Bayer-Aktien erleiden historischen Absturz
In den USA verliert Bayer erneut den Glyphosat-Prozess. Nun muss das Unternehmen auch die Forschung an einem wichtigen Medikament stoppen. Das gefällt den Anlegern überhaupt nicht. Die Bayer-Aktie fiel auf den tiefsten Stand seit Jahrzehnten.
Das jüngste Unglück des Pharma- und Agrarkonzerns Bayer geht weiter. Neben einem weiteren Rückschlag bei seinen US-amerikanischen Glyphosatversuchen erleidet das Leverkusener Unternehmen nun auch ein verheerendes Scheitern bei Studien zu seinem wichtigsten Medikamenten-Hoffnungsträger Asundexian. Die Börsenanleger reagierten schockiert. Die Bayer-Aktie fiel im frühen Handel um fast 19 % auf den tiefsten Stand seit 14 1/2 Jahren im Leitindex Dax. Es war der größte Preisverfall seit mindestens 32 Jahren. Dadurch sank der Marktwert des Aspirin-Herstellers um rund 7,6 Milliarden Euro.
„Das ist ein schwerer Rückschlag für Bayer. Asundexian ist das Juwel in der Pharmapipeline von Bayer und ohne Wirkstoffe kann die Pharmasparte kein nachhaltiges Wachstum erzielen“, sagte Markus Manns, Fondsmanager beim Großaktionär Union Investment. Für CEO Bill Anderson wird die Gestaltung eines Neuanfangs eine gewaltige Aufgabe sein.
Bayer gab in der Nacht bekannt, dass es eine zulassungsrelevante Phase-3-Studie mit Asundexian wegen fehlender Validität der Empfehlungen der unabhängigen Agentur vorzeitig beenden werde. Beim 18.000sten Studienteilnehmer wurde das Medikament Asundexian untersucht bei Patienten mit Vorhofflimmern und Schlaganfallrisiko im Vergleich zum Antikoagulans Eliquis der Konkurrenten Bristol-Myers Squibb und Pfizer. Die Wirksamkeit von Asundexian erwies sich im Vergleich zur Kontrollgruppe der Studie als schlechter. Das Unternehmen hofft, die Daten weiter analysieren zu können, um die Ergebnisse besser zu verstehen.
Für Bayer sind neue Antikoagulanzien die größte Hoffnung in der Medikamentenforschung. Basierend auf bisherigen Informationen geht das Unternehmen davon aus, dass allein Asundexian ein Spitzenumsatzpotenzial von mehr als 5 Milliarden Euro hat, mehr als jedes andere Medikament vom Unternehmen. Auf die Frage nach dieser Prognose lehnte Bayer eine Stellungnahme ab. Das Medikament soll im Jahr 2026 auf den Markt kommen und entspricht nach vorläufigen Daten in etwa dem Konkurrenzprodukt Eliquis.
Noch zu früh Im November erweiterte Bayer sein Studienprogramm für das Medikament auf fast 30.000 Patienten aus mehr als 40 Ländern. Teilnahme an der Studie Die Studie, für die noch nicht mit der Rekrutierung begonnen wurde, richtet sich an Patienten mit Vorhofflimmern, die keine bestehende gerinnungshemmende Tablettentherapie erhalten sollte eigentlich die jetzt ausgesetzte Studie ergänzen. Die Phase-3-Schlaganfallstudie mit 9.300 Probanden, in der Asundexian die Wirksamkeit bei der Prävention von ischämischen Schlaganfällen testet.
Bayer verliert Glyphosat-Studie erneut
Die Erweiterung der Medikamentenpipeline des Leverkusener Konzerns ist von entscheidender Bedeutung, da die Patente auf seine Blockbuster-Medikamente, das Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenmedikament Eylea, Mitte des Jahrzehnts auslaufen sollen. Analysten argumentieren seit langem, dass die Produktpipeline zu schwach ist, um sie aufzunehmen Die Umsatzeinbußen, wenn die Patente auf Top-Medikamente auslaufen. Doch mit dem Aufkommen von Asundexian hat sich die Atmosphäre verändert. Die Ankündigung des vorzeitigen Abbruchs der Studie kommt nun völlig überraschend. Analysten von Barclays erklären, dass das Pharmageschäft von Bayer dadurch vor erheblichen Herausforderungen stehe.
Weitere schlechte Nachrichten kamen am Wochenende aus der Agrarsparte von Bayer, als das Unternehmen seinen vierten Rechtsstreit in Folge wegen der angeblich krebserregenden Wirkung seines Herbizids Glyphosat verlor. Eine Jury im US-Bundesstaat Missouri verurteilte das Unternehmen zur Zahlung insgesamt 1,56 Milliarden US-Dollar an vier Kläger. Bayer kündigte seine Berufung an: „Im Gegensatz zu früheren Rechtsstreitigkeiten hat das Gericht den Klägern in diesem jüngsten Fall unangemessen erlaubt, regulatorische und wissenschaftliche Fakten falsch darzustellen.“
Bayer hat im Prozess im Oktober drei Niederlagen in Folge hinnehmen müssen. Das Leverkusener Unternehmen hat zuvor neun Klagen in Folge gewonnen. Bayer hat die Vorwürfe gegen Glyphosat stets zurückgewiesen. Weltweit haben maßgebliche Behörden das Medikament als nicht gesundheitsschädlich eingestuft. Krebserregend. Allerdings stufte die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Wirkstoff im Jahr 2015 als „möglicherweise krebserregend“ ein. Zuletzt wurden rund 165.000 Fälle registriert. Von den Behauptungen müssen noch 52.000 vereinbart werden.
Quelle: www.ntv.de