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Corona im Abwasser: Projekte auf Kläranlagen ins Stocken geraten

Coronavirus - Früherkennung im Abwasser
Susanne Lackner, Leiterin des Projekts «Abwa-SARS», deutet in ihrem Büro auf ein Sequenzierergebnis.

Ein Projekt zur Corona-Überwachung im Abwasser ist in Hessen trotz Ausbauwunsch der Bundesregierung ins Stocken geraten. Anfang des Jahres wurde die Probenahme an den meisten Standorten eingestellt. Wie es weitergeht, ist nach Angaben des Hessischen Sozialministeriums unklar. Wie Susanne Lackner, Professorin für Wasser- und Umweltbiotechnologie an der Technischen Universität Darmstadt (TU), der DPA sagte, waren führende Forscher auf dem Gebiet “gleichzeitig mehr oder weniger enttäuscht”.

Eigentlich sollte im Rahmen des „Epidemie-Radars“ eine systematische Corona-Überwachung fest etabliert werden. Dort wurden verschiedene Indikatoren zusammengestellt, um die Entwicklung der Pandemie zu überwachen. Das Robert-Koch-Institut und das Umweltbundesamt bauen derzeit das System auf und erweitern die Zahl der Standorte. Laut Bundessozialministerium liefern derzeit 25 Kläranlagen in Deutschland Daten, angestrebt werden 170. In Hessen seien zehn Standorte geplant, „die etwa 40 % der hessischen Bevölkerung abdecken“.

Bisher steht nur fest, dass in Buddingen bisher zweimal wöchentlich Proben genommen und analysiert wurden. Welche neun weiteren Kläranlagen beteiligt sein werden, steht noch nicht fest. „Zunächst müssen die Rahmenbedingungen für Bundesvorhaben erarbeitet werden“, sagte Wiesbaden. Die Integration aller neuen Standorte soll laut Ministerium „voraussichtlich bis zum Frühjahr 2023 abgeschlossen sein“.

Wie das Ministerium bestätigt, läuft das aus dem Hessischen Fonds kofinanzierte Projekt Ende dieses Jahres aus: In „HeNaSARS-V“ untersuchte die TU Darmstadt an elf Standorten Häufigkeit und Art des Coronavirus: Drei in Frankfurt, zwei in Wiesbaden, dazu Hanau, Fulda, Kassel, Marburg, Gießen und Darmstadt. Das Forschungsprojekt testete auch logistische Prozesse und die Datenübertragung. Bis Februar 2023 läuft das von der Europäischen Union kofinanzierte Bundesprojekt „ESI-CorA“ in Buddingen.

Vor anderthalb Jahren setzte man große Hoffnungen in die Abwasserüberwachung. Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne) sprach im September 2021 von einer „neuen Phase im Kampf gegen die Pandemie“, was bedeute, dass Hessen „auf ein neues und effizientes Instrument setzen“ könne. Lackner sagte damals: „Die Technik ist ausgereift, die Methoden etabliert – das System kann jederzeit aufgebaut werden. Fehlt nur noch der politische Wille.“ Bei Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigte an, dass Abwasser Sie sich mit dieser Bereitschaft beim Monitoring auf den Pandemie-Radar gesetzt sieht: „Leider scheint mir Deutschland bei der Umsetzung bzw. Ausweitung dieses Konzeptes wieder eigene Wege zu gehen. „Gerade bei der Zusammenführung der Daten gibt es ein Problem.“ So seien bislang nur sehr wenige Kläranlagen in den Pandemieradar aufgenommen worden, weil die Daten nicht verfügbar seien. “Viele Bundesländer haben noch nicht entschieden, ob die Messung fortgesetzt wird, “daher kann es vorkommen, dass die Messstelle vorübergehend geschlossen wird.”

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