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Die Art und Weise, wie wir mit Beerdigungen umgehen, entwickelt sich weiter.

Das zunehmende Interesse an personalisierten Bestattungsdiensten unterstreicht die Bedeutung der Persönlichkeit des Verstorbenen und seiner Entscheidungen. Ein verändertes Verständnis von Würde trägt dazu bei.

Ein Kreuz steht vor den Grabsteinen auf dem New East Cemetery.
Ein Kreuz steht vor den Grabsteinen auf dem New East Cemetery.

Stärkere Konzentration auf einzigartige und persönliche Aspekte. - Die Art und Weise, wie wir mit Beerdigungen umgehen, entwickelt sich weiter.

Die Dekoration von Urnen und Särgen, die persönlichen Trauerreden und die Komposition von Liedern in Erinnerung an die Toten: Mortizeure in Hessen haben bemerkt, dass sich die Trauerrituale verändern. "Die Anzahl traditioneller Bestattungen sinkt, immer mehr Menschen wollen eine einzigartige Abschiedsfeier", sagt Hermann Hubing, Geschäftsführer der Hessischen Bestattervereinigung und des Deutschen Instituts für Trauerkultur (DIB) in Bad Wildungen. "Das ist eine positive Entwicklung, weil jeder Mensch seine eigene Persönlichkeit hat, die auch in seinem Abschied widerspiegelt werden sollte."

Die Bestattungsbranche muss daher entsprechend anpassen und den Wünschen der Verstorbenen und ihrer Angehörigen entsprechen, erklärt Hubing auf dem 18. Hessischen Bestattertag. Mit Mitgefühl, Offenheit, Flexibilität und einer Vielzahl spezialisierter Dienstleistungen sind wesentlich. Um den Tod und das Sterben noch weiter zu destigmatisieren und Angst zu lindern, bieten die Berufsgruppen mehr Informationsdienste an, wie Diskussionsrunden und offene Hausveranstaltungen.

"Es ist wichtig, dass sich Menschen mit ihrem eigenen Tod auseinandersetzen, solange sie noch leben", betont Hubing. Teil davon ist es, sich mit den Möglichkeiten und Vorteilen der Trauerplanung vertraut zu machen. Solche Beratungen werden allmählich Bestandteil der Dienstleistungen von Bestatterbetrieben.

Das Bedürfnis nach Individualität stößt oft auf Regelungen in der Bestatterbranche, merkt Alexander Helbach von der Verbraucherinitiative Trauerkultur Aeternitas. "Nach Umfragen möchten viele Menschen die Regelungen in der Bestatterbranche lockerer machen." Das Begräbnisrecht, beispielsweise, existiert in den meisten anderen europäischen Ländern nicht. Die öffentliche Frömmigkeit hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. "Es ist nicht mehr so, dass die Mehrheit ein Problem hat, wenn jemand eine Urne nach Hause nimmt." Die Definition von Würde und Frömmigkeit in deutschen Rechtspraktiken ist unmodern und veraltet. "Für uns ist auch die Würde der Verstorbenen in hohem Maße von ihren Wünschen abhängig."

Kunden wünschen sich in der Regel Transparenz bezüglich Preisen und Dienstleistungen von Bestatern. "Viele Leute kämpfen mit der Aufklärung, warum Bestattungen so teuer sind. Sie sind uninformiert über Bestattungskosten und was Bestatter tun müssen." Manchmal geht es einfach um einen Mangel an Wissen. "Wenn sie beispielsweise zwei Mitarbeiter in einem teuren Sonderfahrzeug transportieren müssen, müssen sie bestimmte Strecken zum Krematorium, zum Bestatterhaus fahren, was natürlich Kosten verursacht." Bestatter finden sich oft in einer Art Catch-22-Situation. "Sie sind doch selbstständige Unternehmer, die ein Gewinn machen müssen." Dies erhält jedoch nicht immer Respekt oder Verständnis.

Johannes Bauer und sein Sohn Luis wollen die Geheimnisse der Bestattungsbranche durch soziale Medien aufdecken. Der 46-Jährige ist Inhaber des Unternehmens "Bestattungen Burger" in der bayerischen Stadt Fürth. Zusammen mit seinem 18-jährigen Sohn dokumentieren sie ihre Arbeit auf Instagram, TikTok, Facebook und YouTube, sowie in einem Podcast. "Wir wollen Bildungstätigkeit leisten, um den Tod und das Trauern zu entmystifizieren", erklärt Bauer. "Wir sind bewusst, dass wir nicht die Ernsthaftigkeit entfernen können. Aber unser Bildungsarbeit lindert einen großen Teil der Angst." Die meisten Menschen wissen nicht, was Bestatter tun. "Die Neugier ist groß." Bislang haben sie insgesamt etwa 1,5 Millionen Menschen auf ihren verschiedenen Plattformen.

In ihrem Podcast "Um Leben und Tod - Der Bestatterpodcast" erzählen Vater und Sohn, unter anderem, wie die Ausbildung zum Bestatter funktioniert und was sie an ihrem Beruf wertschätzen. Sie berichten auch von anekdotischen Vorfällen aus ihrem täglichen Routine. "Wir sind einfache Menschen. Manche Dinge gehen nicht gut", sagt Bauer. In Videos und Live-Streams beschreiben sie, beispielsweise, wie Embalierung oder eine Einäscherung durchgeführt wird, wie die Verstorbenen aufgegriffen und gepflegt werden und die Werkzeuge, die für diese Aufgaben verwendet werden.

Sie gehen neue Wege, insbesondere bei der Arbeit mit jungen Trauernden. "Unser Schwerpunkt bleibt jedoch darauf, Bestatter zu sein, für die Trauernden anwesend zu sein und ihnen zu helfen."

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