Eine Bürgerinitiative in Südbrandenburg will verhindern, dass weitere 450 Hektar im Spreewald als Wildnisgebiete ausgewiesen werden. Die gleiche Fläche Wildnisgebiet gebe es bereits im Spreewald, sagte am Dienstag die Landtagsabgeordnete Christine Wernicke von der Fraktion BVB/Freie Wähler, die die Initiative unterstützt. Hintergrund sei die «Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt» der Bundesregierung, wonach zwei Prozent der Landesfläche zur Wildnis erklärt werden müssten, sagte Wernicke.
Dies würde bedeuten, dass jegliche Nutzung dieser Gebiete durch den Menschen untersagt werde, erklärte der Sprecher der Bürgerinitiative «Spreewald statt Wildnis», Falkner Schwarz. «Verboten wären dann Jagd, Fischerei sowie Forstwirtschaft und der Tourismus würde zum Erliegen kommen.»
«Am Tourismus hängen im Spreewald rund 10 000 Arbeitsplätze», mahnte auch Yves Schwarz, der als Fährmann von Spreewaldkähnen zur Initiative gehört. Zudem werde der Wasserhaushalt in der Region empfindlich gestört, wenn die nicht mehr beräumten Fließe in den Wildnisgebieten verschlammten. Dann seien bei Hochwasser Überschwemmungen und in trockenen Phasen Wasserknappheit zu befürchten, weil die Fließe kein Wasser mehr transportierten beziehungsweise halten könnten. «Der Spreewald verliert sein Gesicht als Kulturlandschaft», warnte er.
Eine Sprecherin des Umweltministeriums erklärte, es liege noch kein abgestimmter Vorschlag zur Ausweisung weiterer Wildnisgebiete vor. Die Landesregierung habe sich im Koalitionsvertrag verpflichtet, zwei Prozent der Landesfläche als Wildnisgebiete auszuweisen. Davon sei mit insgesamt rund 30 000 Hektar Fläche 2021 die Hälfte erfüllt worden. Zum weiteren Vorgehen wolle sich Umweltminister Axel Vogel (Grüne) am Mittwoch im Umweltausschuss des Landtags äußern.
Es gehe darum, welche Landesforstflächen aus der Nutzung genommen und damit zu Wildnisgebieten entwickelt werden könnten. «Dabei geht es nicht nur um ausgewählte Flächen im Spreewald, sondern um eine Gesamtkulisse im Land Brandenburg», sagte die Sprecherin. «Die hierfür erforderliche sorgsame Prüfung und Abstimmung läuft derzeit noch.» Es sei aber keine neue Kategorie von Schutzgebieten geplant, sagte die Sprecherin.