Eine Zunahme von Waldbränden, schwerem Hagel und Überschwemmungen hat große Rückversicherer nicht davon abgehalten, weitere Katastrophenrisiken einzugehen. Allerdings fordern die Weltmarktführer Munich Re, Swiss Re und Hannover Re erneut große Versicherer wie Allianz und AXA auf, mehr Mittel zur Verfügung zu stellen und wollen nicht mehr ständig bei kleinen und mittleren Unwettern eingreifen.
Die Branche erwartet, dass 2023 ein kostspieliges Jahr für Naturkatastrophen wird, wie ihre Vertreter auf einer traditionellen Branchenkonferenz in Monte Carlo deutlich machten.
Beim „Rendez-Vous de Septembre“, wie das Treffen offiziell heißt, im Fürstentum Monaco diskutieren Rückversicherer und Hauptversicherer seit dem Wochenende erneut über die Erneuerung des Schaden- und Unfallgeschäfts zu Beginn des Jahres Vertragsbedingungen.
Mehr Schäden – höhere Preise
Der sich beschleunigende Klimawandel könnte zu tropischen Wirbelstürmen, Hitzewellen und Winterfrösten, extremen Regenfällen, Waldbränden und schweren Stürmen führen, sagt die Hannover Rück. Der Vorstand untersuchte die jüngsten Brände auf Hawaii und Überschwemmungen in Slowenien und Österreich. Eine hohe Inflation verteuert Versicherungsansprüche.
Dies hat sich auch auf die Kfz-Versicherung ausgewirkt, da Ersatzteile und Reparaturen sehr teuer geworden sind. Michael Pickel, Chef der Hannover Rück Deutschland, sagte, um im Jahr 2024 langfristig profitabel zu sein, müsste das Unternehmen die Prämien für die Kunden um etwa 20 % erhöhen. Aber das ist unrealistisch.
Bis 2023 werden die Kfz-Versicherungsprämien im Durchschnitt nur noch um 3 % steigen. Pickle erklärt, dass zehn Prozent nötig seien, um nicht in die roten Zahlen zu fallen. Als Deutschlands größter Kfz-Rückversicherer verfügt die Hannover Rück über besondere Kenntnisse der Tarifstrukturen von Kfz-Versicherern wie Huk Coburg und Allianz.
„Wir haben ein Interesse an Naturkatastrophenrisiken“
Während einige Rückversicherer nicht mehr bereit sind, Schäden durch Naturkatastrophen zu decken, haben die drei größten Akteure der Branche nach wie vor keine Angst vor solchen Risiken. „Wir haben ein Interesse an Naturkatastrophenrisiken“, sagte Munich Re-Vorstandsmitglied Stefan Göring am Sonntag. Am Montag machten auch Swiss Re und Hannover Re deutlich, dass sie das Geschäft weiter ausbauen wollten, aber keineswegs notwendig seien.
„Der Preis des Risikos steigt“, sagte Hanover. Inhaber Jean-Jacques Henchoz. „Das weiß jeder in Monte Carlo.“ Die Hannover Rück habe bei der diesjährigen Erneuerung deutlich günstigere Preise und Konditionen erreicht. „Diese Verbesserungen reichen jedoch nicht aus, da die Risikolandschaft weiterhin herausfordernd bleibt“, sagte Henchoz.
Große Versicherer verzeichnen seit Jahren weiterhin höhere Gewinne und schaffen gleichzeitig unangenehme Risiken für die Rückversicherer.
Versicherungsschutz mit staatlicher Hilfe?
Die Führung der Hannover Rück argumentierte bei dem Treffen, dass in Zusammenarbeit mit Regierungen auch Risiken versichert werden könnten, die derzeit nicht oder unterversichert seien. Dazu gehören Risiken wie die Coronavirus-Pandemie, die zu landesweiten Lockdowns geführt hat. „Solche Risiken können wir nicht absichern“, sagte Henchoz.
Gleiches gelte für Risiken im Zusammenhang mit Computersystemen, Internet und Daten, diese seien aber bisher nur in geringem Umfang abgesichert, sagte der Manager Through sogenannte Cyberversicherung. Hier ist die Zusammenarbeit mit der Regierung gefragt, die eingreift, wenn der Schaden ein bestimmtes Maß übersteigt.