Nach dem überraschenden Rücktritt von Arif Tasdelen als Generalsekretär der bayerischen SPD will der Landtag am Freitagmorgen über einen Nachfolger entscheiden. Anschließend stimmt der Ausschuss über die Vorschläge der beiden Landesvorsitzenden Ronja Enders und Florian von Buren ab. Innerhalb der SPD besteht die feste Erwartung, dass der Bundesvorstand dem Vorschlag folgen wird. Der Nürnberger Landtagsabgeordnete Tasdren war im April 2021 auf Betreiben von Enders und von Buren in das Parteibüro gewählt worden, was auch für den Wahlkampf wichtig war, und die Suchenden zunächst nicht an die Öffentlichkeit entlassen. Die SPD spricht nur von männlichen und weiblichen Kandidaten. Die SPD hielt nach der Landeshauptmannsitzung um 10 Uhr eine Pressekonferenz in der Parteizentrale in München ab.
Die Generalsekretärswahl zu Beginn des Wahljahres verläuft äußerst ungünstig für die seit Jahren in der Krise befindliche SPD in Bayern. Nachdem der Landesverband bei der Landtagswahl 2018 auf ein Allzeittief von 9,7 Prozent gefallen war, gelang der Partei keine erneute Wende. In Meinungsumfragen schwankt sie immer noch zwischen 9 % und 10 %. Von einem Regierungswechsel in Berlin unter SPD-Kanzler Olaf Schulz profitierten die Genossen im Freistaat letztlich nicht.
Tastelen trat am Mittwoch nach weniger als zwei Jahren im Amt zurück. Damit reagierte er auf parteiinterne Vorwürfe, er habe sich gegenüber jungen Frauen unangemessen verhalten – mit der Tat habe er aber nichts zu tun. Tasdelen empfand es als schwere Belastung für ihn und seine Familie. Zugleich betonte er, die SPD solle “in diesem wichtigen Landtagswahljahr ungestört” in Neuberufungen starten können.
Kurz vor Weihnachten wurde bekannt, dass Tasdren wegen seines unangemessenen Verhaltens gegenüber jungen Frauen nicht das war, was er für seine eigene Partei – die Jusos – wollte. Auch wenn alle Parteien betonen, dass es sich nicht um ein kriminelles Fehlverhalten von Tasdren handelt. In einem Fall soll Tasdelen auf der Handynummer eines jungen SPD-Kandidaten bestanden haben. Tasdren hatte ursprünglich angekündigt, in Zukunft bei der Formulierung und Teilnahme an sogenannten Awareness-Trainings vorsichtiger zu sein.