Der Fan-Auftrag für die Spieler des VfL Bochum könnte deutlicher kaum sein. «Am Mittwoch wieder alles Geben, um den gemeinsamen Pokaltraum zu leben! Auf zum Derbysieg!», stand auf einem riesigen Plakat, mit dem die Anhänger ihre Mannschaft auf das Ruhrgebiets-Duell im DFB-Pokal einstimmten. Gegen den Titelanwärter Borussia Dortmund mit Topstars wie Jude Bellingham und Sébastien Haller ist der VfL natürlich Außenseiter. Gerade die jüngsten Auftritte vor eigenem Publikum und besonders das 5:2 gegen die TSG Hoffenheim am Samstag machen den Bochumern aber viel Mut.
«Was gibt es Schöneres, als nach so einem Sieg am Mittwochabend gegen den BVB im Pokal-Achtelfinale zu spielen?», fragte Trainer Thomas Letsch rhetorisch. »Wir haben nichts zu verlieren. Die Favoritenrolle ist klar verteilt.»
Das Flutlicht ist an, das Stadion voll, der Gegner eigentlich besser: Solche Fußballabende mögen die Bochumer. Die Vorfreude ist riesig. «Jetzt kommt ein interessanter Gegner auf uns zu, da brauchen wir uns nicht verstecken», sagte Außenstürmer Christopher Antwi-Adjei, der gegen Hoffenheim überragte und derzeit in Topform spielt. «Wir wollen dem BVB auf die Füße treten und dann schauen, was möglich ist», frohlockte er.
Nur rund 16 Kilometer liegen die Stadien des VfL und des BVB auseinander. Und auch, wenn der größte Rivale der Dortmunder natürlich der FC Schalke 04 bleibt, hat dieses Duell Blau-Weiß gegen Schwarz-Gelb besondere Brisanz. Dem bis dato letzten Sieg der Bochumer gegen Dortmund in einem Pflichtspiel am 30. April 2022, der zugleich den Klassenerhalt perfekt machte, folgte eine rauschende Party. Sogar eigene T-Shirts gibt es zum spektakulären 4:3-Auswärtserfolg. Mit Dauer-Schmähgesängen stimmten die VfL-Fans ihre Spieler zusätzlich auf das K.o.-Spiel ein.
Ein Weiterkommen ist für Bochum nicht nur sportlich erstrebenswert, sondern auch finanziell sehr attraktiv. Zusätzliche Pokal-Einnahmen haben beim VfL mit vergleichsweise kleinem Etat einen deutlich größeren Effekt als bei den Großclubs der Bundesliga. Dass sich die Bochumer gegen den BVB durchaus Chancen ausrechnen, liegt auch an der Entwicklung unter Coach Letsch.
Als der 54-Jährige den VfL nach dem 7. Spieltag übernahm, war der Club mit einem Punkt Tabellenletzter. Zwölf Partien später haben die von vielen Experten als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelten Bochumer fünf Zähler Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz. Zu Hause ist der VfL eine Macht. Der Erfolg gegen Hoffenheim war der fünfte Sieg im fünften Heimspiel unter Letsch.
Spieler wie der agile Antwi-Adjei oder Mittelstürmer Philipp Hofmann blühen plötzlich auf. Zudem zeichnet den VfL eine große mannschaftliche Geschlossenheit aus. Jeder kämpft und rennt für den anderen. «Wir wissen, dass wir in dieser starken Bundesliga nur eine Chance haben, wenn wir als Mannschaft, als Kollektiv, top performen», sagte Letsch. Am Mittwochabend (2045. Uhr/ZDF und Sky) gilt das ebenfalls.