Es sind News, wie man sie in der Finanzszene schon befürchtet hat: Am Dienstagmittag stellt die Berliner Krypto-Bank Nuri einen Insolvenzantrag. So jedenfalls steht es im Insolvenzregister. Das 2015 unter dem Namen Bitwala gelaunchte Startup kämpfte bis zur Bekanntgabe um weitere Investorengelder. Allerdings scheiterte eine neue Finanzierungsrunde.
Die Zahlungsunfähigkeit rechtfertigt Nuri mit den Folgen der Corona-Pandemie, der Verwerfung auf dem Kapitalmarkt infolge des Ukrainekonfliktes sowie dem Zusammenbruch des Kryptomarktes. Seit Jahresbeginn sind die Kurse von Bitcoin und Co. um die Hälfte eingebrochen. Vorerst bleibt der Geschäftsbetrieb bei Nuri erhalten. Zeitgleich wird nach eigenen Angaben an einem Konzept zur Restrukturierung gearbeitet.
Im April bezifferte Nuri die verwaltete Bilanzsumme auf 500 Millionen Euro. Von der Insolvenz sind Einlagen auf Bankkonten, Krypto-Wallets und anderen Nuri-Angeboten jedoch nicht betroffen. Auch einen entsprechenden Auszahlungsstopp wird es nicht geben. Nach Unternehmensangaben brauchen sich Nuri-Kunden keine Gedanken um ihre Einlagen zu machen. Das Vermögen der Kunden befindet sich bei der Partnerbank Solaris.
Inzwischen verzeichnet das Fintech bereits knapp 500.000 Kunden, welche mit Hilfe der App mit Kryptowährungen agieren. Die Tatsache, dass Nuri nun insolvent ist, sollte sie dennoch nicht überraschen. Das in Berlin ansässige Fintech steckt bereits seit Monaten in Finanzproblemen. So kündigte Nuri im Juni an, gut ein Viertel seiner 200 Mitarbeiter zu entlassen.
Besorgnis gegenüber der Fintech-Szene
Damit hat das erste deutsche Fintech-Unternehmen im Zuge des Krypto-Crashs Insolvenz angemeldet. Vor allem die Partnerschaft mit der US-amerikanischen Krypto-Lending-Seite Celsius Network, die Mitte Juli auch Insolvenz angemeldet hat, trägt daran die Schuld. Das Unternehmen verlieh Kryptowährungen, ermöglichte Kredite, die durch Cyberdevices abgesichert waren, und bot Krypto-Sparprodukte an.
Bei der riskanten Krypto-Sparkasse haben Anleger Krypto-Vermögenswerte gebunkert und dafür Zinsen von bis zu 17 Prozent erhalten. Aufgrund der Unruhen an den Märkten stoppte Celsius im Juni Überweisungen und Abhebungen. Dadurch verloren die Anleger den Zugriff auf ihre Kryptowährungen.
Auch die Kunden von Nuri hatten darunter zu leiden. Diejenigen, die in ein spezielles Produkt der Neobank – das Bitcoin-Einkommenskonto – investiert hatten, zahlten ihr Geld über Umwege bei Celsius ein. Mithilfe von Nuri haben die Kunden Celsius Bitcoins geliehen. Man hat ihnen eine Rendite von drei Prozent pro Jahr auf ihre Bitcoins in Aussicht gestellt. Nach wie vor fürchten die Betroffenen um ihr Geld.
Branchenkenner aus der Finanzszene verfolgen die Entwicklungen bei den Fintechs daher mit großer Sorge. Durch das verschlechterte Marktumfeld wird es für sie immer schwieriger, Risikokapitalgeber für Finanzierungsrunden zu begeistern.
Insbesondere Anbieter, die sich exklusiv auf die besonders schwankungsanfälligen Kryptowährungen spezialisiert haben, sind nach Ansicht eines Experten gefährdet. Viele Privatinvestoren ziehen sich aus dem Markt zurück, was es für Krypto-Startups deutlich schwieriger macht, Geschäfte zu machen, fügt er hinzu.
Was nun mit Nuri passiert, ist noch vollkommen unklar. Doch zunächst einmal muss das zuständige Berliner Landgericht dem Insolvenzantrag zustimmen.
Quelle: www.wiwo.de