„Deutschlands Schulsystem ist kaputt“
OECD veröffentlicht aktuelle PISA-Ergebnisse. Für Deutschland ist es schlimmer als je zuvor. Die Reaktion von Bildungsexperten ist nicht überraschend. Die COVID-19-Pandemie hat langjährige Fehlentwicklungen in der Bildungspolitik verschärft.
Das schlechte Abschneiden deutscher Schüler in der neuen PISA-Studie überrascht den Soziologen Aladin El-Mafaalani nicht. „Wir beobachten diesen Trend seit etwa einem Jahrzehnt. COVID-19 hat ihn nur noch verschlimmert“, sagte er gegenüber Stern. „Das deutsche Schulsystem ist kaputt, es mangelt an Fachkräften. Und die Zahl der Einwanderer steigt“, sagte Mafarani, die an der Universität Osnabrück Bildungsgleichstellung und Einwanderung studiert.
„In den Ballungsräumen hat mittlerweile die Mehrheit der Kinder in Kitas und Grundschulen einen Migrationshintergrund. In den Grundschulen werden dort zwanzig verschiedene Sprachen gesprochen.“ Der Soziologe sagte, das Schulsystem sei noch nicht auf diese neue „Superpopulation“ vorbereitet. .Vielfalt“ Seien Sie vorbereitet. „Wir brauchen so etwas wie einen eigenen Bildungsfonds im Wert von 100 Milliarden Euro.“ Mafarani forderte dazu den Ausbau von Ganztagsschulen, um alle Kinder zu unterstützen und Anreize zu setzen. Denn immer noch liegt zu viel Verantwortung bei den Eltern. Dies ist unfair gegenüber Kindern aus armen Familien, da ihre Eltern ihr Studium nicht unterstützen können. Aber es ist auch unfair gegenüber den Kindern berufstätiger Eltern, die den ganzen Tag über eine hochwertige Schule benötigen.
Werden die Bildungsversprechen erfüllt?
Für den Kinderschutzbund sind die Ergebnisse ein weiterer Beweis dafür, dass die Diskriminierung armer Kinder im deutschen Bildungssystem systemisch ist. Sabine Andresen, Präsidentin des Kinderschutzvereins, sagte der Zeitung der Fink Media Group, Deutschland sei immer noch nicht in der Lage, „sein Versprechen von Fortschritt durch Bildung zu erfüllen“. „Wir haben versagt, weil wir behauptet haben, allen Kindern eine faire Chance zu bieten.“
Die Tatsache, dass Kinder unabhängig von ihrer Herkunft im Durchschnitt schlechter in Lesen und Mathematik abschneiden als 2018, „muss uns schockieren“, sagte Andresen. Es ist offensichtlich unmöglich, das durch die Corona-Pandemie verursachte Defizit zu decken. Im Gegenteil: „Kinder stehen zunehmend vor verschlossenen Schultoren, weil die Schulen personell und infrastrukturell nicht ausreichend ausgestattet sind.“
Umstrittene wirtschaftspolitische Leitlinien
Als Reaktion auf die Ergebnisse forderte der Deutsche Lehrerverband mehr Anstrengungen in der frühkindlichen Bildung. Stefan Düll, Verbandspräsident der Funke Mediengruppe, sagt, dass der Schlüssel zu erfolgreicher nachhaltiger Bildung letztlich die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen seien. Du betonte, sein Geheimnis für mehr Chancengleichheit im Schulsystem liege in der verpflichtenden Vorschulerziehung, Sprachtests in Kindertagesstätten und einer gezielten Sprachförderung.
Er kritisierte den wirtschaftsorientierten Ansatz der PISA-Forschung, der die Bedeutung künstlerischer Disziplinen, die zu diesen kulturellen Erfolgsfaktoren beitragen, nicht in den Hintergrund rücken dürfe. Ohne eine ausreichende Zahl an Lehrkräften wird dies jedoch nicht funktionieren. Sie müssen mehr Zeit und Fähigkeiten an der Seite von Schulpsychologen und Pädagogen haben, um Kinder besser sozial und emotional unterstützen zu können. Darüber hinaus müssen Klassen und Lerngruppen kleiner und Schulgebäude besser ausgestattet werden, um ein Umfeld zu schaffen, das Konzentration und Wertschätzung fördert.
Der etablierte Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status und schulischem Erfolg kann jedoch nicht allein durch schulische Unterstützung beseitigt werden. „Es ist unklar, wie sich Schulschließungen und Fernunterricht während der Pandemie auf Defizite im Kompetenzerwerb und im sozial-emotionalen Wohlbefinden ausgewirkt haben.“ Doerr setzt weiterhin auf die Eltern – im Sinne einer „vertrauensvollen Partnerschaft zwischen Eltern und Schulen“.
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Quelle: www.ntv.de