Hessens Kunstministerin Angela Dorn unterstützt die Vorschläge eines Experten-Gremiums für eine Ausweitung der Gremien der documenta in Kassel. «Wir brauchen internationale Expertise aus dem Kunst- und Kulturbereich, und es ist wesentlich, dass der Bund wieder dabei ist», sagte die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der documenta nach der Veröffentlichung des Abschlussberichtes eines Experten-Gremiums zur der von Antisemitismus-Vorwürfen überschatteten Weltkunstschau in Kassel.
Es brauche eine echte Mitsprachemöglichkeit auf Bundesebene, erklärte die Grünen-Politikerin am Dienstag in Wiesbaden. Das Land Hessen sei auch offen für die Beteiligung des Bundes als Gesellschafter.
Das Experten-Gremium, das von den Gesellschaftern der documenta – der Stadt Kassel und dem Land Hessen – im Zuge des Antisemitismus-Eklats zur fachwissenschaftlichen Begleitung der Schau berufen worden war, führt die Ereignisse auf strukturelle Schwächen zurück. Es empfiehlt unter anderem, dass der Bund seine Sitze im Aufsichtsrat der documenta wieder wahrnimmt. Die Bundeskulturstiftung hatte sich 2018 aus dem Gremium zurückgezogen, fördert die Schau aber weiterhin mit 3,5 Millionen Euro.
Dorn forderte übereinstimmend mit dem Gremium zudem eine klare Rollenverteilung zwischen Geschäftsführung und Künstlerischer Leitung. «Die Geschäftsführung braucht eine eigenständige Rolle und Interventionsrechte.» Beispielsweise solle sie im Fall von Konflikten unter Hinzuziehung der Expertise Dritter Kontextualisierungen vornehmen können. «Sie darf nicht nur eine vermittelnde Rolle zwischen Politik und Künstlern haben.»
Überdies spricht sich die Ministerin für eine dauerhafte Begleitung der documenta durch ein beratendes externes Gremium aus. «Ich halte eine Expertise von außen, die Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung berät, für klug.» Das hatte sie bereits im Januar vergangenen Jahres gemeinsam mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) für das Thema Antisemitismus gefordert und bedauert, das nicht durchgesetzt zu haben.
Der Bericht des Experten-Gremiums sei eine harte Analyse, die auch den Finger in Wunden lege. Nun gelte es voranzugehen, betonte Dorn. «Dass der Aufsichtsrat den Bericht als Grundlage in die von den Gesellschaftern initiierte Organisationsuntersuchung einfließen lassen will, ist ein sehr wichtiges Zeichen, dass auch wirklich etwas passiert», erklärte sie. Nach einer harten Phase öffentlicher Diskussionen arbeite der Aufsichtsrat seit Monaten wieder sehr einvernehmlich miteinander.