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Bekommt das Saarland eine große Halbleiterfabrik?

Saar-Industrie
Am ehemaligen Kohlekraftwerk Ensdorf könnte das weltweit größte Werk für Halbleiter aus Silizumkarbid entstehen.

Siliziumkarbid-Halbleiter gelten als wegweisend für Elektrofahrzeuge. Mit diesen leistungsstarken Chips könnten Elektrofahrzeuge noch attraktiver werden: Sie versprechen schnelleres Laden, sparsamen Verbrauch und höhere Reichweiten.

Auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks im saarländischen Ensdorf will der US-Chiphersteller Wolfspeed laut aktuellen Medienberichten nun die nach eigenen Angaben weltgrößte Siliziumkarbid-Halbleiterfabrik errichten. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es noch nicht.

An diesem Mittwoch könnte die Lage klarer werden. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) haben nach Angaben des Bundeskanzleramtes in Ensdorf (15.30 Uhr) „an einer Veranstaltung zu einem industriepolitischen Vorhaben im Bereich Mikroelektronik teilgenommen“. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt.

Wolfspeed braucht Finanzierung

Auch der Automobilzulieferer ZF hält eine Minderheitsbeteiligung an dem Werk, berichtete das Handelsblatt. Laut “Saarbrücker Zeitung” und Saarländischem Rundfunk sollen bis zu 1.000 Stellen geschaffen werden. Die Massenproduktion solcher Chips, die vor allem in Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen, soll in wenigen Jahren beginnen. Die Landesregierung des Saarlandes und ZF wollten sich zu den Berichten nicht äußern.

Geplant ist Medienberichten zufolge auch ein gemeinsames Forschungszentrum mit ZF als Mehrheitsbeteiligung. Der Automobilzulieferer ZF beschäftigt in seinem Werk Saarbrücken rund 9.000 Mitarbeiter. Im November 2022 gab ZF bekannt, dass das Werk Saarbrücken zu einem führenden Werk für Elektroantriebe wird. ZF-Vorstand Stephan von Schuckmann sagte, es seien Investitionen im dreistelligen Bereich geplant, um die Antriebstechnik für künftige reine Elektrofahrzeuge zu entwickeln.

Laut Handelsblatt hat das Wolfspeed-Projekt jedoch noch keine staatliche Förderzusage erhalten. Fördermittel sind Voraussetzung für ein Engagement im Saarland. Halbleiterhersteller verwenden in der Regel öffentliche Fördermittel in Höhe von 40 Prozent der Gesamtkosten.

Viele Branchen brauchen Chips

Das amerikanische Unternehmen Wolfspeed wurde 1987 in Durham, North Carolina, unter dem Namen Cree gegründet. Wolfspeed ist nach eigenen Angaben Marktführer für Halbleiteranwendungen auf Basis der speziellen Leitmaterialien Siliziumkarbid und Galliumnitrid. Diese Chips werden unter anderem für Elektrofahrzeuge, Schnellladegeräte, 5G-Mobilfunktechnologie, Energiespeicher sowie Projekte in der Luft- und Raumfahrt- und Verteidigungsindustrie benötigt.

Im Geschäftsjahr 2022 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 746 Millionen US-Dollar (689 Millionen Euro). Bis 2027 soll der Umsatz auf 4 Milliarden US-Dollar (3,7 Milliarden Euro) steigen. Das geplante neue Werk, das den Investoren im Oktober 2022 vorgestellt wurde, wird das bisher größte Wolfspeed-Werk an einem noch nicht bekannt gegebenen Standort sein.

Allein diese neue Einrichtung repräsentiert mehr als 2 Milliarden US-Dollar der Gesamtinvestition des Unternehmens in Höhe von 6,5 Milliarden US-Dollar. Mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes wird aus der neuen Fabrik kommen. Der Baubeginn ist für 2023 geplant, die Produktion soll 2027 beginnen.

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