Der angeschlagene Immobilienkonzern Adler Group verzeichnete im ersten Halbjahr einen starken Gewinnrückgang. Mieteinnahmen und Betriebsleistung sind rückläufig, und Adler musste wie andere in der Branche aufgrund steigender Zinsen sein Immobilienportfolio abwerten. Der beizulegende Zeitwert des Portfolios einschließlich Entwicklungsprojekten betrug Ende Dienstag, 30. Juni, 6,4 Milliarden Euro, verglichen mit 7,4 Milliarden Euro zum Jahresende. Der Nettoverlust betrug mehrere Milliarden Euro, verglichen mit 604 Millionen Euro im Vorjahr.
Wie das Unternehmen am Dienstag bekannt gab, sanken die Nettomieteinnahmen in den ersten sechs Monaten des Jahres im Jahresvergleich auf 108 Millionen Euro von 131 Millionen Euro in Luxemburg. Der FFO I, die für die Branche wichtige Kennzahl des operativen Mietergebnisses, sank von 50 Mio. Euro auf 8 Mio. Euro. Das Unternehmen sagte, der Rückgang sei auf eine deutliche Reduzierung des Mietmixes nach dem Portfolioverkauf und einen Anstieg der Finanzierungskosten zurückzuführen. Die durchschnittliche Monatsmiete des Mietportfolios stieg auf 7,69 € pro Quadratmeter, was einer Mietsteigerung von 3,1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.
CEO Thierry Beaudemoulin erklärte, dass der Deal-Markt derzeit „trocken“ sei. Deshalb konzentriert sich Adler auf das Liquiditätsmanagement. Der Fokus der Gruppe liegt weiterhin auf der Schuldenreduzierung durch Vermögens- und Portfolioverkäufe.
Der Immobilienkonzern steckt seit einiger Zeit in der Krise. Adler geriet ins Visier der Finanzaufsicht Bafin, nachdem der Leerverkäufer Fraser Perring schwere Vorwürfe gegen ihn erhoben hatte. Dabei geht es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Wirtschaftsprüfer KPMG lehnte später Adlers Testat zur Bilanz 2021 ab. Im vergangenen Jahr hat die Adler Group rund 1,7 Milliarden Euro verloren.
Im April gab das Gericht grünes Licht für die Neuorganisation der Gruppe. Ende Juni durchsuchten die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das Bundeskriminalamt die Geschäftsräume der Tochtergesellschaft Adler Real Estate AG wegen des Verdachts auf fehlerhafte Buchführung, Marktmanipulation und Untreue.