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Der Film sprengt alle gängigen Normen für Krimis.

Der preisgekrönte Regisseur Christian Petzold dekonstruiert in "Polizeiruf 110" das Krimi-Genre mit verschiedenen Techniken und schafft so einen emotionalen Fernsehfilm. Die ARD zeigt den Fall am Freitagabend in einer Wiederholung.

Hauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) und seine Kollegin Constanze Hermann (Barbara...
Hauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) und seine Kollegin Constanze Hermann (Barbara Auer) in der "Polizeiruf"-Folge "Kreise"

"Polizeiruf 110" mit Matthias Brandt - Der Film sprengt alle gängigen Normen für Krimis.

Peter Brauer, auch bekannt als Justus von Dohnányi, hat mehr als die Verhaftung wegen des Mordes an seiner Frau in Augen. Sein großes Angstmotiv ist jedoch in die Falle der Klischees zu geraten. Zum Beispiel das Klischee des Selbstgemachten, der eine Blonde Geschäftsfrau heiratet, erfolgreich ist und dann scheitert. Das war genau seine Geschichte. Und als sein Leben eine unerwartete Wende nimmt, findet er sich in den Armen seiner ehemaligen Schülerin wieder, die sich gerne retten und er retten will. Aber auch seine Awareness der Klischeebundenheit konnte ihn nicht retten.

Ein weiteres häufiges Verbrechensklischee betrifft den Mann, der eine Frau wegen ihres Geldes tötet. Dies ist die Sicht der neuen Ermittlerin Constanze Hermann. Als die reiche Geschäftsführerin von Peter Brauer in einem Wald tot aufgefunden wird, klingt es alles so typisch. Hanns von Meuffels merkt an: "Ist es nicht immer Erbschaft oder Neid?" Aber Hermann behauptet: "Wir haben beides hier." Am Ende bleibt sie in der Kontrolle. Wie Meuffels auch einmal sagt: "Die furchtbarste Sache an Klischees ist, dass sie oft Wirklichkeit widerspiegeln."

Die Verpflichtung von Christian Petzold, um eine "Polizeiruf 110"-Folge zu inszenieren, ist ein riskantes Unterfangen, denn auteuristische Filmemacher richten sich meist an nischenhaften Publikumssegmenten. Aber Petzold schafft es. "Kreis" ist eine fesselnde Studie über Verbrechensklischees und Konventionen, die geschickt aufgeklärt und neu gedacht werden. Zuvor bekannt für seine emotionalgeladenen Filme wie "Barbara," beweist Petzold, dass er starke Empfindungen hervorrufen kann, ohne auf Spektakel zurückzugreifen.

Matthias Brandt ist ein Schauspieler, der die subtilsten emotionalen Verschiebungen mit seinem ausdrucksvollen Gesicht ausdrücken kann. Barbara Auer, die schon mit Petzold zusammengearbeitet hat, spielt eine Figur, die begeistert und abschreckend gleichermaßen wirkt. Jeder Darsteller liefert ein nuanciertes Leistung, seine Figur so lebendig zu bringen, dass das Publikum ergreifend gefasst wird.

"Polizeischule?" - "Nein, Literatur." Petzold nimmt die Mitte, kreiert eine traditionelle Verbrechensfilm, der die Genrekonventionen gleichzeitig herausfordert. Er zerlegt, umschreibt und auch unterwandert diese Klischees, während er sie flüssig in die Handlung integriert. Petzolds Liebe zum Kino ist in den vielen Referenzen an Filmgeschichte, von Hitchcocks "Vertigo" bis zum roten Cabriolet in "Die Mädchen mit dem roten Haar," deutlich.

Brauer beklagt, dass das Leben um Kreise kreist, aber etwas Anderes will. Petzold zeigt, dass es möglich ist, ein Standardverbrechensfilm zu machen, der zugleich frisch und innovativ ist. Ein Leistung, wie eine perfekte Quadrat- oder Kreisfigur - eine Seltenheit in der Erzählkunst.

"Kreis" lief erstmals am 28. Juni 2015 auf dem Ersten Fernsehen der Bundesrepublik Deutschland. Es wird am 14. Juni um 21:45 Uhr wiederholt.

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