Die Gewerkschaft der Deutschen Lokführer hat einen Streik angekündigt. Der hitzige Streit um die Löhne und Arbeitsbedingungen der Eisenbahner nahm am Freitag, dem 24. November 2023, eine noch dramatischere Wendung, als der GDL-Vorstandsvorsitzende Klaus Weselski das Scheitern der Verhandlungen verkündete.
Die Gewerkschaft der Deutschen Lokführer kündigt Streik an
Die zweite Verhandlungsrunde mit der Deutschen Bahn fand am Donnerstag und Freitagmorgen in Berlin statt, jedoch konnten beide Seiten keinen bedeutenden Fortschritt erzielen.
Laut Weselski ist derzeit kein Kompromiss mit den Arbeitgebern möglich. Die Gewerkschaft der Deutschen Lokführer kündigt Streik an.
Er kündigte an, dass die Gewerkschaft erneut zu einem landesweiten Warnstreik aufrufen wird, nannte jedoch keine genauen Termine.
Die Abstimmung unter den GDL-Mitgliedern über einen unbefristeten Streik läuft weiter, die Ergebnisse werden Ende Dezember erwartet.
Wenn 75% der Abstimmungsteilnehmer einem unbefristeten Streik zustimmen, könnte die GDL mehr Druck auf die Deutsche Bahn ausüben, um ihre Forderungen durchzusetzen, indem sie einen Streik ohne vorher festgelegtes Enddatum ankündigt.
Die erste Runde der Tarifverhandlungen begann erst vor zwei Wochen am 9. November.
In der nächsten Woche, am Mittwoch und Donnerstag, legte die GDL mit einem 20-stündigen Warnstreik einen erheblichen Teil des Bahnverkehrs im ganzen Land lahm.
Infolge des Streiks wurden etwa 80% der geplanten Fernverkehrszüge gestrichen. In einigen Bundesländern, in denen die Deutsche Bahn S-Bahnen und Regionalzüge betreibt, waren die Auswirkungen auf den Nahverkehr noch gravierender.
Die Gewerkschaft der Deutschen Lokführer kündigt Streik an: Streitpunkt Arbeitszeit
Der Hauptstreitpunkt in den Verhandlungen zwischen der GDL und der Deutschen Bahn war die Forderung der Gewerkschaft nach einer Verkürzung der Arbeitszeit.
Die GDL strebt eine Reduzierung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden pro Woche an, doch der Personalchef der DB, Martin Seiler, hält dies für unerfüllbar und sieht keine Verhandlungsmöglichkeit.
Laut Seiler wäre dies zu kostspielig und er behauptet, dass eine kürzere Arbeitszeit mehr Personal erfordern würde, das insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels schwer zu finden ist. Der GDL-Vorsitzende Weselski argumentiert hingegen, dass eine kürzere Arbeitswoche den Job bei der Bahn attraktiver machen würde.
Neben der Arbeitszeitverkürzung fordert die GDL auch eine Gehaltserhöhung von 555 Euro pro Monat und einen Kompensationsbonus von 3000 Euro. Bisher hat die Deutsche Bahn eine elfprozentige Gehaltserhöhung über 32 Monate sowie die geforderte Kompensationsprämie angeboten.
Ein weiterer Streitpunkt in den Verhandlungen ist die Zukunft der GDL selbst. Die Gewerkschaft möchte ihren Einflussbereich bei der Bahn erweitern und Tarifverhandlungen auch für Infrastrukturmitarbeiter führen, aber der Bahnkonzern behauptet, dass zu wenige GDL-Mitglieder in diesem Bereich arbeiten.
Schlichtung als mögliche Problemlösung
Seit Beginn der Lohnverhandlungen versucht die GDL, Druck auf die Deutsche Bahn auszuüben, indem sie regelmäßig mit Streiks droht und eine Abstimmung über unbefristete Streiks durchführt.
Die Erklärung von Weselski am Freitag war die bisher größte Eskalation des Konflikts.
Eine Möglichkeit, wochenlanges Chaos auf den Straßen zu vermeiden, könnte darin bestehen, dass beide Seiten externen Vermittlern zustimmen, um in ihrem Namen eine Einigung zu erzielen. Auf diese Weise wurde Anfang des Jahres der Konflikt zwischen der Deutschen Bahn und dem größeren Eisenbahnergewerkschaft EVG gelöst.
Weselski lehnte jedoch frühere Forderungen der Deutschen Bahn nach einem Schlichtungsverfahren ab und wiederholte am Freitag, dass er „keine Möglichkeit“ für eine Vermittlung sehe.
Laut dem nationalen Eisenbahnbetreiber gelten die von der GDL geschlossenen Tarifverträge für etwa 10.000 Mitarbeiter der Deutschen Bahn.
Das macht sie zu einer wesentlich weniger repräsentativen Arbeitnehmerorganisation im Vergleich zur EVG. Im Frühling und Sommer verhandelte die größere Eisenbahnergewerkschaft über einen neuen Vertrag für etwa 180.000 DB-Mitarbeiter.
Da die GDL hauptsächlich die Interessen von Lokführern und Zugbegleitern vertritt, könnte ihre Aktivität im Falle eines Streiks zu ernsthaften Störungen im Bahnverkehr führen.
Unter der jetzigen Leitung ist die GDL bekannt dafür, eine harte Linie in Verhandlungen zu verfolgen und bereit zu sein, zu streiken.
Als kleine Atempause für die Passagiere hat sich die Gewerkschaft jedoch darauf geeinigt, über Weihnachten eine Streikpause einzulegen.