Nordrhein-Westfalen - Der zweite Prozess beginnt nach einem Säureangriff auf einen Manager: die Kundengewinnung
Bernhard Günther kam gerade mit einer Tüte Brötchen vom Sonntagslauf nach Hause, als ihn in Hahn bei Düsseldorf zwei maskierte Männer überfielen. Sie übergossen den Manager mit hochkonzentrierter Schwefelsäure, was zu schweren Verätzungen führte. Das war vor fast sechs Jahren.
Einer der Täter wurde nun zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Am Mittwoch soll vor dem Bezirksgericht ein weiterer Prozess beginnen. Als Angeklagter musste sich dann ein 36-jähriger Mann verantworten. Es heißt, er sei der zweite maskierte Mann.
Der 36-Jährige wurde bereits einmal festgenommen und Günther sagte sogar, er habe ihn erkannt. Dennoch wurde der Mann mangels Beweisen wieder freigelassen. Aber letzten Frühjahr fingen die Handschellen wieder an zu klingeln.
Der zweite Angeklagte hat bisher geschwiegen
Ermittler und Justizbehörden halten sich weiterhin bedeckt, was den Verdacht gegen ihn angeht. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte, die verurteilten Belgier hätten vor Gericht ausgesagt und dabei Ereignisse genannt und beschrieben, die weitere Ermittlungen ausgelöst hätten.
Das hatte der Prozessrichter in seiner Urteilsbegründung klargestellt: Je nach den Umständen könne es richtig gewesen sein, dass Günther die andere Person erkannt habe.
Der Richter kann kein Schuldeingeständnis erwarten. Die Angeklagten haben bisher zu den Vorwürfen geschwiegen und werden möglicherweise auch weiterhin schweigen. „Diese Anschuldigungen basieren ausschließlich auf Indizienbeweisen“, sagte sein Verteidiger Urban Slamal.
Im Gegensatz zum ersten Prozess wollte Bernhard Gunter dem Prozess zunächst fernbleiben. „Er wollte mit der Aussage bis zum 11. Januar warten“, sagte sein Anwalt Martin Meinberg.
Wer für den Säureangriff auf Bernhard Günther verantwortlich ist, ist noch unklar
Das Ziel bleibt, die Verantwortlichen für diesen verabscheuungswürdigen Angriff zu entlarven. Meinberger sagte, er habe die Hoffnung nicht aufgegeben. Immerhin wurde das Verfahren eingestellt und nun droht einem weiteren mutmaßlichen Mitverschwörer eine langjährige Haftstrafe.
Der Hinweis auf den Angeklagten und Verurteilten kam von einem unbekannten Whistleblower, der gegen eine saftige Zahlung von mehr als 150.000 Euro Namen nannte. Günther war zur Tatzeit Finanzvorstand des Energiekonzerns Innogy, der für die Ergreifung der Täter eine saftige Belohnung aussetzte.
Günther, heute 56, wurde mehrfach operiert. Die Augenlider und ein Teil der Gesichtshaut wurden transplantiert. Aus Sicht von Günthers Anwalt Martin Meinberg war der Angriff ein Versuch, Günther seinen Status als Profispieler zu entziehen.
Günther war damals Finanzvorstand des Energiekonzerns Innogy, der wenige Tage später vom Eon-Konzern übernommen wurde. Er vermutete, dass ein professioneller Kunde der Drahtzieher war, nannte ihn jedoch nicht namentlich. Meinberg sagt, dieses Verhalten sei einzigartig im Wirtschaftsleben.
Der Angriff erreichte sein potenzielles Ziel, Günthers Zukunft als Spitzenmanager zu zerstören, nicht: Er kehrte nach dem Angriff in den Vorstand zurück. Heute ist er Finanzvorstand von Fortum, einem finnischen Energieunternehmen mit mehr als 19.000 Mitarbeitern.
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Quelle: www.stern.de