Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hält die von der Landesregierung verkündete Erhöhung der Arbeitszeit für Lehrerinnen und Lehrer um eine Stunde pro Woche für unverantwortlich. Damit steige die Belastung der vorhandenen Lehrkräfte, die das System derzeit unter großen Anstrengungen am Laufen hielten, sagte die DGB-Landesvorsitzende Susanne Wiedemeyer am Freitag. «Bereits heute stellen Lehrerinnen und Lehrer die größte Gruppe an Langzeiterkrankten im Landesdienst dar. Die Mehrheit aller Lehrenden ergreift die erste Chance, um altersbedingt aus dem Dienst auszuscheiden.»
Anstatt Perspektiven für mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen aufzuzeigen, werde der Druck auf die vorhandenen Lehrkräfte abgewälzt. «Das ist unverantwortlich», so Wiedemeyer. Der DGB setzt stattdessen auf mehr Lehramtsstudierende. Die Ausbildungskapazitäten an den Universitäten müssten besser ausgeschöpft, Abbruchquoten gesenkt werden. Gleichzeitig sollten laut Wiedemeyer junge Menschen bereits während des Studiums verbindliche Angebote für eine spätere Lehrtätigkeit in Sachsen-Anhalt erhalten.
Nach einem Bildungspolitischen Dialog hatte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Vortag erklärt, alle Lehrkräfte sollten eine Stunde pro Woche mehr vor der Klasse stehen. Für Grundschullehrer und -lehrerinnen bedeutet das in der Summe 28 Stunden pro Woche, für Lehrer an Sekundarschulen und Gymnasien 26. Zudem sollen Grundschullehrer stufenweise besser bezahlt werden, Schulen sollen ein Budget erhalten, um fehlende Lehrkräfte mit anderen Mitarbeitern zu kompensieren. So soll der Unterrichtsausfall möglichst stark reduziert werden.