Brandenburg ist beliebt für seinen Seenreichtum. Was kaum bekannt ist: Das Land hat nach Angaben der Naturwacht eine der größten Heideflächen Deutschlands. Das hat demnach mit den zahlreichen ehemaligen Truppenübungsplätzen und militärisch genutzten Flächen zu tun, auf denen sie überwiegend zu finden ist – rund 20.000 Hektar. Durch enorme Munitions-Altlasten, die auf Bereichen liegen, können aber nur manche Heideflächen erwandert werden.
Auf solchen ehemaligen militärisch genutzten Flächen, die sich vielerorts im Spätsommer in ein lilafarbenes Blütenmeer verwandeln, wächst beispielsweise die Besenheide (Calluna vulgaris). Sie wird nach Auskunft von Naturwacht-Sprecher Johannes Müller auch «Hungerkünstlerin» genannt, denn sie überlebt auf kargen Flächen, weil Brände, Explosionen und schwere Fahrzeuge schnell wachsende Gräser und Büsche entfernten. Dafür bleiben die Flächen offen und schnell wachsende Pflanzen können die Besenheide nicht verdrängen.
Die Gebiete Kyritz-Ruppiner Heide, Kleine Schorfheide, Schönower Heide, Reicherskreuzer Heide und Forsthaus Prösa werden als ehemalige militärisch genutzte Flächen gepflegt und offengehalten, wie der Naturwachtsprecher der dpa sagt. Durch Beweidung mit Schafen und Ziegen, Mähen oder auch Heidebrennen werden diese Heiden verjüngt, konkurrierende Büsche und Bäume entfernt.
Für Flächenbesitzer wie die Heinz-Sielmann-Stiftung sind die enormen Munitions-Altlasten auf den meisten ehemaligen Militärflächen eine riesige Herausforderung. Wanderwege und kleinere Bereiche sind bereits von Munition befreit. «Bei den übrigen Heideflächen gilt der Grundsatz: Bewundern ja, aber nicht betreten», sagt Müller.
Zu den bedeutendsten Heideflächen in Deutschland gehört die in der Prignitz liegende Kyritz-Ruppiner Heide – sogar eine der größten zusammenhängenden Heideflächen in Europa. Das Betreten der Fläche, die früher als Bombenabwurfplatz diente, ist wegen Munitionsbelastung nicht möglich. Doch es gibt einen Wanderweg. Im Südteil der Heide könne zwischen Neuglienicke, Pfalzheim und Rossow gewandert werden, sagt der Naturwachtsprecher. Mit dem Fernglas könnten Besucher Brachpieper, Wiedehopf und Heidelerche entdecken.
Andere Heideflächen wie die bei Lieberose und Jüterbog wiederum sind als sogenannte Wildnisgebiete ausgewiesen. Dort ist laut Umweltschützer Müller die Natur sich selbst überlassen. Ihm zufolge nehmen mit den Jahren die Heideflächen deshalb immer weiter ab.
Auch die Lieberoser Heide wurde Jahrzehnte militärisch genutzt. Auf zwei Kilometer Rundwanderwegen im Umfeld eines Aussichtspunktes können Besuchende heute Einblick in artenreiche Lebensräume und deren Bewohner bekommen: Doch die Aussicht verändert sich dort. In dem Wildnisgebiet setzt sich zunehmend die Natur durch.
Heiden seien früher dort entstanden, wo Menschen Flächen kontinuierlich Nährstoffe entzogen hätten, beispielsweise durch die Schaf-Beweidung oder das Abtragen von pflanzlichen Materialien zur Düngung der Felder. Die Naturwacht bietet im August spezielle Ranger-Touren zu diesen kargen, aber artenreichen Lebensräumen.