Es war die Aufreger-Szene des Spiels zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern München. Beim Stand von 1:1 (0:1) rannte Leipzigs Dominik Szoboszlai nach einer technischen Raffinesse vorbei an Bayerns Abwehrspieler Dayot Upamecano, hatte freie Bahn Richtung Münchner Tor und wurde von «Upa», wie der frühere Leipziger von allen gerufen wird, zu Fall gebracht. Klare Rote Karte? Nicht für Daniel Siebert. Der Schiedsrichter aus Berlin zeigte dem Franzosen den gelben Karton. Zu Unrecht?
Fakt ist: Szoboszlai war vorbei, Upamecano in dem Augenblick letzter Mann, auch wenn Matthijs de Ligt und Benjamin Pavard hinterher sprinteten. Allerdings geschah der Vorfall etwa 40 Meter vor dem Tor. «Wenn Upa mich nicht berührt hätte, wäre ich vielleicht bis zum Tor gegangen. Vielleicht hätte ich noch vor de Ligt in den Strafraum gehen können und er hätte mich nur foulen können», beschrieb Szoboszlai die Szene. Aber eben nur vielleicht. Im Regelwerk des Deutschen Fußball-Bundes wird genau das mit berücksichtigt. Wie weit ist es noch bis zum Tor? Wie viele Abwehrspieler sind wie positioniert? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Gefoulte auch im Ballbesitz bleiben kann?
RB-Kapitän Willi Orban war zwiegespalten. «Im ersten Moment dachte ich, da kann man auch Rot geben», sagte der Ungar, betonte aber gleichzeitig: «Es wäre zwar eine harte Rote gewesen, aber Upa weiß ganz genau, dass er da nicht mehr an den Ball kommt.» Und fügte mit einem wissenden Lächeln hinzu: «Das Laufduell zwischen Szoboszlai und Matthijs de Ligt hätte ich mir gern angeguckt. Brenzlige Szene, da hatte Bayern bisschen Glück.»
RB-Trainer Marco Rose war schnell klar, dass es keines Platzverweises würdig war. «Es ist ein klares Foul, Upamecano war auch kurz letzter Mann, aber de Ligt läuft ein, zwei Meter daneben im Vollsprint. Wenn es Timo (Werner) gewesen wäre, wäre er möglicherweise weg gewesen, Szobo ist auch schnell. Aber wir waren noch 40 Meter weg vom Tor. Ich kann die Argumentation des Schiedsrichters total nachvollziehen», sagte der Coach und betonte, Gelb sei «völlig okay» gewesen.