Der Ukraine-Krieg hat in Niedersachsen zu einem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen geführt. Aber auch ohne die Menschen aus der Ukraine ist die Zahl derer, die im Land Zuflucht suchten, im vergangenen Jahr gestiegen. Wie das Innenministerium in Hannover auf Anfrage mitteilte, wurden beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) insgesamt 22.613 Asylsuchende für Niedersachsen registriert. Einen höheren Jahreswert verzeichnete das Land zuletzt 2016. Im Jahr 2021 waren noch 13.906 Asylsuchende gezählt worden – der Anstieg beträgt also rund 63 Prozent.
Hinzu kamen diesmal überdies 110.501 Menschen, die seit Kriegsbeginn aus der Ukraine vertrieben wurden und vom Bundesamt im Ausländerzentralregister erfasst wurden. Dabei handelt es sich um Menschen, die sich zum Stichtag 1. Januar in Niedersachsen aufhielten. Wer sich nicht bei den Behörden gemeldet hat oder mittlerweile aus dem Land ausgereist ist, wurde dabei nicht mitgezählt. Darüber hinaus gibt es laut Ministerium ein Dunkelfeld, weil sich die Ukrainer zunächst visafrei in Deutschland aufhalten können. Um eine Arbeit aufzunehmen oder staatliche Leistungen beantragen zu können, ist die Registrierung allerdings erforderlich.
Die Liste der häufigsten Herkunftsländer bei den Asylsuchenden führte wie in den Vorjahren Syrien an. Von dort kamen 6670 Menschen als Flüchtlinge ins Land. Es folgen Afghanistan (2452), die Türkei (2126), der Irak (2093) und Kolumbien (1343).
Niedersachsen hat sein Platzangebot für Flüchtlinge in der Landesaufnahmebehörde seit Kriegsbeginn in der Ukraine von knapp 5000 auf rund 15.000 Plätze verdreifacht. Innenministerin Daniela Behrens (SPD) rechnet damit, dass bis zum Sommer weitere rund 5000 Plätze hinzukommen. Damit solle den Kommunen mehr Zeit gegeben werden, um Wohnraum vor Ort zu finden, was wegen des äußerst angespannten Wohnungsmarktes auch abseits der Städte jedoch eine viel größere Herausforderung sei als 2015/16, sagte Behrens jüngst.
Am kommenden Donnerstag (16. Februar) findet unter Führung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein bundesweiter Flüchtlingsgipfel statt. Seitens der Kommunen gibt es Forderungen nach mehr Unterstützung des Bundes bei der Unterbringung und Versorgung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine und anderen Schutzsuchenden. Die Frage, wie Faeser die irreguläre Migration nach Deutschland begrenzen und Rückführungen abgelehnter Asylbewerber voranbringen will, dürfte bei dem Treffen ebenfalls zur Sprache kommen. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bezeichnete weitere Unterstützung durch den Bund zuletzt als notwendig.