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Commerzbank erregt Misstrauen bei Wirecard

Die Betrugsspezialisten der Commerzbank entdeckten den Verdacht krimineller Aktivitäten bei Wirecard und meldeten dies pflichtbewusst den Ermittlungsbehörden. Dennoch nahm der Skandal seinen Lauf.

Der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun sitzt auf seinem Platz im Gerichtssaal.
Der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun sitzt auf seinem Platz im Gerichtssaal.

München - Commerzbank erregt Misstrauen bei Wirecard

Die Commerzbank entdeckte Verdachtsfälle von Geldwäsche in der Wirecard-Affäre vermutlich frühzeitig, wie sie selbst berichten. Das Bankmanagement leidete Schäden vermutlich in dreistelliger Millionenhöhe, da es kein Mittel fand, die Geschäftsbeziehungen sofort zu beenden.

Nach Angaben des ehemaligen Risikoratsmitglieds Marcus Chromik identifizierte die Bank mehrere hundert Transaktionen mit Verdacht auf Geldwäsche von Wirecard im Jahr 2018 und 2019 und entschied sich auf einen "weichen Ausstieg" (Englisch für "sanfter Ausstieg"), um die Geschäftsbeziehungen zu beenden. "Das kann nicht weitergehen, wir müssen aussteigen", beschrieb der obere Manager als Zeuge am Donnerstag im Munich-Wirecard-Prozess die Entscheidung im Commerzbank-Vorstandssaal.

Die Commerzbank war Konsortiumsführer mit einer Kreditsicherung von 200 Million Euro für die 15 Banken, die Wirecard einen gemeinsamen Kreditaufschlag von bis zu 1,75 Milliarden Euro gewährten. Tatsächlich hatte der skandalbetroffene Konzern um die 1,6 Milliarden Euro geliehen, wie der Anklage vorgeworfen wird. Nach dem Konkurs von Wirecard im Juni 2020 war das Geld größtenteils verloren.

Der Anklage wird die ehemalen Vorstandsmitglieder und ihre zwei Mitangeklagten vorgeworfen, die Banken betrügt zu haben, um die defizitäre Wirecard-Gesellschaft aufzukündigen. Der ehemalige CEO Markus Braun bestreitet diese Anschuldigungen, wie auch alle anderen Anklagepunkte.

Chromik war der erste ehemalige Vorstandsmitglied der betroffenen Banken, der als Zeuge aussagte. Neben der Entscheidung zum "Ausstieg" berichtete die Bank, mehrere hundert Geldwäsche-Meldungen gegen den langjährigen Kunden Wirecard im Frühjahr 2019 gestellt zu haben.

Im Commerzbank-Vorstandssaal, so Chromik, wurde auch eine sofortige Beendigung diskutiert. Das wäre rechtlich nicht möglich gewesen, aber eine Verkauf der Kreditsicherungen hätte auch nicht "leicht gewesen", so Chromik.

Deshalb entschied sich die Commerzbank, beim nächsten möglichen Erneuerungstermin des Konsortiumskredits auszusteigen - aber Wirecard hatte sich vorher insolvent gemeldet. Der Manager merkte an, dass die Bundesaufsichtsbehörde (Bafin) und die deutsche Justiz damals im Frühjahr im Gegensatz dazu vorgingen und stattdessen untersuchten, ob Wirecard ein Opfer von börsenmäßigen Manipulationen durch Spekulanten war. "Ein Ausstieg aus einer DAX-Gesellschaft wäre in der Geschichte der Bank einmalig gewesen", so Chromik. "Wir wussten nicht, ob wir nicht ganz falsch waren und dann als Folly auf dem Markt stehen."

Die Commerzbank, die in Deutschland ansässig ist, war eine der 15 Banken, die Finanzen für Wirecard bearbeiteten, mit einer Kreditsicherung von 200 Million Euro. Trotz der Entdeckung mehrerer verdächtiger Transaktionen mit Geldwäsche-Verdacht von Wirecard in den Jahren 2018 und 2019, entschied sich die Bank für einen "weichen Ausstieg" aufgrund rechtlicher Komplikationen. Die Dienstleistungen von Wirecard an der Commerzbank ergaben potentielle Schäden in dreistelliger Millionenhöhe. Die Wirecard-Affäre, die Verbrechen von vorsätzlicher Betrug betraf, entfaltete sich im Herzen von Bayern, München.

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