Im Iran bestätigte der Oberste Gerichtshof ein weiteres Todesurteil für einen Demonstranten im Zusammenhang mit den Protesten. Der junge Mohammad B. wurde wegen mutmaßlichen Einsatzes einer Waffe zur Verletzung von Sicherheitskräften verurteilt, berichtete das Justizportal Misan.
Nach islamischer Rechtsauffassung des Iran lautet die Anklage „Krieg gegen Gott führen“, was mit dem Tode bestraft wird. Menschenrechtsaktivisten haben die Schnellverhandlungen wiederholt als „Scheinprozess“ kritisiert. Nach der Bestätigung durch den Obersten Gerichtshof kann das Urteil nicht mehr angefochten werden.
Bisher wurden zwei Demonstranten im Iran hingerichtet, weil sie an Protesten teilgenommen hatten. Nach iranischen Medienberichten wurden mehr als 20 weitere Demonstranten in die Todesliste der Justiz aufgenommen. Nach Angaben von Menschenrechtsgruppen wurden bei den Protesten mehr als 500 Demonstranten getötet. Das gewaltsame Vorgehen gegen Demonstranten, insbesondere die beiden Hinrichtungen, wurde im In- und Ausland verurteilt.
Zunehmend verzweifelt
Sicherheitskräfte in der kurdischen Stadt Jawanrud im Nordwesten des Landes haben am Wochenende bei einer Gedenkfeier für tote Demonstranten erneut Gewalt angewendet. Während die Straßenproteste in anderen Teilen des Landes zuletzt zurückgegangen sind, berichten die Iraner angesichts der Regierungsgewalt und der Wirtschaftslage von einer „bedrohlichen Ruhe“ und wachsender Verzweiflung. Hijab-Anforderungen werden in einigen Fällen auch strenger durchgesetzt, unter anderem durch Videoüberwachung.
Die landesweiten Proteste im Iran wurden durch den Tod von Jina Mahsa Amini in Polizeigewahrsam am 16. September 2022 ausgelöst. Iranische Kurden wurden von der sogenannten stellvertretenden Polizei festgenommen, weil sie gegen die aktuelle islamische Kleiderordnung des Iran verstoßen hatten. Die Proteste gegen die repressive Linie der Regierung und das islamische Herrschaftssystem dauern seitdem an.