Die olympische Zukunft begann für den neuen Turn-Weltmeister Lukas Dauser symbolisch schon am Abend nach seinem Triumph. Das Bankett zum Abschluss der WM in Antwerpen stand unter dem Motto «Die olympischen Farben».
Und der 30-Jährige kleidete sich standesgemäß: Rote Kappe, gelbe Brille, schwarzes Hemd, blaue Jeans und grüne Schuhe. Seine Gedanken gingen aber schon über die Fünf-Farben-Sause hinaus in Richtung Paris.
«Jetzt kommt da ein bisschen Druck drauf, Last drauf, nächstes Jahr sind Olympische Spiele und da als Weltmeister hinzufahren, ist nicht ohne», sagte der Barren-Champion der Deutschen Presse-Agentur: «Für mich ist es Lust. Ich versuche, das ins Positive umzumünzen: Hey, ich kann so gut turnen. Das will ich nochmal zeigen und darauf habe ich Bock.»
Lob vom Turn-Idol
Fabian Hambüchen, der mit seinem Reck-Titel 2007 bis zu Dausers Coup letzter deutscher Turn-Weltmeister war, erwartet durch dessen Erfolg einen Ansporn für das gesamte Männer-Team. «Definitiv. Olympia war das große Ziel, das Ticket zu sichern, das haben sie souverän gemacht. Für ihn steht aber diese WM erstmal als das Highlight seiner Karriere», sagte der 35-Jährige der dpa.
Stolz blickte Lukas Dauser im Anschluss an die Siegerehrung immer wieder auf seine Medaille um den Hals und war auch mit dem Beißtest zufrieden. «Hält stand, sieht gut aus, ich bin zufrieden», urteilte er, «ich bin unglaublich zufrieden, unglaublich happy.» Sein Trainer Hubert Brylok in Halle/Saale gönnte ihm den Sieg in Antwerpen aus vollem Herzen: «Der Junge hat es sich wahnsinnig verdient, weil er so professionell arbeitet.»
Dauser verspricht sich von seinem WM-Titel auch weiteren Rückenwind in Richtung Olympische Spiele für seine Hallenser Trainingskameraden Nils Dunkel und Nick Klessing sowie die anderen Auswahlkollegen Lucas Kochan (Cottbus), Pascal Brendel (Wetzlar) und den aktuell verletzten Andreas Toba (Hannover). «Dass es einer von uns schafft, Weltmeister zu werden, das ist für jeden Motivation pur. Wir sind eine gute Turn-Nation, das haben wir hier bewiesen, gerade die Männer. Das motiviert alle nochmal, dass die wissen, auch wir können das schaffen», sagte der Olympia-Zweite am Barren.
In der Stunde seines Erfolges nahm sich der Champion dann auch noch Zeit für eine Anekdote. Sein früherer Trainer Kurt Szilier hatte den 12-Jährigen einst nach dessen Ziel gefragt. Darauf habe er geantwortet, dass er Vize-Weltmeister werden wolle, woraufhin der Coach ihn gefragt habe: Warum Vize-Weltmeister? «Da habe ich geantwortet: Na dann habe ich ja keine Konkurrenz mehr», erzählte Dauser.
WM-Erfolg zu Hause genießen
Nach seiner Qualifikation für das Barren-Finale in Antwerpen habe er Szilier nun als Erwachsener geschrieben, dass sich seine Meinung inzwischen geändert habe. «Seine Antwort war: Lieber Lukas, ich wünsche Dir ganz viel Können und viel Erfolg, dass Du keine Konkurrenz mehr hast», sagte der sichtlich gerührte Weltmeister, «dass ich das jetzt geschafft habe, ist unglaublich.»
Nach neun Tagen mit vier harten Wettkämpfen will sich Dauser zu Hause in Halle/Saale ein wenig Ruhe gönnen. «Ich freue mich, dass ich mich dann auf die Couch setzen kann mit meiner Medaille um den Hals und die dann an mein Medaillen-Board hänge», kündigte er an. Nach einigen Terminen unter anderem mit Ehrungen beginnt für den Sportsoldaten am nächsten Montag ein vierwöchiger Lehrgang, an dessen Ende er Feldwebel werden möchte.
Weil er seinen Fitnesszustand halten will, wird er auch noch in der Bundesliga turnen sowie am 3. November beim Swiss Cup in Zürich, ehe er im Dezember mit seiner Frau Viktoria für zehn Tage zum Flittern auf die Malediven fliegt. «Und ab Mitte Dezember geht dann die ‘Road to Paris’ für mich los.»