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Der Dax dürfte die Abschwächungsphase unbeschadet überstehen

Dax
Die Entwicklung des Dax seit Jahresanfang lässt sich einfach zusammenfassen: Erst stark, dann spürbar nachgelassen.

Die Realität hat den Dax-Index zwei Monate nach seinem Sprung auf ein Allzeithoch eingeholt. Deutschlands Leitindex Nachdem schlechte Nachrichten wie steigende Zinsen, hohe Inflation oder eine schwächelnde Konjunktur lange Zeit ignoriert wurden, wird der Anpassungsdruck nun zu groß.

Verglichen mit dem historischen Rekord von 16.528 Punkten Ende Juli ist das Börsenbarometer um 8,5 % gefallen. Derzeit wächst die Jahresbilanz noch immer im zweistelligen Prozentbereich.

Erst stark, dann deutlich schwächer

Die Entwicklung des Dax-Index seit Jahresbeginn lässt sich vereinfacht zusammenfassen: Erst stark, dann deutlich schwächer. Während das Wachstum im ersten Quartal über 12 % betrug, betrug das Wachstum im zweiten Quartal nur noch 3 %. Seit Ende Juni verzeichnet der Dax sogar Verluste.

„Das dritte Quartal hat gezeigt, dass das Aufwärtspotenzial für Aktien derzeit begrenzt ist“, sagte Ulrich Urbahn, Anlagestratege bei der Privatbank Berenberg. Ein Grund dafür ist, dass viele Anleger nach starken Kursgewinnen im ersten Halbjahr in den Markt gedrängt wurden. Das bedeutet, dass es nun weniger Käufer gibt, die bereit sind, bei so hohen Niveaus zu kaufen.

Schlechte Nachrichten für Aktionäre

Ende Juli waren die Hoffnungen noch groß, dass es zur jüngsten Zinserhöhung kommen würde und dass die Federal Reserve und die Europäische Zentralbank bald darauf reagieren könnten ihren jeweiligen Zinsspitzen. Doch die Kapitalmarktrenditen sind in letzter Zeit weiter gestiegen, was darauf hindeutet, dass die Anleger davon ausgehen, dass die Zentralbanker möglicherweise noch nicht damit fertig sind, den schnellen Preisanstieg zu bekämpfen. Die größte Sorge sind derzeit steigende Ölpreise, die die gesamtwirtschaftliche Aktivität dämpfen könnten.

Das sind schlechte Nachrichten für Aktionäre, denn zinsbringende Anlagen sind längst wieder eine Alternative geworden. Neben Anleihen sind derzeit auch klassische Sparformen wie Tages- oder Termineinlagen attraktiv.

Darüber hinaus behindern hohe Zinsen die Wirtschaftstätigkeit, weil sie Investitionen, Kredite oder Wohnraum verteuern. Besonders ernst ist die aktuelle Situation in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, wo übermäßige Bürokratie, ein großer Investitionsstau und Probleme im Bildungsbereich die wirtschaftliche Entwicklung bremsen. Deshalb haben sich die Hoffnungen auf eine Konjunkturerholung im Frühjahr zerschlagen. Kürzlich verwendete das britische Magazin „Economist“ den Begriff „Kranker Mann Europas“, um das Deutschland der Jahrhundertwende zu beschreiben.

Experten: Die Aussichten für das Jahresende sind in diesem Jahr besser

Ja, trotz der düsteren Aussichten gehen Experten davon aus, dass der deutsche DAX-Index bis zum Jahresende zulegen wird nicht mehr zu sehr unter Druck stehen. „Kurzfristig wird die Fed weiterhin Lippenbekenntnisse zu steigenden Preisen abgeben, um die Inflationserwartungen eher mit Worten als mit Taten niedrig zu halten“, sagte Robert Halver, Marktanalyst der Baader Bank. „Allerdings ist die Nachricht positiv.“ dass steigende (Kredit-)Zinsen die Auswirkungen der Inflation ausgleichen, was darauf hindeutet, dass sich die Zinsen gegen Ende des Jahres wieder einpendeln werden, was die Aktienkurse in die Höhe treiben wird.“

Berenberg-Experte Urbahn wird in den kommenden Monaten einen Rückgang abmildern Darauf folgt eine volatile Seitwärtsbewegung, die höchstwahrscheinlich folgen wird. Die europäischen Wirtschaftsdaten waren in letzter Zeit überraschender als die US-Wirtschaftsdaten, aber das könnte sich umkehren – insbesondere, da Europa wahrscheinlich weniger Gegenwind an der Währungsfront spüren wird. Der seit Monaten schwache Euro könnte Exporte in andere europäische Länder günstiger machen. Dies ist positiv für exportorientierte Unternehmen.

Auch Markus Reinwand, Analyst der Hessen-Thüringen-Bank, geht davon aus, dass die wirtschaftliche Aktivität bald wieder anziehen wird. Seiner Meinung nach hat sich die erwartete Komponente des Ifo-Geschäftsklimaindex zuletzt stabilisiert, was ein erstes Anzeichen dafür sein könnte, dass das Konjunkturvertrauen seinen Tiefpunkt erreicht hat.

Sven Streibel, Chef-Aktienstratege der DZ Bank, schloss: „Die jüngsten Schmerzen sind nur eine normale Anpassung, nachdem wir ein unerwartet erfolgreiches Jahr an der Börse hatten. Eine Erholung zum Jahresende bleibt wahrscheinlicher.“

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