Prognose 2024 - Deutschland hat Fernweh: So sehen Veranstalter und Airlines das nächste Reisejahr
Nach den harten COVID-Jahren läuft das Geschäft in den besten Wochen des Jahres wieder auf Hochtouren. Reiseveranstalter meldeten bisher starke Buchungen. Auch wenn die Zahl der verfügbaren Sitzplätze weiterhin knapper ist als in anderen europäischen Ländern, blicken die deutschen Fluggesellschaften mit einer gewissen Erleichterung in das neue Jahr. Allerdings sollten Urlauber nicht mit Preisnachlässen rechnen. „Die Flugpreise bleiben, wie andere Preise auch, hoch“, kündigte Lufthansa-Chef Carsten Spohr kürzlich an.
Der Deutsche Tourismusverband DRV sagte, die Preise für Pauschalreisen würden, wenn überhaupt, nur geringfügig steigen. Allerdings warnte Verbandspräsident Norbert Fiebig, dass die von der Bundesregierung geplante Erhöhung der Luftverkehrssteuern den Sommerurlaub für Millionen Menschen aus Deutschland deutlich verteuern könnte. Mehrere große Veranstalter erwarteten im Vorfeld der Bekanntgabe dieser Pläne durchschnittliche Preiserhöhungen im mittleren einstelligen Prozentbereich. Eine ähnliche Situation erwartet der Deutsche Tourismusverband auch für den Reiseverkehr zwischen Rügen und Mittenwald.
Rückkehr des frühen Vogels
Laut DRV verzeichnen Reisebüros und Veranstalter erstmals seit der Pandemie wieder ein normales Reisejahr. DRV-Präsident Fiebig sagte: „Die Umsätze der Reisebüros übertrafen das Rekordniveau von 2019, getragen von einem hervorragenden Sommer. Reisende, die früh gebucht haben, sind zurück, ebenso wie Pauschalreisen.“
Aufgrund der hohen Inflation kann sich jedoch nicht jeder eine organisierte Reise leisten. Zahlen des Analyseunternehmens TDA zeigen, dass die Urlauberzahlen im Tourismusjahr 2022/2023 um 15 % hinter denen von 2018/19 zurückbleiben.
Angesichts der starken Nachfrage im kommenden Sommer ist die Branche zuversichtlich, auch bei den Gästezahlen aufholen zu können. Branchenprimus TUI geht davon aus, dass die Kundenzahlen im Reisejahr wieder das Niveau von 2019 erreichen werden.
Branchennummer zwei DER Tourismik blickt besonders optimistisch in den Sommer. „Mit Dertour und seinen Schwestermarken ITS und Meiers Weltreisen steuern wir derzeit auf unseren besten Besuchersommer aller Zeiten zu“, sagte kürzlich Ingo Burmester, Zentraleuropa-Chef der DER Tourismik Group.
Gerald Kassner, Geschäftsführer von Schauinsland, erwartet ein starkes Pauschalreisegeschäft. „Die Urlaubsnachfrage bleibt hoch“, sagte er Ende November. Ähnlich sieht es Alltours-Chef Willi Verhuven: „Die Menschen wollen dem Alltag entfliehen. Sie wollen trotz und gerade wegen der vielen Krisen verreisen.“ Dieser Trend dürfte sich auch im nächsten Jahr fortsetzen.
Auch in den deutschen Tourismus sind die Menschen zuversichtlich. „Die Stimmung und die bisherigen Buchungen für 2024 sind sehr gut“, sagte Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes.
Flugreisen bleiben teuer
Obwohl sich die Ampel-Allianz kurz vor Jahresende für eine Erhöhung der Ticketsteuern als zusätzliche Finanzierungsquelle entschieden hat, blicken die deutschen Fluggesellschaften mit einiger Erleichterung in das neue Jahr. Das verteuert Flugreisen, auch wenn noch Details fehlen. Die Gewinne werden weltweit und in einzelnen europäischen Märkten weiterhin moderat wachsen, prognostiziert der Luftfahrtverband International Air Transport Association. IATA-Chefökonom Andrew Matters erwartet, dass die Gewinne europäischer Unternehmen bis 2024 7,9 Milliarden US-Dollar (7,3 Milliarden Euro) erreichen werden, gegenüber 7,7 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr.
Das Angebot an Sitzplätzen ist auf dem deutschen Markt noch immer geringer als in anderen europäischen Ländern, aber auch im Weltmaßstab sind die Preise nicht gesunken. Obwohl Reiseanbieter beginnen, ihre Flüge zu erhöhen, liegen die Gesamtangebote in Deutschland immer noch deutlich unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Pandemie. Nach einer Einschätzung des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) wird die Zahl der bis einschließlich Mai 2024 verfügbaren Sitzplätze im Jahr 2019 nur noch 84 % betragen. Im übrigen Europa wird mit einem Wert von 102 % gerechnet.
Die Lufthansa Group, der mit Abstand größte Anbieter, wollte ihr Angebot bis 2024 um etwa 10 Prozentpunkte auf 95 % des Vorkrisenniveaus steigern, musste aber aufgrund mangelnder Personal-, Flugzeug- und Abfertigungskapazitäten erneut Flüge streichen Betrieb stabil. CEO Spohr hat das Publikum auf anhaltend hohe Ticketpreise vorbereitet, da das Angebot nach einem starken Anstieg der Ticketpreise im Jahr 2023 weiterhin hinter der Nachfrage zurückbleibt. Alle Passagiere, die von deutschen Flughäfen abfliegen, unterliegen nun einer höheren Ticketsteuer.
Die einzigen, die sich mehr Flüge sichern können, sind die großen Direktfluggesellschaften wie Ryanair, Wizz Air und easyJet, die im vergangenen Jahr aufgrund der hohen Kosten deutsche Flughäfen eher meideten. Branchenprimus Ryanair will seine Passagierzahlen von derzeit 184 Millionen auf über 300 Millionen bis 2034 steigern, und das Erreichen dieses Ziels hängt vom deutschen Markt ab.
Deshalb rechnet Flugsicherungschef Arndt Schönemann mit einer baldigen Rückkehr der Billigflieger, die derzeit auf eine Handvoll deutscher Flughäfen wie Nürnberg, Köln und Hahn beschränkt sind. Die Iren kämpfen derzeit mit den Folgen der Lieferschwierigkeiten beim US-Hersteller Boeing und verfügen wie die meisten Fluggesellschaften über weniger Flugzeuge als erwartet.
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Quelle: www.stern.de