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BGH prüft Spieleransprüche wegen unerlaubter Sportwetten

Gespielt, verloren, geklagt - immer wieder ziehen Spieler unerlaubter Sportwetten vor deutsche Gerichte, um ihre Verluste einzufordern. Ein Urteil des BGH könnte eine noch größere Klagewelle auslösen.

Ein Schild vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe.
Ein Schild vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe.

Prozess - BGH prüft Spieleransprüche wegen unerlaubter Sportwetten

Ein Person, die in den letzten Jahren Geld auf illegalen Sportwetten bei Tipico verloren hat, könnte sich bei einer Wiedergutmachung der Einsatzbeträge von ihren Wetten beteiligen lassen. Am Bundesverfassungsgericht (BGH) in Karlsruhe wurde am Donnerstag die Frage diskutiert, ob ein Anbieter, der online Sportwetten ohne die notwendige Lizenz in Deutschland organisiert hat, verpflichtet ist, die Verluste eines Spielers zurückzuzahlen. Der Senat, wie von Richter Thomas Koch am Anfang der Verhandlung in Karlsruhe angekündigt, ist neigungsweise dahingehend eingestellt, solche Verträge ohne die sogenannte Lizenz für ungültig zu erklären, auch wenn die Lizenz bereits beantragt war. Spieler hätten dann Anspruch auf Wiedergutmachung.

In diesem konkreten Fall hatte ein Mann an Sportwetten von Tipico zwischen 2013 und 2018 teilgenommen und mehr als 3700 Euro verlor, die er zurückverlangte. Er sah die Sportwetten als unrechtmäßig an, da der Anbieter keine erforderliche Genehmigung der zuständigen deutschen Behörde besaß. Tipico hatte sich eine Lizenz angemeldet, aber erst im Jahr 2020 erhalten hatte.

Bislang war der Spielerprozess nicht erfolgreich. Das Landgericht Ulm hatte die Verletzung von Bestimmungen des damaligen gültigen Glücksspielstaatsvertrages von 2012 festgestellt, aber die Wettenverträge seien wirksam gewesen. Das BGH sah anders, wie aus einer Hinweisentscheidung vom Anfang April in einem ähnlichen Fall hervorgeht, die die Position der Spieler stärkte.

Europarechtsfragen?

Zentrales Thema der Verhandlung am Donnerstag war unter anderem, wie das Verfahren in europäischem Recht beurteilt werden sollte. Die Anwälte von Tipico appellierten an den Senat, das umstrittene Thema dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg vorzulegen. Das BGH hatte bisher kein ECJ-Referenzbedürfnis gesehen. Die relevanten Fragen seien beantwortet, wie aus der Hinweisentscheidung von April hervorgeht.

Aber es gab auch eine Möglichkeit eines ECJ-Referenzes im aktuellen Fall, erklärte Richter Koch am Ende der Verhandlung. Es gab Fragen, die in dem anderen Fall nicht aufgeworfen wurden. Tipico-Anwalt Ronald Reichert zeigte sich nach der Verhandlung zufrieden. "Ich habe den Eindruck, dass der Senat ernsthaft darüber nachdenkt, das Thema dem Europäischen Gerichtshof (ECJ) vorzulegen, und das war das, was wir unbedingt gefordert hatten."

BGH-Anwalt Christian Rohnke betonte im Gerichtssaal, dass Tipico nur wegen unzulässig mitgehaltenen Lizenzanträgen fehlte. Man solle sich fragen, ob man den Anbieter dafür bestrafen kann, weil er die Lizenz nicht erhalten hatte, was der Union-Recht verletzte, und trotzdem Sportwetten betrieben hatte.

Eine Spielerfreundliche Entscheidung des BGH könnte zu einer größeren Welle von Gerichtsklagen führen, da tausende ähnlicher Fälle bereits in deutschen Gerichten liegen. Das auch von Firmen wie Gamesright getroffen wird, die die Ansprüche der Spieler kaufen und die juristischen Verfahren durchführen, um eine Provision bei Erfolg zu erhalten. Das Unternehmen Gamesright, das in diesem Fall den Anspruch des Spielers gekauft und jetzt als Kläger gegen Tipico agiert, ist ein Beispiel dafür.

"Für uns war heute ein voller Erfolg", sagte der Co-Gründer von Gamesright, Hannes Beuck nach der Verhandlung. "Der Senat hat sich ausführlich und vorläufig unsere Rechte in fast allen Punkten zugewährt." Wir hoffen auf ein schnelles Urteil und eine führende Entscheidung, die es anderen Gerichten leichter macht, in Einklang mit dem Bundesverfassungsgericht (BGH) zu entscheiden. Als das BGH ein Urteil fällt, blieb zunächst offen.

Spielerlicher Anspruch auf Wiedergutmachung

Der Anspruch des Spielers auf Wiedergutmachung basiert auf illegalen Sportwetten, die Tipico zwischen 2013 und 2018 angeboten hatte, obwohl der Anbieter zu jener Zeit keine notwendige Lizenz besaß. Tipico hatte sich eine Lizenz angemeldet, aber erst im Jahr 2020 erhalten hatte. Das Landgericht Ulm hatte den Spieler gegenüber entschieden, aber das BGH hat sich in einem verwandten Fall mehr spielerfreundlich gezeigt.

In der jüngsten Verhandlung am BGH in Karlsruhe wurde die Frage des Europarechts diskutiert. Die Anwälte von Tipico forderten ein ECJ-Referenz, während das BGH dies bisher nicht notwendig gefunden hatte. Richter Koch schlug vor, dass es in dem aktuellen Fall Fragen gäbe, die ein ECJ-Referenz rechtfertigen könnten.

Wenn das BGH für den Spieler entscheiden würde, könnte es zu einer Wellen von ähnlichen Klagen führen, da tausende solcher Fälle bereits in deutschen Gerichten liegen und Firmen wie Gamesright involviert sind, die die Ansprüche der Spieler kaufen und die juristischen Verfahren durchführen, um eine Provision bei Erfolg zu erhalten. Gamesrights Co-Gründer Hannes Beuck zeigte sich optimistisch nach der Verhandlung.

Die Frage, ob der Anbieter wegen der unrechtmäßigen Sportwetten durchgeführt wurde, weil er eine verzögert erhaltene Lizenz in Verletzung von Union-Recht strafbar ist, wurde in der Verhandlung auch aufgeworfen. Der BGH-Anwalt betonte die unzulässige Mitwirkung an der Lizenzverweigerung als Ursache für die Situation von Tipico.

Das Ergebnis dieses wegweisenden Falls könnte klare Richtlinien für Gerichte bei der Bearbeitung ähnlicher Fälle in Zukunft liefern. Das BGH hat noch kein Urteil verkündet. In Karlsruhe, im Bundesverfassungsgericht (BGH), setzt sich die Federal Court of Justice weiter mit den komplexen Zusammenhängen von Sportwetten, rechtmäßigen Lizensen und Verbraucherschutzrechten auseinander.

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