Die Zahl reiner Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen nähert sich einer Million. Selbst mit dem Zulassungsschub im Dezember könnte dieser Wert bis Anfang 2023 erreicht werden, wie Modellrechnungen des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer zeigen. Dies sei jedoch unwahrscheinlich, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Am 1. Oktober gab es laut der Federal Motor Carrier Administration 840.645 batteriebetriebene Elektro-Pkw. Knapp 94.761 Neuzulassungen wurden im November und Oktober registriert. Es gab aber auch Absagen, wie Dudenhöffer berichtete, unter anderem wegen Auslandsverkäufen nach einem Totalausfall. Rund 21.000 Fahrzeugbestände verschwanden im dritten Quartal. Verglichen mit einer ähnlichen Größenordnung im vierten Quartal mussten im Dezember mehr als 86.000 reine Elektrofahrzeuge neu zugelassen werden, um die Millionengrenze zu knacken – fast eine Verdoppelung der bereits sehr starken Vorjahreszahlen.
Das ist unwahrscheinlich, obwohl Autohändler auch für Dezember 2022 starke Zulassungszahlen erwarten. „Einerseits werden die Händler alles daran setzen, ihren Kunden möglichst noch in diesem Jahr höhere Prämien zu ermöglichen“, sagt Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Automobilhandels. „Auf der anderen Seite denke ich, dass die Händler nach Möglichkeit alle noch nicht in ihren Flotten zugelassenen Elektrofahrzeuge zur Eigennutzung zulassen werden, damit sie den Kunden auf diese Weise Anfang 2023 höhere Prämien anbieten können.“
Elektroauto-Förderung verschlechtert sich ab 2023
Dudenhöffer glaubt, dass die Verschärfung der Elektroauto-Förderung zum Jahresende den Boom in Deutschland deutlich bremsen wird. Er sagte, das 2030-Ziel der Bundesregierung sei “sehr schlecht”. Das sind 15 Millionen reine Elektrofahrzeuge.
Dudenhöffer erwartet, dass der Markt für Plug-in-Hybride nach Wegfall der Prämien einbrechen wird. Bei reinen Elektrofahrzeugen ist das preissensible Kleinwagensegment besonders von sinkenden Versicherungsprämien betroffen. Hinzu kommen hohe Strompreise und steigende Batteriekosten. Selbst inklusive Plug-in-Hybride sehen Branchenexperten bis 2030 nur rund 7,2 Millionen Elektrofahrzeuge auf der Straße.
Auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte ist skeptisch: „Wenn die Strompreise so hoch bleiben, werden wir bis 2030 nur noch 7,6 Millionen Elektroautos in Deutschland sehen“, sagt Automobilindustrie-Chef Harald Profff. Um die erklärten Ziele dennoch zu erreichen, „müssen Regierungen und Unternehmen ab 2024 weitere Schritte unternehmen“.