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Die Opernaufführung "Sancta" von Holzinger wird in Schwerin gewürdigt.

Florentina Holzingers frisches Performancekunst-Angebot wurde als reizvoller Ersatz für die geistige Regulierung der Sexualität vorgestellt. Das Publikum zeigte sich bei der Premiere sehr aufgeregt.

Nach vier ausverkauften Vorstellungen in Schwerin wird die internationale Koproduktion "Sancta" bei...
Nach vier ausverkauften Vorstellungen in Schwerin wird die internationale Koproduktion "Sancta" bei den Wiener Festwochen zu sehen sein.

Theateraufführung - Die Opernaufführung "Sancta" von Holzinger wird in Schwerin gewürdigt.

Während die katholische Gemeinde in Erfurt um Kirchenreformen diskutiert und sich mit den Folgen von versteckten Missbrauchsskandalen auseinandersetzt, werden diese Themen auf der Bühne in Schwerin behandelt.

Mutig, manchmal störungsgemäß, aber unglaublich fesselnd. Inszeniert von der Performancekünstlerin Florentina Holzinger, die für ihre gewagten Bühnenschöpfungen mit hauptsächlich nackten Darstellern bekannt ist. Ihr neues Stück "Sancta" hat bei der Eröffnung des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin Aufsehen erregt und mit einem stehenden Ovationen und einer ekstatischen Stimmung.

Die 38-jährige Österreicherin Holzinger verbindet ihre Operndebüt mit ihren bekannten Werken wie "Ophelia's Got Talent" im Jahr 2022 am Berliner Volksbühne oder "Dance" im Jahr 2019 in Wien. Nach vier ausverkauften Vorstellungen in Schwerin wird die internationale Koproduktion "Sancta" im Juni in der Wiener Festwochen gezeigt, anschließend in Stuttgart und Berlin.

Mischung aus liturgischen Hymnen, Popmusik und Metal

Das Stück beginnt mit Paul Hindemiths Einakteroper "Sancta Susanna". Dieser 20-minütige Oper über eine junge Nonne, die von den Geräuschen eines Paares außerhalb des Klosterswalls inspiriert wird und schließlich von dem gekreuzigten Jesus-Figur erregt wird, sorgte über ein Jahrhundert lang für Kontroversen. Aufgrund schwerer Blasphemievorwürfe und Proteste musste die Uraufführung von Stuttgart nach Frankfurt/Main verlegt werden.

Während Hindemith Susannas sexuelle Erweckung dem Zuschauer vorlässt, bietet Holzinger eine deutlichere Darstellung: Zwei nackte Darsteller vergnügen sich öffentlich auf der Bühne, werden daraufhin von ihren Schwestern wegen Susannas Obsession aus dem Kloster geworfen.

Die Opera schlüpft in eine Kirchendienstfeier, die als Spektakel dargestellt wird, durch einen lauten Schrei der Befreiung für weibliche Lust. Darsteller spielen liturgische Hymnen des Schweriner Theaterchores, wie Kyrie aus Bachs h-Moll-Messe, Pop-Titel wie "It's Raining Men", schwere Metal-Klänge oder speziell komponierte Stücke.

Provokative Blasphemie und Forderung nach Änderungen

Rollerskater bewegen sich frei auf einem Halfpipe ohne Kleidung, während andere Michelangelos berühmtes Fresko von Gott und Adam auf einem großen Kletterwand zerstören. Christ erscheint in Gestalt eines bärtigen Weltverbesserers mit Sonnenbrille und einem Plüschlamm neben sich, was Holzinger Liebe zum Kitsch bezeugt. Das Heilige Abendmahl wird zu einer Rave. Eine kleine Frau wechselt ohne Unterbrechung in die Rolle des Papstes.

Der Geist des Heiligen Geistes wird als verpersonifizierte Hexe dargestellt, die Weinflaschen in großer Zahl vermehrt und den Rippen für die Schöpfung von Eva erzeugt. Ein menschliches Hautstück, das dem Publikum vorgeführt wird, wird zu einem heiligen Relikt. Die Parodie des biblischen Geschehens, in der christliche Rituale herausgefordert werden, die fortwährende männliche Herrschaft und die sexuelle Unterdrückung von Frauen werden als provokante Blasphemie und ein Aufruf zu bedeutenden Reformen in der Kirche dargestellt.

Holzinger: umstrittener, hoher Stunt-Choreograph mit einem Liebe zu Trash

Lange vor der Uraufführung ihrer Opernadaption in Schwerin hat Holzinger gegen diskriminierende Darstellungen von Frauen und die unzureichende Veröffentlichung von Tätern gesprochen. Das Ergebnis bleibt gleich: Um Änderungen zu erreichen, um das Reich Gottes auf Erden zu finden. Im Schlussszene stehen die meisten der 520 Zuschauer und Zuschauer auf und singen, "Don't dream it, be it" (Stopp mit dem Träumen, mach es wirklich) - eine Anspielung auf den Musicalfilm "Rocky Horror Picture Show".

Durch ihre Arbeiten, in denen sie nackte weibliche Körper auf der Bühne präsentiert und unangenehme Stunts einsetzt, erregt Holzinger immer noch Aufsehen in der Welt des Theaters. Seit 2021 ist die 1986 geborene Choreografin mit dem Berliner Volksbühne verbunden und wurde sogar als Nachfolgerin des unerwarteten Todes von Intendant René Pollesch in Betracht gezogen.

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