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Die Spielwarenbranche will mit neuen Produkten Kauflust wecken

Neuheitenschau in Nürnberg
Mittels Smartphone, welches ein reales Spielzeugauto mit der Kamera erfasst, wird beim Spiel «Zombie Crasher AR» von Augmented Robotics eine virtuelle Straßenszene dargestellt.

Das Spielzeugauto steht noch auf dem Tisch. Aber bald wurde es zum Protagonisten von Computerspielen. Dazu hält Tony Nitschke sein Smartphone über ein rotes Auto – das in einer Straßenszene aus herumhuschenden Zombies und Autos auftaucht. Nitschke schiebt das echte Auto vor sich auf den Tisch – und trifft den Zombie im Spiel.

Möglich macht das Ganze eine künstliche Intelligenzanwendung, die Nitschke mit seinen Partnern, zwei Luft- und Raumfahrtingenieuren, entwickelt hat. Dadurch wird die reale Welt mit der digitalen Welt verbunden. Das Start-up aus Berlin gehört nach wie vor zu den Pionieren im Spielwarenmarkt. Doch die weltgrößte Spielwarenmesse in Nürnberg sieht großes Potenzial für solche Spielzeuge. Diese gehörten zu den Top-3-Trendthemen bei Branchentreffen von Mittwoch bis Sonntag.

Plüschtiere und Puppen sind ebenfalls erhältlich

Am Tag vor der offiziellen Eröffnung präsentierten zahlreiche internationale Hersteller ihre Neuheiten: zum Beispiel Liegestütz-Spielroboter, Kuscheltiere und Puppen in allen Größen, Modelleisenbahnen, Bauklötze, Gesellschaftsspiele und bunte Spielfiguren. In den vergangenen zwei Jahren musste die Ausstellung wegen der Epidemie abgesagt werden. Dennoch hat die Branche von außergewöhnlichen Umständen profitiert, die bei vielen die Lust am Glücksspiel gesteigert haben.

Doch das Corona-Fieber ist abgeklungen. Gleichzeitig dämpfen Inflation und Energiekrise die Kauflust. 4,7 Milliarden Euro haben die Deutschen zwischen Januar und Oktober vergangenen Jahres nach Schätzungen des Bundesverbands des Spielwareneinzelhandels für Spielwaren ausgegeben – nicht so viel wie ein Rekordjahr 2021, aber immer noch auf dem Niveau eines starken 2020.

Vor allem Hersteller, die in der Corona-Krise besonders gut gedeihen konnten, spüren die Auswirkungen. So gingen die Umsätze beim Modellbahn-Marktführer Märklin und dem Spielehersteller Ravensburger im vergangenen Jahr leicht zurück. Viele Unternehmen wollen nun mit neuen Produkten die Kauflust anregen.

Aus Sicht der Spielwarenexperten gibt es zwei Trends, die in diesem Jahr den Handel erobern dürften: Retro-Spielzeuge, die den Kult um He-Man und andere bekannte Helden wieder aufleben lassen, oder – wie Spielzeuge mit Motoren oder mit Lupen – Fernglas und Kescher Rucksack – lädt zum Entdecken ein.

Das Metaverse ist nichts für kleine Kinder

Ein dritter Trend, Metatoys – also Spielzeuge, die reales und digitales mischen – hat im Vergleich dazu gerade erst begonnen. „Das ist noch ein ganz kleines Pflänzchen“, sagt Christian Ulrich, Vorstand der Spielwarenmesse. Die Auswahl ist noch überschaubar.

Aber Axel Dammler, Marktforscher in München, ist sich sicher: „Bewerbungen werden kommen – vielleicht nicht dieses oder nächstes Jahr, aber sie werden.“ Eine wichtige Voraussetzung sei, dass Technik so erschwinglich werde, dass sich ihr Einsatz in der Spielwarenbranche lohne es. Ein Beispiel sind Drohnen, die mittlerweile auch als Kinderspielzeug erhältlich sind.

Experten sind jedoch nicht davon überzeugt, dass der Trend für alle Kinder funktioniert. „Das Metaversum ergibt für kleine Kinder keinen Sinn“, sagte Dammler. Sie brauchen Spielzeug zum Anfassen. Nur so lernen sie Dinge zu erfassen, zum Beispiel wie sie sich anfühlen und wie sie funktionieren.

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