Das Justizvollzugskrankenhaus (KMV) im Berliner Stadtteil Reinickendorf ist weiterhin überfüllt. Die Situation dort ist seit langem angespannt, die Kapazitäten reichen einfach nicht aus. Die Senatsgesundheitsverwaltung teilte am Montag auf Anfrage mit, dass die Ordnungsbehörden mit Stand Ende September (26. September) 549 stationäre Betten mit 619 Patienten genehmigt hätten. In vielen Bundesländern sind sogenannte Spezialkliniken des Strafvollzugs, die sich auf die Behandlung suchtkranker Straftäter konzentrieren, bereits überfüllt.
Die 12 zusätzlichen Plätze in der Klinik sind jetzt besetzt.
Der Gesundheitsvorstand sagte, die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege arbeite „aktiv und beharrlich daran, die Situation bei KMV zu verbessern“. Krankenhäuser sollten erweitert und renoviert werden, um der Überfüllung und dem Aufnahmedruck gerecht zu werden. „Die 12 neuen Flächen im Gebäude 4 des KMV-Geländes sind nun bezogen.“
Die Suche nach Immobilien für einen weiteren Standort aus dem Portfolio der Berliner Immobilienmanagement GmbH wurde erfolgreich abgeschlossen. „Konkrete Nutzungen sind noch in Verhandlung.“ Eine behördenübergreifende Arbeitsgruppe erarbeitet derzeit den „Masterplan KMV 2040“.
Die Tageszeitung „taz“ berichtete am Montag, dass ein Patient in der Klinik über nahezu unerträgliche Zustände klagte. Die Frau sagte, sie sei in einen Hungerstreik getreten und habe eine Reihe von Forderungen gestellt. Ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung sagte, die KMV-Leitung habe die Anfragen zur Kenntnis genommen.
Die Frau trat jedoch nicht in den Hungerstreik. „Wie uns KMV-Ärztlicher Leiter Sven Reiners bestätigte, konnte die Patientin essen und trinken.“ Sie drohte Anfang letzter Woche mit einem Hungerstreik, aß am nächsten Tag aber wieder etwas.
Das Berliner Gefängnissystem sorgte im Februar für landesweite Schlagzeilen. Im Jahr 2021 wurde ein wegen besonders schwerem Raub und schwerer Körperverletzung zu einer siebenjährigen Haftstrafe verurteiltes Clanmitglied wegen Überbelegung vorläufig freigelassen. Kurz darauf musste die Berliner Staatsanwaltschaft aus Platzgründen einen weiteren Verbrecher freilassen.
Kritik am Berliner Strafvollzug hat eine lange Geschichte.
Kriminelle werden in das Strafrechtssystem eingeordnet, wenn ein Gericht sie für psychisch krank oder süchtig hält. Bei einer längeren Strafe kann die Freiheitsstrafe geteilt werden. Einige werden im Gefängnis sitzen, gefolgt von Disziplinarmaßnahmen. Dort wird darüber entschieden, ob der Verurteilte den Rest seiner Strafe weiter verbüßen muss oder nach der Hälfte seiner Strafe freigelassen wird.
In Berlin erlebte das KMV-Personal bereits im Jahr 2020 eine „dauerhafte Überbelegung“ und einen „gravierenden Personalmangel“ » Beschwerden sind für eine Zunahme der Gewalt in Kliniken verantwortlich. Anfang des Jahres kritisierte Peter Boebert, Präsident der Berliner Ärztekammer, die Zustände in den Gefängniskrankenhäusern als erschreckend und inakzeptabel.