"Polizeiruf 110: Nur Gespenster" - Deutschland hat viele „ungelöste Fälle“
In Rostocks neuem Drama „Polizeiruf 110“ führt die Untersuchung des Mordes an einem Schönheitschirurgen zu einem mysteriösen Rätsel. Nachdem an einem Tatort die komplette DNA eines vor 15 Jahren verschwundenen Teenagers gefunden wird, wird der ungelöste Kriminalfall aus dem Aktenschrank geholt – schließlich von den Kommissaren König (Anneke Kim Sarnau, 51) und Böwe (Lina Beckmann, 42). . In der Realität beschäftigt sich auch die deutsche Kriminalpolizei täglich mit solchen ungelösten Fällen.
Wenn die Ermittlungsfähigkeiten der Polizei an ihre Grenzen stoßen und das Verbrechen nicht aufgeklärt werden kann, handelt es sich automatisch um einen sogenannten „Cold Case“. Anders als der Begriff vermuten lässt, wurde die Untersuchung nicht vollständig eingestellt. Dies gilt insbesondere für Mordfälle oder andere schwere Straftaten mit langen Verjährungsfristen.
Im Aktenschrank liegen 3300 alte ungelöste Fälle
In Deutschland kümmern sich zunehmend spezialisierte „Cold Case Units“ um solche ungelösten Fälle und sind mittlerweile in fast allen Bundesländern zu finden. Der SPIEGEL befragte alle 16 Innenministerien und stellte fest, dass derzeit mindestens 3.300 alte, ungeklärte Fälle in den Aktenschränken dieser Sondereinheiten auf eine endgültige Klärung warten.
Seit mehreren Jahren sind nicht nur aktive Kriminalermittler mit diesen Fällen betraut, sondern auch pensionierte ehemalige Ermittler unterstützen die Cold-Case-Einheit tatkräftig mit ihrer umfangreichen Erfahrung. Das Kriminalamt Nordrhein-Westfalen freut sich, im Jahr 2021 bekannt geben zu können, dass insgesamt 28 ehemalige Ermittler zur Unterstützung der neu gegründeten „Sonderorganisation ‚Cold Cases‘“ eingestellt wurden.
Die Ermittlungen sind aufwändig und die Erfolgsquote gering
Die Arbeit dieser Sonderermittler ist äußerst hart und die Erfolgsquote nicht besonders hoch. Nach eigenen Angaben hat die 2007 eingerichtete Berlin Cold Case Unit bisher nur in 10 Altfällen Tatverdächtige bei schweren Straftaten vor vielen Jahren ermittelt. Zum Entsetzen der Ermittler führten jedoch nur drei Fälle zu einer Verurteilung. In den übrigen Fällen lagen keine ausreichenden Beweise für eine Strafverfolgung vor oder die identifizierten Täter waren tot.
Allerdings sollte die äußerst geringe Zahl gelöster Kaltfälle nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Erfolgsquote der Polizei im Normalbetrieb deutlich höher ist.Laut der Statistikplattform „Statista“ liegt die Mordaufdeckungsquote in Deutschland im Durchschnitt bei knapp 95 %.
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Quelle: www.stern.de