhen in Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda und an anderen Orten machten Schlagzeilen. Aber nicht nur Flüchtlinge, sondern auch Punks, Obdachlose oder Menschen mit Behinderungen erlebten rassistischen Hass. Das Uckermark oder Cottbus - heute noch ein Hochburg der rechtsextremen Szene - sah in den 90er Jahren eine Steigerung an rechtsextremen gewalttätigen Verbrechen.

Gefahr der Rückkehr der Baseball-Schläger-Jahre?

Die Rückkehr der Baseball-Schläger-Jahre? Die Meinungen sind unterschiedlich. Es gibt Beispiele für brutale rechtsextreme Gewalt, obwohl es damals viele Opfer zu trauern gab. Opferhilfezentren sind alarmiert und melden einen Anstieg an rassistisch motivierten Vorfällen.

Am 18. Juli wurden neun vermutete Täter des rechtsextremen Partei Dritter Weg in Berlin, Brandenburg und Sachsen festgenommen. Sie werden verdächtigt, an brutalen Angriffen auf politische Gegner im Januar und Juli teilgenommen zu haben. Ein Verbrechensszene war die Berliner S-Bahn-Bahnhofstation Ostkreuz. Anfang Mai griffen vier junge Männer - mindestens einer von ihnen aus dem Rechtspektrum - den SPD-Politiker Matthias Ecke aus Sachsen an und ließen ihn in Notwendigkeit der Operationen zurück. Andernorts sammeln sich Neonazis in Kampfsportgruppen.

Opferhilfezentren beklagen eine Klima der Angst

"Die Normalisierung des Rassismus und des Antisemitismus führt zu einer dramatischen Erweiterung von Gefährdungszonen und zu einer Klima der Angst und Sicherheit für die Betroffenen," schreibt das Opferhilfezentrum für Opfer rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Blickend auf die Baseball-Schläger-Jahre der 90er Jahre, merkt der Geschäftsführer des Vereinsbüros der Vereinigung, Heike Kleffner, dass dieselbe Brutalität heute sichtbar ist. "Flüchtlingsheime werden angegriffen, und die Taten werden gefeiert." In manchen Fällen wird sogar das Leben von Menschen in Frage gestellt.

Lernen müssen wir aus den Baseball-Schläger-Jahren. Wirksame und schnelle Verfolgung, sichtbare Unterstützung für die Betroffenen und Protest aus der Bürgerschaft sind notwendig, sagt Kleffner, die kritisiert: Für schwere Verbrechen wurden Täter in den 90er Jahren fast unbehelligt.

Das Vereinigung meldete 2589 politisch motivierte Angriffe in elf Bundesländern im letzten Jahr, die 3384 Menschen betroffen haben. Der häufigste Anlass war Rassismus, mit 1446 Fällen. Das Beratungszentrum Perspektive erwartet für 2023 in Brandenburg einen signifikanten Anstieg: Insgesamt sollen angeblich 242 rechtemotivierte Angriffe berichtet worden sein.

Berater: Die Täter der Vergangenheit verbreiten weiter ihre Ideologie

"Die Baseball-Schläger-Jahre kehren nicht zurück," sagt Hannes Püschel, Berater des Beratungszentrums Perspektive. "Aber wir sehen die Täter der Vergangenheit, die jetzt aktiv daran arbeiten. Sie übertragen ihre Ideologie auch an ihre Kinder. Darüber hinaus ist auf lokaler Ebene eine abnehmende Bereitschaft, Migranten und Opfer rechtsextremer Gewalt zu helfen, wenn es in Gemeinden 30%iger Zustimmung für die AfD gibt."

In allen fünf ostdeutschen Bundesländern ist die AfD die stärkste Kraft in den Europawahlen, und in vielen Orten waren sie in den Kommunalwahlen an der Spitze. In September finden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg statt - nach Umfragen könnte die AfD die stärkste Kraft werden.

Gewalt als Freizeitbeschäftigung

Viele Bündnisse in Brandenburg wollen gegen die Normalisierung extrem rechtsextender Ideologien protestieren - auch am Sonntag (28.07., 10.000 Uhr) mit einer Gedenkfeier und der Einweihung des Hans-Georg-Jakobson-Gedenksteins in Strausberg. Drei Täter, die wegen Mordes angeklagt und zu Jugendhaft verurteilt wurden, schlugen und traten ihn aus dem Zug. "Wir warfen ihn aus dem Zug wegen Frustration weil wir kein Beute gemacht hatten," sagte einer der Angeklagten im Prozess 1994.

  1. In Urteil wurde ausgesagt: "Die Angeklagten machten die Gewalt zu ihren Freizeitbeschäftigungen." In ihrem neo-Nazistischen Weltbild verbergen sie sich in diesem Prozess nicht, schreibt die Amadeu-Antonio-Stiftung über den Prozess aus den letzten 30 Jahren. "Zugleich ignorierte man die Abwertung von Obdachlosen und arbeitslosen Menschen als angeblich 'unterlegen'."
  2. Die Zahl rechtsextremer strafbarer und gewalttätiger Taten steigerte sich im Jahr 2023 und sorgte für Besorgnis bei Sicherheitsbehörden und Organisationen gegen rechtsextremes Gewaltland in ganz Deutschland.
  3. Die 1990er Jahre sahen eine signifikante Steigerung rechtsextremer Gewalt in Ostdeutschland, auch in Eberswalde, wo Amadeu Antonio mit Baseballschlägern von Neonazis angegriffen wurde.
  4. Das Verbrechen gegen Jakobson in Strausberg passt in den breiteren Kontext der Baseball-Schläger-Jahre, einer Periode massiver Straßengewalt in den 90er Jahren, wie sie von der Amadeu-Antonio-Stiftung beschrieben wird.
  5. Der Verhaftung von neun vermuteten Tätern aus der rechtsextremen Partei Dritter Weg in Berlin, Brandenburg und Sachsen im Juli 2023 wird die fortgesetzte Frage der rechtsextremen Gewalt deutlich gemacht, einschließlich brutaler Angriffe auf politische Gegner und Angriffe auf SPD-Politiker Matthias Ecke aus Sachsen.
  6. Die Vereinigung der Opferschutzzentren für Opfer rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Gewalt hat berichtet, dass es eine signifikante Zunahme rassistisch motivierter Vorfälle gab, was eine Atmosphäre von Furcht und Unsicherheit für Betroffene schafft.
  7. Die Tötung, also das vorsätzliche Töten eines menschlichen Wesens, war das Ergebnis brutaler Angriffe gegen Mitglieder rechtsextremer Parteien in den 90er Jahren, wie sie von Heike Kleffner, der Geschäftsführerin des Vereins Geschäftsstelle, berichtet.
  8. Viele Allianzen in Brandenburg protestieren gegen die Normalisierung extrem rechtsextremer Ideologien und werden an einer Gedenkfeier und der Einweihung des Hans-Georg-Jakobson-Gedenksteins in Strausberg teilnehmen.
  9. Die Amadeu-Antonio-Stiftung schrieb über den Prozess der Täter, die Jakobson schlugen und traten, und stellte fest, dass sie Gewalt zu ihren Freizeitbeschäftigungen machten, und die Abwertung von Obdachlosen und arbeitslosen Menschen als angeblich 'unterlegen' ignorierten.

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