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Berliner Möwen: Wie Küstenvögel in die Hauptstadt kommen

Möwen in Berlin
Eine Möwe sitzt vor einem Ausflugsschiff auf einem Poller in der Spree.

Welche Orte in Berlin liegen den Nordseeinseln am nächsten? Stadtnaturexperte Derk Ehlert erklärt, dass mit Kies bedeckte Flachdächer in großer Höhe am stärksten wie eine Insel wirken, gemessen am Brutverhalten der vielen Möwen in der Hauptstadt. Es gibt so viele Vogelnester in Berlin. „Die berühmten Brutplätze in freier Wildbahn sind eigentlich Inseln, unberührte Gebiete mit Kies und Sand, die nicht gestört wurden.“ Doch in der Nordsee und der Ostsee werden ihre Zahlen immer kleiner, weil sie bebaut oder als Menschen genutzt werden Naherholungsgebiet.

Deshalb sind Tiere auf der Suche nach neuen Lebensräumen und suchen nach neuen Lebensräumen. Im Landesinneren – etwa auf dem Dach des großen Alexa-Einkaufszentrums am Alexanderplatz. „Wir gehen davon aus, dass es in der Stadt mehr als 150 Brutvogelpaare gibt“, sagte Ellert. Außerdem gibt es im Otto-Wels-Haus Unter den Linden und auf den Dächern der Gropiusstadt und des Märkischen Viertels Brutstätten großer Möwenarten, deren Namen überhaupt nicht nach Wolkenkratzern und Beton klingen: In Berlin leben Silbermöwen, Mittelmeermöwen, Sturmmöwen und Steppenmöwen. Experten zufolge sind diese Tiere seit Jahrzehnten nur Sommergäste, doch seit mehr als einem Jahrzehnt kommen sie auch als Brutvögel in die Hauptstadt.

Die kleineren Lachmöwen, von denen es laut Ellert etwa 50 bis 60 Brutpaare gibt, sind seit jeher in Berlin heimisch. Es hat einen roten Schnabel, rote Beine und einen Kopf, der im Sommer komplett dunkelbraun ist. Im Gegensatz zu ihren größeren Verwandten brüten diese Vögel nicht auf Dächern, sondern auf kleinen Inseln und Seerosen, beispielsweise im Miguel-See.

Laut Ellert brüten inzwischen auch in Berlin große Möwen. Auch wegen des Mangels an Nahrungsmitteln. Es gibt zu wenige Fische im Wasser und es gibt immer weniger Fischerboote. Im Landesinneren wollten sie mehr Essen. „Übrigens geben sie den Küken keine Chips oder Döner, sondern die Küken bekommen tatsächlich das, was sie sonst bekommen hätten: Fisch“, erklärt Ellert. Dazu fliegen Erwachsene ins Wasser, teilweise zum Wannsee oder zum Miguelsee. Ein besonderer Leckerbissen: Mäuse und Kleinsäuger werden auch an Kleinkinder verfüttert. Erwachsene sind nicht besonders wählerisch, sondern essen hauptsächlich Fisch.

Die Brutzeit endet etwa Ende Juli. Alexas Dach sei jetzt leer, sagte Eilert, und die meisten großen Möwen seien nicht mehr in Berlin. „Viele von ihnen haben Deutschland längst verlassen und sind bereits irgendwo auf der Welt.“ Wandern ist ein typisches Merkmal von Vögeln. Experten zufolge fliegen große Möwen mehrere Jahre lang und kehren dann oft zu ihrem Geburtsort zurück. Manche Berliner Möwen kehren nicht in die Hauptstadt zurück, sondern brüten in anderen Großstädten wie Hamburg oder Stuttgart. „Wenn sie hier aufwachsen, bleiben sie meist in der Stadt.“

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