Die Menschen feiern den Feiertag in Kleidern und Lederhosen, und die Straßen im Stadtzentrum sind mit Blumen und Pferdemist-Brauteams geschmückt. Das Oktoberfest hat begonnen. Es herrschte eine entspannte Atmosphäre unter Veranstaltern, Hoteliers, Künstlern und Gästen, von denen viele in diesem Jahr zum ersten Mal seit der Pandemie aus dem Ausland angereist waren. Anders als im letzten Jahr macht sich niemand große Sorgen wegen des Coronavirus. Dazu Sonnenschein und wolkenlos blauer Himmel – ein idealer Start ins Oktoberfest.
Auch die Energiekrise scheint vergessen zu sein. Anders als letztes Jahr, als sich die Hotelbesitzer darauf geeinigt hatten, in den Biergärten auf Heizgeräte zu verzichten, ist mancherorts zu lesen: „beheizte Biergärten“. Sorgen über den Klimawandel, die Inflation, den Krieg in der Ukraine – all dies scheint ignoriert zu werden.
„Die Lust der Menschen zu feiern ist riesig“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der als Stadtoberhaupt den Festakt pünktlich um 12 Uhr mit der Eröffnung des Volksfestes eröffnete. „Wenn wir kein Oktoberfest haben, wird es keinen Tropfen Regen geben.“ Es sei wichtig zu helfen, wo es möglich sei, und die Hilfe werde kommen. Sein Eindruck war, dass es wahrscheinlich „das fröhlichste Oktoberfest seit Jahren“ war.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, die Menschen müssten auch feiern. „Man braucht Lebensfreude, um neue Kraft zu tanken.“ Und: „Wir sind die Visitenkarte der Lebensfreude.“ Um den strahlenden Sonnenschein willkommen zu heißen, prägte er umgehend einen neuen Begriff als Ersatz für das Kaiserwetter: „Premierministerwetter.“
Landtagswahlen spielen keine Rolle
Wie andere Volksfeste – etwa der niederbayerische Giramos und traditionelle politische Bierzeltreden – soll das Oktoberfest ein Bereich ohne Wahlkampf bleiben. Die Betriebsregeln verbieten politische Aktivitäten, einschließlich Wahlkampf. Doch drei Wochen vor der bayerischen Landtagswahl am 8. Oktober wird es nicht mehr so einfach sein. Schließlich werden auf dem Oktoberfest traditionell auch politische Prominenz gefeiert.
Auf der großen Bühne am Schottenhamel sprach Soeder Bierzeltbesucher und Fernsehpublikum an, die Veranstaltung wurde live im Fernsehen übertragen. Forderung: Die „Magensteuer“ dürfe nicht steigen, sagte er. „Jedenfalls finde ich Essen und Trinken zu teuer. Erhöhen Sie nicht die Lebensmittel- und Getränkesteuer“, rief er den Leuten im Festzelt zu und applaudierte.
Während der Pandemie wurde die Mehrwertsteuer auf Restaurantspeisen von 19 % auf 7 % gesenkt. Was Ende 2023 als nächstes passiert, bleibt abzuwarten. Söder erklärte später, er habe das Thema angesprochen, „weil es das Richtige war“. „Das Oktoberfest ist schon teuer, aber jeder, jeder normale Bürger sollte es sich leisten können.“
Ritter feierte ein friedliches Oktoberfest mit seinem ersten Bier, sagte er, und einem weiteren. Zum einen seien es Steuerentscheidungen Keine Bierzelte aufstellen – dafür ist der Bund zuständig. Sword kann durchaus seine Meinung äußern. Er befindet sich „im Wahlkampftunnel“ und kann dies möglicherweise nicht vollständig ignorieren.
SPD-Bundesvorsitzender Lars Klingber und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) werden ebenfalls auf dem Oktoberfest sein. Auch Söders stellvertretender Regierungschef Hubert Ewanger (Freier Kurfürst) kam ins Schottenhamel-Zelt.
Trotz Skandal: Das Selfie mit Iwanger bleibt beliebt.
Dann öffnete der Wirtschaftsminister den Korken – kleiner als Reiter – und zapfte das 200-Liter-Weinfass an – eine Flasche Wein im „Bodo’s Cafézelt“ mit der fränkischen Weinkönigin. Ewanger sagte, er werde derzeit „mehr denn je“ nach Selfies gefragt – auch auf dem Oktoberfest. Er wurde in den letzten Wochen dafür kritisiert, dass er als Schüler antisemitische Flugblätter in seiner Schultasche trug.
Der Eindruck ist, dass Ewanger am Samstag kommentierte, dass CSU-Politiker nicht mit ihm auf dem Oktoberfest erscheinen wollten: „Ob CSU-Mitglieder ein Foto mit mir machen wollen“, interessierte ihn das nicht sonderlich. „Es ist wichtig, dass die Leute Selfies machen wollen.“
Klimaneutralität ist ein großes Ziel
Nachhaltigkeitsthemen sind auch politisch und praktisch. Hoteliers haben ein ehrgeiziges Ziel: Große Festzelte sollen innerhalb von fünf Jahren, wenn möglich sogar schon 2026, klimaneutral werden. Nach der Debatte darüber, ob auf dem Oktoberfest ausschließlich Bio-Produkte verwendet oder zumindest eine Bio-Quote eingeführt werden soll, bietet das Paulaner Festzelt erstmals probeweise nur Bio-Hähnchen an. In jedem Zelt sollte es mindestens ein veganes Gericht geben – und noch viele mehr. Nach der viel diskutierten veganen Weißwurst im letzten Jahr gibt es nun auch veganen Hackbraten am Stand.
Im Zelt lieferten Kellnerinnen immer noch Dutzende Wiesn-Hühner aus. Sword selbst möchte weder vegetarischen Käse noch Tofu-Hähnchen essen, gibt den Festivalgästen aber einen über die Gastronomiesteuer hinausgehenden Gastronomie-Tipp: Jeder solle „essen, was er möchte, und trinken, was er verträgt.“
Das kann nicht jeder. Um 15.38 Uhr meldete die Wiesn-Sanitätsstation einen jungen Mann als ersten Patienten mit „alkoholbedingtem Totalschaden“, wie ein Wiesn-Sprecher mitteilte.